An der Unterführung am Bahnhof Pinneberg beobachtet die Polizei notorisches Fehlverhalten . Auch ältere Zweiradfahrer zeigen sich uneinsichtig

Pinneberg. "Immer die Radfahrer" - so lautete einst der Titel einer Filmkomödie mit Heinz Erhardt und Hans-Joachim Kuhlenkampff in den Hauptrollen. Immer diese Radfahrer, denkt wohl auch Knut Szimmuck, Polizist aus Pinneberg. Der Hauptmeister kommt sich angesichts mancher Szene, die sich just vor seinen Augen abspielt, vor, als sei er im falschen Film. Es ist kurz nach 10 Uhr, ein sonniger Vormittag. Am Fußgängertunnel zwischen dem Stadtwald Fahlt und dem Quellental auf der anderen Seite der Bahngleise herrscht reger Fußgänger- und Radfahrerverkehr. Obwohl auf beiden Seiten Schilder den Bereich im und vor dem Tunnel eindeutig als Fußweg ausweisen, radeln viele Menschen, beinahe im Minutentakt, schwungvoll in das Nadelöhr hinein.

"Hallo Sie, Guten Tag, absteigen", ruft Szimmuck, den radelnden Missetätern nach. Er gehört zum Bezirksdienst des Polizeireviers Pinneberg, also zu den "Dorfsheriffs" wie der Volksmund sagt. Manch ein Radfahrer steigt mit dem sichtbaren Ausdruck schlechten Gewissens vom Sattel. Andere aber beschweren sich noch, nachdem der Ordnungshüter sie ermahnt hat. "Sie haben wohl Langeweile. Haben Sie nichts Besseres zu tun?" ätzt ein etwa 60 Jahre alter Mann gegen den Beamten. "Fangen Sie mal lieber Verbrecher", ruft ein anderer Senior. "Abzocke", wittert eine ältere Dame. Dabei reagiert der Polizei-Hauptmeister ("Ich hätte in kürzester Zeit 20, 25 Tickets schreiben können") ausgesprochen gelassen und belässt es in allen Fällen bei mündlichen Ermahnungen.

Das war zwei Tage vorher nicht so gewesen. Als Teil von landesweiten Polizeikontrollen mit dem Schwerpunkt Radfahrer hatten Beamte auch am Pinneberger Fußgängertunnel eine Reihe von Zweiradfahrern gebührenpflichtig verwarnt. 15 Euro musste zahlen, wer verbotenerweise durch den Tunnel fuhr. 20 Euro, wer auf der Quellentalseite den Radweg in die falsche Richtung benutzte, und 45 Euro sogar, wer beim Radfahren telefonierte.

Insgesamt wurden im Stadtbereich von Pinneberg 93 Radfahrer mit einem Verwarngeld bedacht. Während der Kontrollen, an denen sich 19 Polizisten beteiligten, taten sich diesmal insbesondere ältere Radfahrer hervor, wie die Polizei schreibt: "Zahlreiche Verstöße wurden durch lebensältere Bürger begangen. Dieser Personenkreis zeigte sich häufig recht uneinsichtig."

Polizist Szimmuck macht am Fußgängertunnel aber auch andere Erfahrungen mit dieser Altersgruppe. "Gut, dass sie endlich einmal da sind. Das ist so gefährlich hier", sagt eine ältere Dame, die brav ihr Rad durch die Unterführung geschoben hat, zu dem Beamten. "Man muss aufpassen, dass einem als Fußgänger im Tunnel nicht der Hintern abgefahren wird", sagt unverblümt eine Frau, die nach eigenen Worten aus dem Rheinland stammt. Eine Anwohnerin erinnert sich an einen schweren Zusammenstoß zweier Radfahrer mitten im Tunnel.

"Vormittags kommen hier regelmäßig Kindergartengruppen durch", erklärt der ortskundige Schutzmann Szimmuck. "Wir werden immer wieder gerade von Senioren angesprochen, dass viele Radfahrer hier reinfahren." Und das, obwohl auf beiden Seiten hölzerne "Wellenbrecher" zum Zickzack zwingen. Wer mit viel Schwung den kleinen Hügel aus Richtung Fahlt hinunter kommt, sieht nach der leichten Kurve erst sehr spät die Entgegenkommenden.

Szimmuck setzt immer wieder aufs klärende Gespräch, erklärt den Radfahrern, die er anhält, warum sie gerade hier die Vorschriften unbedingt einhalten müssen. "Wenn ich von zehn Leuten fünf oder sechs erreiche", habe ich viel geschafft", sagt der Polizei-Hauptmeister. "Manchmal jedoch ist es wie der Kampf gegen die Windmühlen." Da ist zum Beispiel ein junger Mann, den der Polizist gestoppt hat, als der Zweiradfahrer mit Kopfhörern auf dem Kopf gen Tunnel rauschte. "Ist doch Mist. Ich sehe nicht ein, dass ich hier nicht fahren darf. Beim nächsten Mal mache ich es doch wieder", sagt der renitente Verkehrsteilnehmer. "Vorsicht, das ist dann Vorsatz", warnt ihn der Uniformierte. Sein Kollege vom Bezirksdienst, Jens Ivanoff, sagt: "Erwachsene müssen auch auf dem Rad Vorbild für Kinder sein. Aber wir beobachten gerade viele Mütter, wie sie ihren Kindern etwas Verkehrtes vormachen."

Nachlassen wird die Polizei in ihren Bemühungen rund um das Thema Radverkehr nicht, wie Thorsten Buchwitz, Leiter des Polizeireviers Pinneberg, sagt: "Es ist und bleibt ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Wir sind schließlich dafür da, für Verkehrssicherheit zu sorgen."

Wir möchten Ihre Meinung wissen.

Was meinen Sie? Ist es gut und richtig, dass die Polizei die Radfahrer ins Visier nimmt?

Was muss ihrer Meinung nach getan werden, um für mehr Verkehrssicherheit für Radfahrer zu sorgen? Schreiben Sie uns an pinneberg@abendblatt.de eine E-Mail.