Die gefräßigen Tiere sabotieren die Ausrüstung der Tonnen mit Datenchips im Kreisgebiet. Die Schnecken fressen die Aufkleber, die die Tonnen für die Chipanbringung markieren sollen, einfach auf.

Brande-Hörnerkirchen. Hans-Jürgen Greve, 66, traute seinen Augen nicht. Als er vor ein paar Tagen wieder Biomüll in seine Tonne kippen wollte, stellte er fest, dass der Aufkleber auf dem Deckel beinahe verschwunden, kaum noch zu lesen war. Eine Schnecke hatte sich auf der Tonne breit gemacht und sich offensichtlich einen Teil des Papiers einverleibt. Greve hatte den Aufkleber erst wenige Tage zuvor an seiner Bio- und der Restmülltonne angebracht. Dazu hatte ihn die Kreisverwaltung mit einem Schreiben Anfang August aufgefordert, da Brande-Hörnerkirchen zu den ersten 25.000 Haushalten im Norden des Kreises gehört, deren Tonnen mit dem neuen Funkchip ausgerüstet werden sollen und dank des Aufklebers für die Müllwerker erkennbar werden.

Der Plan der Beamten stößt anscheinend in der Tierwelt auf wenig Gegenliebe. Mancher munkelt gar, dass die Bewohner des Gartens so versuchen, den Eintritt der Hausmüllentsorgung ins gläserne Zeitalter auf ihre Weise zu verhindern. "Als ich in der Kreisverwaltung anrief, sagte man mir, dass ich nicht der einzige sei, dem das passiert ist", erzählt Greve. Das bestätigt Gabriele Laupichler vom Bürgerservice. Sie und ihre neun Kollegen beantworten am Telefon (04121/45 02 45 02) jedes Jahr 40.000 Anfragen der Bürger rund um die Abfallbeseitigung.

Zurzeit drehe sich alles um die Einführung des elektronischen Datenchips, mit dem kreisweit bis Ende des Jahres alle 150.000 Bio- und Restmülltonnen ausgerüstet werden sollen, sagt Laupichler. Das geschieht vor Ort an den Grundstücken der 80.000 Haushalte. Jede Wochen sind etwa 5000 Bürger von der Umrüstung betroffen, die wie Greve alle zuvor informiert worden sind.

Um den Mitarbeitern, die die Plastikchips unter dem Deckel der Abfalltonnen anbringen sollen, die Arbeit zu erleichtern, werden die Bürger gebeten, jeweils einen weißen Aufkleber mit Namen und einer Nummer auf dem Deckel anzubringen. Dieser liegt dem Anschreiben jeweils bei.

"Jetzt haben sich bei uns häufig Bürger gemeldet, die sagen, dass der Aufkleber nicht mehr zu lesen oder verschwunden ist oder sich aufgelöst hat", berichtet Gabriele Laupichler. Oft sei der Regen schuld gewesen, der die Etiketten von den Behältern abgelöst habe. Viele klagten aber auch wie Greve darüber, dass sich Tiere daran zu schaffen gemacht hätten. Da sei von Schnecken, Vögeln und Katzen die Rede gewesen, erzählt Laupichler. Offenbar kam den Tieren, die meist vergeblich versuchen, an den organischen Abfall der Biotonnen zu kommen, der Aufkleber als Ersatz gerade recht. Greve nimmt die Sache mit Humor. "Bei uns im Dorf sind diese Aufkleber fressenden Schnecken schon eine tolle Geschichte."

Die Verwaltung hat das Malheur erkannt und sogleich reagiert, sagt Laupichler. Wenn im September der nächste Bezirk dran sei, würden stabilere Aufkleber den Anschreiben beiliegen, die sich nicht so schnell auflösen könnten. Aber selbst ohne Aufkleber könnten die Tonnen mit dem neuen Chip ausgestattet werden. "Das ist nur eine Hilfestellung, um den Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern", erklärt Herbert Schultze von der Hausmüll-Einsammlungsgesellschaft (Hameg) des Kreises Pinneberg. Seine Leute würden schon die richtigen Tonnen finden, die in aller Regel direkt am Grundstück der angegebenen Adresse stünden. Nur bei Sammelbehältern und da, wo viele Tonnen zusammen stünden, sei es schwieriger. Da helfe auch, wenn der Bürger die Tonnen mit einem Filzstift oder einem eigenen Aufkleber kennzeichne.

Trotz der tierischen Sabotage laufe aber alles "voll nach Plan", versichert Schultze. "Wir haben bereits in einer Woche 14.000 Tonnen mit dem Chip ausgerüstet."

Hintergrund dieser Aktion ist es, dass der Kreis jede Bio- und Restabfalltonne identifizierbar machen möchte. Jedes Jahr verschwänden rund 10.000 Tonnen spurlos. 5000 Bürger beschwerten sich, dass ihre Tonnen nicht entleert worden seien. Beides will der Kreis mit dem Funkchip künftig in den Griff bekommen. Außerdem sollen so falsch oder gar nicht angemeldete Abfallbehälter aufgespürt werden.