Abfallkooperation Unterelbe läuft Ende 2015 aus. Der Kreis Pinneberg muss von 2016 an die 65.000 Tonnen Hausmüll seiner Bürger allein entsorgen. Der MVA in Tornesch-Ahrenlohe fehlen dann 15.000 Tonnen Restmüll.

Kreis Pinneberg. Die vor 15 Jahren gegründete Abfallkooperation Unterelbe (AUE) zwischen den Kreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen läuft endgültig zum Jahresende 2015 aus. Steinburg und Dithmarschen werden ihre 44.000 Tonnen Restabfälle und 12.000 Tonnen Sperrmüll künftig im Heizkraftwerk Glückstadt verbrennen, um dort die Papierfabrik Steinbeis-Temming zu befeuern. Der Kreis Pinneberg muss von 2016 an die 65.000 Tonnen Hausmüll seiner Bürger allein entsorgen. Somit fehlen der Müllverbrennungsanlage (MVA) in Tornesch, um gut ausgelastet zu sein, etwa 15.000 Tonnen im Jahr, die sich GAB-Chef Gerd Doose auf dem norddeutschen Abfallmarkt besorgen will.

Es war damals das erste kreisübergreifende Abfallbündnis, das die drei benachbarten Kreise 1998 gegründet hatten, um gemeinsam eine mechanisch-biologische Abfallrotte-Anlage zu planen. Dazu kam es dann nicht, weil die Bundesgesetzgebung plötzlich der Müllverbrennung den Vorzug gab. Von Mitte 2005 an wurden dann die Mülllaster von Heide und Itzehoe täglich nach Tornesch gefahren, um die MVA der Gesellschaft für Abfallbehandlung (GAB) zum Glühen zu bringen. Damit ist es definitiv zum Jahresende 2015 vorbei. Dann läuft der Kooperationsvertrag nach zehn Jahren aus, den die Nachbarkreise nicht verlängert haben. Ende August haben die Nachbarkreise mit ihrer Vertragsunterzeichnung in Glückstadt das Ende der Kooperation mit Pinneberg endgültig besiegelt. Die EBS Concept der dortigen Papierfabrik habe sich bei einer Ausschreibung gegen acht Angebote durchgesetzt, sagte die Steinburger Umweltamtsleiterin Ines Wittmüß zur Begründung. Es sei das wirtschaftlichste Angebot gewesen.

So haben die Überkapazitäten an Verbrennungsöfen die Entsorgungskosten in den letzten Jahren drastisch sinken lassen. Statt der 100 Euro je verbranntem Müll, den sie bislang an die GAB zahlen mussten, dürften Steinburg und Dithmarschen an das Heizkraftwerk in Glückstadt nur noch um die 70 Euro je Tonne Müll überweisen. Neben dem Preis sei die Verbrennung von Hausmüll für die Papierproduktion auch ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich effizient, begründete Dithmarschens Landrat Jörn Klimant diesen Ausstieg aus der AUE. Steinbeis-Temming senke seinen CO-2-Ausstoß um bis zu 60 Prozent.

GAB-Chef Doose bedauert diese Entscheidung seiner langjährigen Partner. „Es ist traurig, dass überhaupt nicht mehr über eine gemeinschaftliche Abfallwirtschaft diskutiert worden ist.“ Sang und klanglos hätten die Nachbarn die AUE zu Grabe getragen. Für Doose ist das ein strategischer Fehler. Für die Bürger im Kreis Pinneberg ändere das jedoch nichts. Die Abfallgebühren bleiben weiterhin stabil. Erst vor einem Jahr hatte der Kreis Pinneberg den Entsorgungsvertrag mit der GAB vorzeitig bis 2021 verlängert und festgelegt, dass das Entsorgungsgeld von zurzeit rund 16 Millionen Euro um weniger als ein Prozent pro Jahr steigen darf. Die Müllgebühren im Kreis Pinneberg sind seit 1998 praktisch nicht verändert worden.

GAB-Chef Doose rechnet mit einem Einnahmeverlust von 250.000 Euro

Gleichwohl wird die GAB, die zu 51 Prozent dem Kreis Pinneberg und zu 49 Prozent Europas größtem Abfallunternehmen Remondis gehört, durch den Ausstieg von Steinburg und Dithmarschen wirtschaftliche Verluste erleiden. Zwar wurden schon etwa 40.000 Tonnen des Nachbarmülls im Stellinger Ofen der Hamburger Stadtreinigung entsorgt. Vorsorglich hatte GAB-Geschäftsführer Doose diesen Vertrag mit den Hamburgern ebenfalls zum Jahresende 2015 befristet, damit die eigene Anlage in Tornesch nicht leerlaufen kann. Dennoch fehlen etwa 15.000 Tonnen, um die MVA mit ihren 55 Mitarbeitern weiterhin auf Volllast fahren zu können. „Die werden wir uns aus dem norddeutschen Raum holen“, ist Doose überzeugt. 10.000 Tonnen könnten beispielsweise von der Gewerbemüll-Sortieranlage in Hohenlokstedt kommen.

Allerdings wird er dabei Abstriche beim Entsorgungspreis machen müssen. Bei einem zurzeit üblichen Marktpreis von 70 Euro je Tonne könnte der Einnahmeverlust im schlimmsten Fall 450.000 Euro betragen. Doose rechnet aber eher mit der Hälfte dieses Umsatzausfalls. „Davon wird die Gesellschaft nicht pleite gehen.“ Die GAB ist hochprofitabel. Bei einem Jahresumsatz von 43 Millionen Euro erwirtschaftete der 180-Mann-Betrieb zuletzt einen Gewinn von 5,5 Millionen Euro, die der hochverschuldete Kreis zur Hälfte für andere Zwecke ausgeben konnte. Auch der 1988 in Betrieb gegangenen MVA prophezeit Doose noch eine lange Zukunft. „Die Müllverbrennungsanlage wird noch mindestens bis 2025 laufen. Es macht Sinn, die Abfallentsorgung auch zukünftig am Standort Tornesch-Ahrenlohe zu konzentrieren.“