Pleitestadt, Griechenland des Nordens.

Die Pinneberger, die buchstäblich arm dran sind, mussten sich einiges anhören, als vor zwei Jahren die öffentliche Debatte um den finanziellen Rettungsschirm des Landes begann. Sie können es nicht mehr hören, die tapferen Sparkommissare, die sich nach monatelangem Kraftakt unter den Rettungsschirm begaben. Oder besser, quälten. Aber das große, schwarze Schuldenloch wird ihnen immer wieder vor Augen geführt. Mit sage und schreibe fast 150 Millionen Euro könnte die Kreisstadt in drei Jahren in der Kreide stehen.

Aber, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Woran sich viele, darunter Bürgermeisterin Urte Steinberg, klammern, ist das Projekt Westumgehung, das endlich - nach jahrelangem juristischem Streit - in Angriff genommen werden soll. Es ist ein Husarenritt voller Verzweiflung, denn erst mal müssen weitere Schulden für den Straßenbau gemacht werden. Und eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Wie Finanzexperte Michael Artus aus dem Rathaus sagt: Für ein solches Verkehrsprojekt kann man keine Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen. Kommen die Firmen wirklich zuhauf, ist die Westumgehung erst gebaut? Beschert die Straße der Hoffnung der Stadt den ersehnten Aufschwung, selbst wenn die wirtschaftliche Entwicklung wieder an Fahrt verliert?

Es scheint, als gelte für manchen das Augen-zu-und-durch-Motto. Frei nach der Motorsportweisheit: Wer bremst, hat schon verloren.