Die Kreisverwaltung will die 150.000 Behälter für Bio- und Restabfall identifizierbar machen. Ausgabe bis Jahresende. Arbeit der 56 Müllwerker erleichtere sich dadurch.

Kreis Pinneberg. Die Mülltonnen im Kreis Pinneberg sind künftig unverwechselbar. In den nächsten vier Monaten werden alle ausgegebenen 150.000 Behälter für Rest- und Bioabfälle mit einem elektronischen Chip ausgerüstet, der jede Tonne identifizierbar macht. Die Kreisverwaltung mit ihrer Tochter Hameg (Hausmüll-Einsammlungsgesellschaft) verspricht sich davon für die Zukunft eine bessere Planung der Müllabfuhr-Touren sowie zusätzliche Einnahmen durch das Aufspüren von nicht angemeldeten Tonnen. "Keine Tonne kann so mehr verloren gehen oder vertauscht werden", sagt Fachbereichsleiter Andreas Köhler.

Das Gewicht des Mülls in den Tonnen wird nicht gemessen. Auch eine personenbezogene Speicherung der Daten werde es nicht geben. Die mit den Chips bestückten Tonnen werden alle eine eigene Registriernummer erhalten, die später nur im EDV-System der Verwaltung dem Kunden zuzuordnen sei. Allerdings müssen Bürger, die ihre Tonnen regelmäßig zu voll oder falsch befüllen, indem sie beispielsweise Kunststoffe oder Bauschutt mit dem Rest- oder Bioabfall entsorgen, damit rechnen, dass sie die Kreisverwaltung anmahnt und mit Sanktionen droht. Die Müllgebühr wird sich durch das neue System nicht erhöhen, verspricht Fachbereichsleiter Köhler. "Die Abfallgebühr bleibt mindestens bis 2015 stabil." Die Einführung dieses Systems einer Firma aus Dresden kostet den Kreis gleichwohl 900.000 Euro. "In drei Jahren werden sich die Kosten amortisiert haben", ist Köhler überzeugt.

Der Kreis Pinneberg betritt mit diesem Chipsystem für die Mülltonnen kein Neuland, erklärt Hameg-Chef Herbert Schultze. "Die Kreise Stormarn, Lauenburg und Rendsburg-Eckernförde haben bereits ähnliche Systeme eingeführt und gute Erfahrungen damit gemacht." Ursprünglich hatte der Kreis vor, die Abfalltonnen mit einem Strichcode zu versehen. Bei der Ausschreibung ergab sich dann, dass das Handling mit dem Chip einfacher und sicherer sei.

Für die Bürger bedeutet das, dass ihre Rest- und Bioabfall-Tonnen bis zum Jahresende mit dem Transponder-Chip ausgerüstet werden müssen. Dies geschieht in vier Etappen nach Regionen aufgeteilt. Als erstes sind in der nächsten Woche (ab 12. August) die Bewohner im Norden des Kreises von Westerhorn bis Quickborn einschließlich Tornesch dran. Im September folgt der Westen mit Elmshorn und Uetersen. Im Oktober werden die Tonnen im Süden mit der Haseldorfer Marsch, Pinneberg und Wedel ausgestattet. Und im November kommt der Osten von Prisdorf bis Schenefeld als letztes an die Reihe.

Alle 80.000 Kunden werden in den nächsten Wochen angeschrieben und über die Einführung des Chipsystems genau informiert, kündigt Köhler an. "Um uns die Arbeit zu erleichtern, bitten wir die Bürger, die Tonnen in der Woche, in der sie dran sind, an die Straße zu stellen und mit einem Aufkleber zu versehen, den wir ihnen mitschicken", erklärt Hameg-Chef Schultze. Der Chip wird von den Mitarbeitern der beauftragten Firma fest an den Tonnen installiert. Auf den ersten Blick ist der Chip nicht zu erkennen.

Allein schon das Anschreiben hat die Zahl der behördlich registrierten Tonnen erhöht, erklärt Marko Hoffmann von der Abfallberatung des Kreises. "Es haben sich bei uns Leute gemeldet, um eine zweite Tonne anzumelden", sagt Hoffmann, der mit seinem Team jedes Jahr 40.000 Anfragen rund um das Thema der Abfallentsorgung beantworten muss. Aber auch aus Versehen, weil ein Bürger die falsche Tonne vom Straßenrand auf sein Grundstück gerollt hat oder weil er beim Umzug die alte Tonne mitgenommen hat, verschwinden Behälter, weiß Schultze. "Aufs Jahr gesehen sind es 10.000 Tonnen, die nicht wieder auffindbar sind."

Diese Zahl soll sich vom 1. Januar 2014 an, wenn das Chipsystem offiziell eingeführt wird, erheblich reduzieren, hoffen die Abfall-Verantwortlichen des Kreises. "Die Abfallentsorgung wird aber auch für die Bürger kundenfreundlicher", erklärt Schultze. So könnte künftig in Echtzeit gesagt werden, welche Tonne bereits entleert und welche noch voll sei. Die Zahl der 5000 Beschwerden pro Jahr dürfte auf diese Weise zurückgehen.

Auch die Arbeit der 56 Müllwerker, die auf ihre Touren bis zu 1100 Behälter mit einer Gesamtmenge von 20 Tonnen entleeren, erleichtere sich dadurch. Sie könnten am Bildschirm im Führerhaus, wo die anonymen Daten des jeweiligen Mülltonnenchips bei jeder Entleerung, eingelesen werden, sofort erkennen, wie viel sie von ihrer Tour bereits geschafft haben. Insgesamt entsorgt der Kreis jedes Jahr 56.000 Tonnen Restmüll und 28.000 Tonnen Bioabfall. Die Müllgebühr beträgt bei zweiwöchentlicher Entleerung der 80-Liter-Tonnen 15,78 im Monat. Für Bürgeranfragen ist die Hotline 04121/45 02 45 02 eingerichtet.