In Pinneberg und Quickborn fehlen noch viele Freiwillige. Andernorts läuft die Rekrutierung dagegen reibungslos. Muss Pinneberg tiefer in die Kasse greifen, um Wahlhelfer zu bekommen?

Kreis Pinneberg . Langsam aber sicher wird für Kathrin Goldau die Wahl zur Qual. In knapp drei Wochen ist Bundestagswahl - und die Pinneberger Verwaltungsmitarbeiterin und ihre Kollegen aus dem Wahlbüro im Rathaus suchen immer noch händeringend nach Wahlhelfern. "Wir hatten vorher schon Probleme, aber da ging es um fünf bis zehn Personen. So schlimm wie diesmal war es noch nie", sagt Kathrin Goldau. Nach aktuellem Stand fehlen in Pinneberg noch 60 der 198 Wahlhelfer, die beim Urnengang am 22. September mindestens im Einsatz sein sollen.

Auch andere Kommunen hatten zuletzt noch nach Wahlhelfern für die Bundestagswahl gesucht. So angespannt wie in Pinneberg ist die Lage im Kreisgebiet allerdings nur noch in Quickborn. Hier werden noch etwa 50 Wahlhelfer gesucht, sagt Fachbereichsleiter Volker Dentzin. "Wir brauchen 176 für die 22 Wahllokale in Quickborn, Hasloh und Bönningstedt. 120 haben wir bislang." Die Wahlhelfer sollen in zwei Schichten von 8 bis 13 sowie 13 bis 18 Uhr arbeiten und bekämen dafür jeweils ein Honorar von 40 Euro.

Manch Freiwilliger aus Pinneberg engagiert sich derweil außerhalb seines Wohnortes, wie Christel Flemming aus der Verwaltung in Halstenbek sagt: "Es fällt auf, dass wir diesmal Wahlhelfer aus Pinneberg und Schenefeld haben. Vielleicht gucken die Leute, wo es wie viel Geld gibt." In Halstenbek bekommen die Helfer jeweils 40 Euro. Nach jetzigem Stand gibt es laut Flemming Zusagen von etwa 100 Wahlhelfern, angepeilt wird die Zahl von 108.

Muss Pinneberg tiefer in die Kasse greifen, um Wahlhelfer zu bekommen? "Die Bundeswahlordnung sieht eine Entschädigung von 21 Euro pro Person vor. Wir legen etwas aus der Stadtkasse drauf und zahlen den Beisitzern je 30 Euro und den Vorstehern je 40 Euro", erklärt Kathrin Goldau. "Es ist ein Ehrenamt, man opfert den ganzen Tag. Da ist das Geld nur ein Tropfen auf dem heißen Stein." Um es den Helfern im Wahllokal ein bisschen gemütlich zu machen, gibt es Kaffee und Naschkram.

In Rellingen war mit Handzetteln nach weiteren Wahlhelfern gesucht worden. Nun haben Michaela Warnecke und ihre Kollegen aus dem Rathaus die 90 Wahlhelfer fast zusammen. "Es sieht gut aus", so Michaela Warnecke. Wie sie sagt, machten auffällig viele Bürger von der Briefwahl Gebrauch. Als Briefwahlvorstande werden in Rellingen eigens 18 der Helfer eingesetzt, die 35 Euro Aufwandsentschädigung bekommen. Michaela Warnecke: "Wir haben einen festen Stamm. Die beanspruchen das regelrecht für sich."

Einen gewissen Wahlhelferstamm gibt es auch in Pinneberg, wie Kathrin Goldau sagt. Die Rathausmitarbeiterin mutmaßt, dass es "zuletzt zu viele Wahlen waren": im Mai 2012 die Landtagswahl, im November 2012 die Pinneberger Bürgermeisterwahl, im Mai die Kommunalwahl und nun die Bundestagswahl.

In Wedel kann sich das Organisationsteam aus dem Rathaus dagegen nicht über mangelnde Wahlhilfe beklagen. Ganz im Gegenteil. Nach einem Aufruf Mitte August meldeten sich so viele Freiwillige, dass eine Warteliste angelegt werden musste. "Auch wenn jemand ausfällt und viele nachrücken, werden wohl nicht alle unterbekommen", sagt Günter Lutz aus dem Wedeler Wahlbüro. Wie man so viele Freiwillige mobilisieren konnte? "Das ist immer eine Frage, wie man die Leute anspricht", sagt Lutz. In Wedel setzt man auf eine Mischung aus Neulingen, Mitgliedern der Verwaltung und erfahrenen Helfern unter den 146 benötigten Freiwilligen. Für die Stimmenauszähler und Überwacher gibt es ein Erfrischungsgeld in Höhe von 35 Euro und eine kleine Stärkung vor Ort.

Auch in Schenefeld ist Verwaltungsmitarbeiter Daniel Arwers ganz entspannt. Hier gibt es ebenfalls 35 Euro pro Person und Erfrischungen vor Ort. Zudem lässt es sich Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof (SPD) nicht nehmen, in jedem Wahlbüro persönlich vorbeizuschauen und eine Stärkung mitzubringen. In Schenefeld bedarf es 97 Freiwilliger. Die hat man so gut wie zusammen.

"Wir sind gut bestückt und brauchen für die Bundestagswahl keine Wahlhelfer mehr", sagt auch Sybille Lamke vom Wahlamt der Stadt Elmshorn . Allerdings könnten sich Interessenten jederzeit melden. Denn am 26. Mai 2014 steht bereits die nächste Wahl vor der Tür: die für das Europäische Parlament.

In Uetersen gibt es ebenfalls keine Probleme, genug Wahlhelfer zu finden. "Ich spreche die Leute immer persönlich an, ob sie Lust haben auszuhelfen. Außerdem assistieren seit vielen Jahren immer dieselben Leute", sagt Lars Mumme von der Stadt Uetersen. 89 Wahlhelfer wurden schon bei der Kommunalwahl benötigt, 95 Prozent davon werden bei der Bundestagswahl wieder dabei sein.

Auch Tornesch scheint keine Schwierigkeiten bei dem Thema Wahlhelfer zu haben. "Seit Freitag sind wir durch, wir haben alle Wahlhelfer zusammen", sagt Sven Reinhold von der Stadt Tornesch. Insgesamt sind es 108. "Vor kurzem hatten wir Kommunalwahl, wodurch wir 80 Wahlhelfer gleich für die Bundestagswahl gewinnen konnten. Die Restlichen haben wir ohne Probleme zusammenbekommen."

Und was bleibt nun der armen Kathrin Goldau und ihrem Kollegen Volker Dentzin? Während die Quickborner Verwaltung via Internet fast schon um Hilfe fleht ("Bitte unterstützen Sie uns!!!"), sagt Pinnebergs Wahlorganisatorin: "Wir hatten bereits 400 Personen angeschrieben, aber nur knapp 130 Rückmeldungen bekommen. Wir haben die Schulen, die Fraktionsvorsitzenden und alle Kollegen im Rathaus informiert. In dieser Woche werden wir noch einmal Pinneberger direkt anrufen." Hilft am Ende nur eine "Zwangsrekrutierung" von Verwaltungsmitarbeitern? Dazu Kathrin Goldau: "Wer hilft schon gerne gegen seinen Willen? Ich möchte nicht auf Zwang setzen. Aber wenn es in zwei Wochen immer noch so aussieht wie jetzt . . ."