Schenefelds Rotarier setzen mit Christina Quellmann, Ilka Jasper und Daniela Wenzel auf drei weibliche Führungskräfte und sorgen damit für ein Novum im Norden.

Kreis Pinneberg. Eine Frau übernimmt eine Leitungsfunktion, das sollte im Jahr 2013 eine Selbstverständlichkeit sein - würde man denken. Doch bei den männlich dominierten Rotariern ist es eben noch etwas ganz Besonderes, wenn eine Frau den Job des jährlich wechselnden Präsidenten antritt und gleich zwei weitere weibliche Führungskräfte ins Amt hebt.

Christina Quellmann, Ilka Jasper und Daniela Wenzel bilden seit kurzem dieses Trio mit Seltenheitswert. Die Medizinerin, die Schulrätin und die Coachingexpertin beenden damit eine langjährige Männerherrschaft seit der Gründung des Schenefelder Clubs im Jahr 1981 und setzen auch landesweit ein Zeichen. "Das ist ein Novum. Es ist das erste Mal in einem norddeutschen Distrikt, dass drei Frauen einen Club anführen", erklärt Diethart Goos, Sprecher der Schenefelder Rotarier.

Erster Rotarierclub mit einer Frau an der Spitze war allerdings der Quickborner. Dort werden seit 2004 Frauen aufgenommen, zurzeit seien vier der 39 Mitglieder weiblich, berichtet Präsident Jürgen Peters. 2009 war eine seiner Amtsvorgängerinnen Ingetraut Schröder. Ihre langjährige Berufserfahrung als Leiterin der Quickborner Hauptschule veranlasste sie dazu, sich in ihrer Rotarier-Regentschaft besonders für sozial schwache Schüler einzusetzen.

Daraus entstand das Projekt der Paten und Elternlotsen, bei dem sich seit Jahren gut ein Dutzend Erwachsene um Kinder mit Lernschwierigkeiten und deren Familien kümmern. Auch die aktuelle Sprecherin der Quickborner Rotarier ist eine Frau. Ute Pfestorf hat dieses Amt seit vier Jahren inne. Sie sagt: "Ich fühle mich wohl, in einer Gemeinschaft Dinge zu bewegen." Dabei spielten weibliche Kreativität und männliche Sachlichkeit gut zusammen.

Seit 108 Jahren gibt es die gemeinnützige Vereinigung, deren Wurzeln in den USA liegen. Die Idee, die weltweit Nachahmer fand: Die Mitglieder der Rotary Clubs setzen sich aus Führungskräften verschiedener Berufszweige zusammen, die ihre Fähigkeiten und Kontakte für die ehrenamtliche Arbeit einsetzen. Anders als in einem Verein kann hier nicht jeder einfach Mitglied werden. Der Club spricht mögliche Kandidaten an, die Mitglieder stimmen über den Bewerber ab, es braucht dann einen Mehrheitsbeschluss für die Aufnahme.

Lange waren die Rotary Clubs, von denen es derzeit mehr als 34.000 mit etwa 1,2 Millionen Mitgliedern in 200 Ländern gibt, reine Männersache. Doch mit der steten Zunahme von Weiblichkeit in den Führungsetagen der Unternehmen gab es auch bei Rotary den Umschwung. Seit 1989 ist es den jeweiligen Clubs freigestellt, ob sie auf Frauenpower setzen oder die Herren lieber unter sich bleiben. Während in Schenefeld seit 2003 Frauen willkommen sind, hat der älteste Club Deutschlands, der in Hamburg gegründete wurde, bis heute keine Frau in seinen Reihen. Und das soll auch vorerst so bleiben. Im Kreis Pinneberg gibt es insgesamt fünf Clubs, nämlich in Schenefeld, Quickborn, Wedel, Elmshorn und Pinneberg. Letzterer hat sich auch für die pure Männlichkeit entschieden - bis jetzt zumindest. "Bisher sind wir tatsächlich ein reiner Herrenclub", sagte Ulrich Grobe als amtierender Präsident der Pinneberger Vereinigung, "die Zeiten jedoch scheinen sich zu ändern." Was die Stimmungslage in seinem Club angeht, so ist sie laut Grobe gespalten: "Es gibt bei uns Rotarier, die für die Aufnahme von Frauen sind, andere sind skeptisch." Konkret habe sich die Frage aber noch nicht gestellt. Denn es habe noch niemand eine oder mehrere Damen vorgeschlagen.

In Wedel ist man da toleranter. Der 40 Jahre alte Club lässt Frauen seit 2006 zu. Trotzdem befinden sich unter den 50 Mitgliedern lediglich fünf Damen, den Präsidentenposten hatte noch keine von ihnen inne. "Es liegt nicht am Rotary-Club, sondern an den Damen selbst", sagt der derzeitige Präsident Dierk Vogel. Auf der Suche nach weiblichen Mitgliedern habe man sich in den vergangenen Jahren einige Körbe geholt. Einen reinen Männerclub hält Vogel für nicht mehr zeitgemäß. "Der Club sollte die gesamte Bevölkerungsschicht abdecken", so Vogel, der die beruflich erfolgreichen Damen als Bereicherung empfindet und gern eine Frau als Präsidentin hätte. "Frauen haben auch mal eine andere Einstellung."

Im Rotary Club Elmshorn sind die Verhältnisse ähnlich wie in Wedel: Auch dieser Club hat 50 Mitglieder. Und auch hier ist jeder zehnte Rotarier eine Frau. Zwei von zehn Rotariern im Elmshorner Vorstand sind Frauen. Eine Präsidentin hat es in Elmshorn aber noch nicht gegeben. Dafür sind die Damen noch nicht lange genug Mitglied im Club - die erste Frau wurde 2007 aufgenommen. "Ich finde es völlig normal, dass es weibliche Mitglieder im Vorstand gibt oder dass eine Frau Präsidentin wird", sagt Präsident Stefan Stubenrauch. "Wenn es weibliche Mitglieder im Club gibt, darf es da keinen Unterschied geben." Die Elmshorner Männer hatten 2007 einstimmig dafür votiert, auch Frauen aufzunehmen. "Männer und Frauen sind gleichberechtigt", sagt Stefan Stubenrauch. "Wir haben unsere Entscheidung nicht bereut."

Das sieht auch die erste Schenefelder Präsidentin so. "Frauen führen anders. Sie sind empathischer und emotional stärker", sagt Quellmann, die sich vor ihrer Vorreiterrolle nicht fürchtet. "Ich profitiere von meiner politischen Erfahrung und habe ein starkes Team an meiner Seite." Aber sie weiß auch, dass die 52 Schenefelder Rotarier ihre gemeinnützige Arbeit, die sie unter das Motto "Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme" gestellt hat, genau beobachten werden. Die unter ihrer "Herrschaft" im Rotaryjahr bis Sommer 2014 eingewobenen Spenden, kommen unter anderem auch der örtlichen Tafel zugute.

Mitarbeit: Burkhard Fuchs, Bernd-Olaf Struppek, Andreas Schmidt