Telekom will aus Kostengründen weitere Telefonzellen abbauen. Uetersens Politiker sträuben sich dagegen

Uetersen. Jahrzehntelang waren sie Teil des deutschen Stadtbildes: Die gelben Telefonzellen der Telekom, ehemals Deutsche Post. Die meisten Telefonzellen sind schon längst nicht mehr gelb sondern in Telekom-Magenta. Und auch diese sollen, wenn es nach der Telekom geht, so wie die restlichen gelben Zellen weitgehend aus dem Stadtbild verschwinden. Seit knapp zehn Jahren betreibt die Telekom parallel zum Aufbau der mobilen Funknetze den Abbau der altvertrauten Telefonhäuschen. Mit den Mobiltelefonen verdient der Konzern Milliarden, mit den Telefonhäuschen eher nicht. Viele von ihnen sind sogar defizitär für das Unternehmen und sollen deshalb verschwinden. Doch die Kommunen spielen oft nicht mit. So auch in Uetersen.

In der Rosenstadt will die Deutsche Telekom AG fünf öffentliche Telefone abbauen lassen. „Die Nutzung von öffentlichen Telefonstellen ist infolge der erreichten Vollversorgung mit privaten Telefonanschlüssen und der weit verbreiteten Handy-Nutzung in den letzten Jahren ganz erheblich zurückgegangen“, erklärt Torsten Gutzeit vom Zentrum Mehrwertdienste der Deutschen Telekom. „Dies hat zur Folge, dass der Betrieb der Mehrzahl der derzeit bestehenden Telefonstellen extrem unwirtschaftlich ist.“ Laut der „Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände zum konsensualen Abbau öffentlicher Münz- und Kartentelefone“ sei der Fall der Unwirtschaftlichkeit dann erreicht, wenn der Umsatz pro Telefonzelle weniger als 50 Euro im Monat beträgt. Der Unterhalt der Telefonhäuschen, inklusive Strom, Reinigung und Reparaturen, liege laut der Telekom bei etwa 100 Euro im Monat pro Anlage. Aufgrund dieser Diskrepanz wurden in den vergangenen Jahren der Rückbau der Telefonhäuser von der Telekom massiv vorangetrieben worden. Mehr als 128.000 wollte die Telekom von 2001 an abbauen. Die Zahl wird aber geringer ausfallen, weil sich Widerstand regt.

Für Uetersens Politiker geht es um Sicherheit und Lebensqualität

Für August plante die Telekom, in Uetersen die Häuschen an der Bahnstraße/Pinnauallee und Kreuzmoor/Ahornweg, sowie die sogenannten Basistelefone am Esinger Steinweg, Rosentwiete und Seminarstraße abzubauen und fragte daher bei der Verwaltung nach, ob die Stadt dem Plan zustimmen würde. Die Verwaltung fand die Idee gar nicht gut und auch die Politiker sind über den Vorschlag alles andere als erfreut. Mit einem deutlichem Votum hat der Bauausschuss auf seiner jüngsten Sitzung gegen den Abbau der Telefone gestimmt. Denn es gehe um ein Stück Lebensqualität und Sicherheit in den Städten. Und das will sich die Kommune nicht nehmen lassen.

Vor allem für Senioren sind die Telefonzellen nach wie vor wichtig. Zwar sind in Deutschland mehr als 110 Millionen Mobilfunkanschlüsse vorhanden, die Zahl der Rentner, die ein Mobiltelefon nutzen, ist aber vergleichsweise überschaubar. „Es ist richtig, dass heute die Mehrzahl der Bürger im Besitz von Mobiltelefonen sind, das Verhältnis bei älteren Bürgern kehrt sich allerdings um“, so Uwe Staack, Vorsitzender des Uetersener Seniorenbeirates. Ein Mobiltelefon werde von vielen Senioren abgelehnt, beispielsweise aus Kostengründen und auch, weil die Bedienung viel komplizierter als beim traditionellen Telefon sei. Für Senioren seien öffentliche Fernsprecher damit weiterhin wichtig, um etwa ein Taxi oder im Notfall die Polizei kontaktieren zu können.

Auch wenn die Telefonhäuschen für die Telekom teilweise unrentabel sind: Ihre Häuschen wird sie so schnell nicht los, zum einen, weil die Kommunen einem Abbau zustimmen müssen, aber auch weil eine Grundversorgung mit öffentlichen Münz- und Kartentelefonen von der Telekom per Gesetz garantiert werden muss. Doch nicht alle Telefonhäuschen sind defizitär. An Bahnhöfen und anderen Verkehrsknotenpunkten verdient die Telekom gut an den Fernsprechern, trotz der weiten Verbreitung von Mobiltelefonen. Für Uetersens Kommunalpolitiker ist daher klar: Eine Umsatz- und Gewinnsteigerung der Telekom werde man nicht blindlings unterstützen.

Mit dem Vorschlag der Telekom kann sich die SPD anfreunden. Bis auf den Standort Seminarstraße. Der müsse erhalten bleiben. Mit dieser Meinung stehen die Genossen aber alleine da, denn niemand sonst sieht für Uetersen einen Vorteil darin, die Telefonzellen abzubauen. „Wir sollten alle ruhig stehen lassen, die kosten uns schließlich kein Geld“, urteilt CDU-Fraktionschef Andreas Stief.

Auch Grünen Ratsherr Bernd Möbius sieht keinen Grund, die Zellen abzubauen. „Für uns ist das kein Thema. Die Kosten sind alleine das Problem der Telekom“, sagt er Grünen-Politiker. Der Telekom könne aber entgegengekommen werden, indem alle Standorte in Basistelefone umgewandelt werden. Das Basistelefon ist deutlich kostengünstiger im Unterhalt, denn es braucht keine Extra-Stromversorgung, es ist nicht in einer Zelle untergebracht und hat keine Verkleidung gegen Regen. Es bietet weniger Komfort, aber: telefonieren kann man damit immer noch.