Wahl findet nur alle zehn Jahre statt. Konventualinnen der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft trafen sich in Uetersen

Uetersen. Mittelalter trifft Moderne: Am Wochenende kamen zwölf Konventualinnen der Klöster der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft Uetersen, Preetz und Itzehoe zusammen, um Konvente abzuhalten, einen gemeinsamen Gottesdienst zu feiern und sich auszutauschen. „Diese Treffen finden seit zwei Jahren statt, um den Verband zu stärken und um zu schauen, wie wir den adligen Damenstift, ein Konstrukt vergangener Jahrhunderte, in die heutige Zeit transportieren können“, sagt Karine von Rumohr. Die 36-Jährige aus dem Hause Drült stammt aus dem schleswig-holsteinischen Uradels-Geschlecht. Als 44. Priörin des Klosters Uetersen leitete sie die Zusammenkunft.

Gemeinsam entwarfen die Frauen eine Broschüre für junge Eltern in der Ritterschaft, um sie zu ermutigen, ihre Töchter in dem Damenstift einzuschreiben. „Zudem haben wir einen Jahresbrief verfasst, in dem wir die Expektantinnen und Eltern darüber informieren, was wir im vergangenem Jahr gemacht haben“, sagt Karine von Rumohr. Sie planten das Ritterschaftsfest im Januar auf dem Schloss in Glücksburg und den nächsten Konvent in Itzehoe, passten die Satzung an, besetzten den Vorstand neu, begrüßten eine neue Konventualin in ihrem Kreis und verabschiedeten eine, die sich jüngst verlobt hat. Und sie sprachen über ihren sozialen Auftrag, der sich aus ihrer Geschichte heraus ergibt.

Keine der Damen, die dem Konvent angehört, nimmt ihr Wohnrecht in Uetersen in Anspruch. Der adlige Damenstift muss sich daher neu erfinden. Vieles, was früher als Lebensabsicherung gedacht war, ist heute nicht mehr notwendig. „Wir sind ganz anders in der Welt verankert, verdienen unser eigenes Geld und sind oft nicht auf die Männer in unserer Umgebung – Väter, Brüder, Onkel – angewiesen, wenn wir nicht heiraten. Für uns ist etwas Anderes wichtig: die Vernetzung untereinander, sowohl sozial als auch beruflich“, sagte Karine von Rumohr dem Abendblatt bereits vor zwei Jahren. Damals reifte der Plan, sich mit anderen Konventualinnen stärker zu vernetzen.

Andere Dinge blieben über acht Jahrhunderte hindurch erhalten: So müssen die Konventualinnen aus einer ritterlichen Familie stammen, ehelich geboren und unverheiratet sein. Karine von Rumohr wurde gleich nach der Geburt von ihrem Vater eingeschrieben. Nach dem Tod der Priörin Asta von Bethmann-Hollweg wurde sie 2005 von den Konventualinnen zur Priörin gewählt und reihte sich damit in die Riege der Priörinnen und ritterschaftlichen Amtsträger ihrer Familie ein. Das Amt der Priörin wird sie bis zur Hochzeit oder bis zum Lebensende bekleiden.

Anders verhält es sich mit dem Klosterprobst. Er wird alle zehn Jahre von den Uetersener Stiftsdamen gewählt. An diesem Wochenende war es wieder soweit. Als einziger Kandidat stand Amtsinhaber Hubertus Graf von Luckner zur Wahl. Er wurde einstimmig wiedergewählt. In Uetersen kümmern sich von Luckner und seine Frau Sabine um die täglichen Belange und Immobilien des Klosters und die Anliegen der Mieter. Seine Familie wurde 1792 in die Ritterschaft aufgenommen.

Der 59-Jährige hatte der Volkswirt, der in einer Bank arbeitet, die Aufgaben 1993 von seinem Vater Ernst-Günther übernommen. Die Bausubstanz ist alt und so bemüht sich der Probst auch um Spenden und Fördermittel, um die Klosteranlage zu erhalten – alles ehrenamtlich. veranstalten Konzerte, Open-Air und neuerdings auch in der Kulturscheune, und richten das Altstadtfest mit aus. Er arrangiert Adventsmärkte, Lesungen und alle zwei Jahre die Klostertage. Warum nimmt jemand freiwillig so viel Arbeit auf sich? „Mich reizt der lebendige Umgang mit Geschichte“, sagt Graf von Luckner. „Ich möchte die Tradition mit Leben füllen.“

Zu den Aufgaben der Priörin wiederum gehören die Repräsentation des Klosters bei offiziellen Anlässen, Konventen und Zusammenkünften der Ritterschaft. Darüber hinaus betreut Karine von Rumohr die Internetseite der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft (www.sh-ritterschaft.de). Dazu muss sie nicht permanent in Uetersen sein. Denn anders als ihre Amtskolleginnen in Preetz, Itzehoe und Schleswig lebt Karine von Rumohr nicht im Kloster, sondern pendelt zwischen ihren Wohnorten in Hamburg und Laufen.