Mitarbeiter und Behinderte des insolventen Lebenshilfewerks in Schenefeld atmen auf. Bank gewährt den dringend benötigten Kredit über 50.000 Euro, eine Nachfolgelösung steht.

Schenefeld. Ein Lachen schallt durch das Gewächshaus. An der Kasse strahlen zwei fröhliche Mitarbeiter. Von Trübsal oder Resignation ist keine Spur mehr zu finden. "So gut war die Stimmung hier seit Monaten nicht mehr", sagt Janine Hofmeister. Die 20-Jährige arbeitet in der Gärtnerei der Lebenshilfe in Schenefeld. Seitdem im Oktober vergangenen Jahres die Insolvenz für das vereinseigene Unternehmen beantragt wurde, hat sie wie viele hier ein Wechselbad der Gefühle durchgemacht. Sie zitterte um ihre Arbeit, die ihr Spaß macht, bangte und hoffte, dass es irgendwie weitergeht. Seit Mittwoch ist endgültig klar: Es geht weiter.

Die frohe Botschaft überbrachte der Insolvenzverwalter - zusammen mit dem Vereinsvorstand der Lebenshilfe und der Geschäftsführung - den betroffenen Menschen mit Behinderung wie Janine Hofmeister sowie den Eltern und pädagogischen Mitarbeitern am Abend während einer kurzfristig angesetzten Infoveranstaltung. Die Rettungsaktion, an die viele nicht mehr zu glauben wagten, ist tatsächlich geglückt. Die GLS Gemeinschaftsbank gewährte einige Stunden vor Beginn des Infoabends den dringend benötigten Kredit über 50.000 Euro. Er dient der Schenefelder Lebenshilfe zur Zwischenfinanzierung einer Übergangslösung bis zur geplanten gemeinsamen Werkstattgründung mit der Glückstädter Diakonie. Die Zusage der Bank ist der letzte Baustein für die neue Betriebsstätte, die Lebenshilfewerk Elbe gGmbH heißen wird, und kam auf den letzten Drücker. Denn die Geduld der zuständigen Pinneberger Kreisverwaltung, die mehrmals ultimativ Fristen setzte und dann doch noch verlängerte, war endgültig erschöpft. Am 1. September wären die Lichter in der Gärtnerei ausgegangen.

Doch jetzt gibt es ein positives Signal aus der Kreisverwaltung zu den aktuellen Plänen. Für Holger Lankau, Fachbereichsleiter für Soziales, ist klar, dass der Betrieb in Schenefeld weitergehen kann. Das Hauptproblem der weiteren Betreuung der betroffenen Menschen mit Behinderung sei mit dieser Zwischenlösung erst mal vom Tisch, so Lankau. Nach betriebsbedingten Kündigungen sind jetzt noch neun Mitarbeiter für die Arbeitsstätte der Lebenshilfe Schenefeld tätig. Zudem werden dort noch 33 Menschen mit Behinderung betreut, etwa 20 weitere sind mit der Tagesförderung in die Verantwortung des Vereins gewechselt. "Wir hoffen, dass einige, die gegangen sind, wieder zurückkommen", sagt Gerlinde Bernsdorff. Die stellvertretende Vorsitzende des Lebenshilfevereins übernimmt zusammen mit Werner Hatje kommissarisch die Geschäftsführung der neuen Firma.

Ihre Aufgabe wird es sein, schnellstmöglich die neue Werkstatt in Kooperation mit der Glückstädter Diakonie auf den Weg zu bringen. Denn jeder Monat bis zur Gründung der Werkstatt kostet den Verein Geld. Kostspielige Sozialabgaben für die Mitarbeiter, die bereits dem insolventen Lebenshilfewerk arge Probleme bereiteten, müssen nach der Werkstattgründung nicht mehr entrichtet werden. Bernsdorff ist nach einem ersten Ortstermin mit der für die Genehmigung zuständigen Arbeitsagentur sehr zuversichtlich, dass das bald gelingt. Spätestens am 1. Januar 2014 soll die Werkstatt stehen. "Ich werde alles daransetzen, dass es bereits der 1. Oktober wird", gibt Bernsdorff ihr ehrgeiziges Ziel vor.

Hilfe bekommt sie dabei vom erfahrenen neuen Verbundspartner. Die Glückstädter Werkstätten, die kürzlich 40-jähriges Bestehen feierten, schicken bereits von Montag an einen Vertreter nach Schenefeld, der beim Aufbau des neuen Modells helfen soll. Langfristig soll auf dem Areal am Gremsbargen, wo heute die Anzucht sowie der Blumenverkauf ansässig sind, eine zentrale Produktions- und Betreuungsstätte entstehen. Dafür sollen auf lange Sicht auch die Betreuten aus der Keramikwerkstatt am Hasselbinnen in die Gebäude am Gremsbargen umziehen.

Und zwar dorthin, wo kurzfristig Platz für die Kinder der Kindertagesstätte Paulskirche geschaffen wurde. Die sollten hier ursprünglich zwei Monate unterschlüpfen, bis der Krippenneubau in der Bogenstraße, der durch einen Wasserschaden ins Hintertreffen geriet, fertig ist. Allerdings teilte die Stadtverwaltung am Donnerstag mit, dass dieser Umzug nun doch nicht nötig sei. Die Kinder werden im bisherigen Mitarbeiterraum der Kita Paulskirche betreut.