15 Frauen wurden in Elmshorn im Projekt MiMi zu Gesundheitslotsen ausgebildet

Elmshorn. Olga Karpova kam vor zehn Jahren aus der Ukraine nach Deutschland und lebt heute in Elmshorn. Sie möchte ihre Landsleute über Gesundheitsthemen aufklären und ihnen unter anderem die Angst vor Impfungen nehmen. Die Irakerin Nibras Said wanderte ebenfalls vor zehn Jahren ein. Die studierte Mikrobiologin und dreifache Mutter aus Elmshorn hofft auf einen Job. Sie hat sich schon in zahlreichen Laboren beworben, bisher aber nur Praktika machen dürfen. Stefka Nikolova aus Bulgarien lebt seit anderthalb Jahren in Husum und spricht schon fließend Deutsch. Sie möchte künftig mit Migranten arbeiten.

Die drei Frauen möchten gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und nehmen deshalb am Gesundheitsprojekt MiMi – kurz für „Mit Migranten für Migranten" – teil. Mit zwölf Mitstreiterinnen trafen sich die Frauen seit Anfang Oktober in den Räumen des Flora Gesundheitszentrums in Elmshorn. Dort wurden die Migrantinnen aus Polen, China, Bulgarien, der Ukraine und Kirgisistan, Russland, Lettland sowie der Türkei und Kasachstan zu Themen wie dem deutschen Gesundheitssystem, gesunder Ernährung, Kindergesundheit, Unfallprävention, Vorsorgeuntersuchungen und Impfschutz ehrenamtlich von Ärztinnen geschult. Die Allgemeinmedizinerin Barbara Knörer, Kinderärztin Maike Lindner, beide Mitglieder des Gesundheitsnetzes Elmshorn, Gesundheitsamtsmedizinerin Angelika Roschning sowie Chemikerin Ilka Kill gaben ihr Fachwissen an die Teilnehmerinnen weiter.

Referenten des Ethno-Medizinischen Zentrums Hannover ergänzten Informationen zu Didaktik, Medieneinsatz und Organisation eigener Informationsveranstaltungen. Mit diesem Wissen werden aus den Migrantinnen sogenannte Gesundheitslotsen.

Als Multiplikatoren geben sie das Gelernte in selbst organisierten Vorträgen und Projekten an ihre Landsleute weiter. „Sie beherrschen die deutsche Sprache und haben einen besonderen Zugang zu ihnen“, sagt Lidia Pfeiffer, Projektkoordinatorin vom AWO Landesverband Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit Allegra Tekleab von der Koordinierungsstelle Integration der Stadt Elmshorn und Andrea Paulsen vom Flora Gesundheitszentrum in Elmshorn stellvertretend für das Gesundheitsnetz Elmshorn organisierte und leitete sie das Projekt vor Ort. Finanziell unterstützt wurde es unter anderem vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein.

Zum Teil nahmen die Frauen weite Wege auf sich, reisten abends aus Husum, Kiel, Eckernförde und Hamburg an, um gut gerüstet ihre ehrenamtliche Arbeit in Sachen Gesundheit aufnehmen zu können. So bunt gemischt wie ihre Herkunftsländer sind auch ihr soziale Hintergründe: unter ihnen Altenpflegerinnen, Sozialpädagoginnen, Hausfrauen und Mütter, Psychologinnen, Studentinnen, Juristinnen.

Außer der fachlichen Ausbildung ist auch die Vernetzung untereinander sehr wertvoll. „Ich stelle mir oft vor, wie es wäre, in ein fremdes Land zu kommen, die Sprache nicht zu können und niemanden zu kennen“, sagt die Elmshorner Kinderärztin Lindner, die in ihrer Praxis unter anderem Flüchtlinge aus Syrien oder Afghanistan betreut. „Das ist eine tolle Sache, wie sich die Teilnehmerinnen gegenseitig unterstützen“, so Lindner.

Auch mehrere Elmshornerinnen engagierten sich nach Feierabend und am Wochenende, damit Menschen aus ihren Kultur- und Lebenswelten darin bestärkt werden für sich und ihre Kinder die vorhandenen Gesundheitsdienste und Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen und mehr Verantwortung zu übernehmen. Die Ausbildung der Gesundheitsmediatoren endete nun mit einer praktischen Prüfungsübung. Im Anschluss erhielten die Teilnehmerinnen ein Zertifikat.

„Ich werde das Gelernte an meine türkische Freundin weitergeben“, sagt Ingrid Welsch aus Barmstedt, die einzige „Bio-Deutsche“ in der Runde, wie sie sich selbst mit einem Augenzwinkern bezeichnet. Sie vertritt ihre Freundin, die aus zeitlichen Gründen nicht selbst am MiMi-Projekt teilnehmen konnte. Welsch engagiert sich für den Kirchenkreis und arbeitet eng mit Migranten zusammen. „Meine Freundin wird dann für die Türken in der Gemeinde übersetzen“, sagt Welsch.