Acht Meter hohes Bauwerk soll am Verbindungsweg vor Gewerbe-Emissionen schützen. Die Erweiterung des Gewerbegebietes am Verbindungsweg trifft auf massiven Protest der Anwohner.

Halstenbek. Die Stimmung war aufgeheizt. Wortbeiträge von Halstenbeker Kommunalpolitikern wurden von höhnischem Gelächter der etwa 150 Anwohner begleitet, vereinzelt gab es abfällige Bemerkungen. Nach der mehr als zweistündigen Info-Veranstaltung in der Grundschule Bickbargen dürfte Politikern und Verwaltung eines deutlich geworden sein: Die Erweiterung des Gewerbegebietes am Verbindungsweg wird auf massiven Protest der Anwohner der Straßen Lindenhof, Lindenweg, Haselweg und Verbindungsweg treffen.

Die Gemeinde möchte das 16.500 Quadratmeter große Gewerbegebiet an der Ecke Am Bahndamm/Verbindungsweg, in dem sich seit 2011 sechs kleinere Betriebe angesiedelt haben, in Richtung Haselweg erweitern. Erste Pläne sehen acht Areale mit Flächen zwischen 1000 und 6000 Quadratmetern vor. Die Anbindung erfolgt über eine neue Stichstraße mit Wendehammer, die den kleinen, von der Lübzer Straße abgehenden Ast des Verbindungsweges geradeaus verlängern würde. "Wir brauchen dringend Gewerbeflächen, um Halstenbeker Betriebe, die sich vergrößern wollen, in der Gemeinde zu halten", erläuterte Vize-Bürgermeister Jürgen Malke, Grüne, den anwesenden Bürgern. Eine Suchphase habe gezeigt, "dass die Fläche am Verbindungsweg in Frage kommen könnte."

Das Problem ist der Lärmschutz. Wie Jürgen Clausen vom Hamburger Büro Lärmkontor ermittelt hat, sind bereits die vorhandenen Betriebe so laut, dass die gesetzlichen Höchstgrenzen erreicht sind. Neue Betriebe dürfen also keinen zusätzlichen Lärm verursachen. Weil das natürlich nicht funktionieren kann, schlägt Clausen als Lösung eine acht Meter hohe Lärmschutzwand vor. Sein Trost, es werde nach dem Bau der Wand für die Anwohner ruhiger als jetzt, weil auch der Bahnlärm wegfalle, ging in dem spöttischen Gelächter der Anwohner unter.

"Wir brauchen dann keine Fenster mehr, weil wir sowieso nichts mehr sehen", sagte ein Anlieger. "Ich kann nur noch über die Lärmschutzwand rüber sehen, wenn ich aus unserem Dachfenster gucke und mich dazu auf Zehenspitzen stelle", so eine erboste Frau. Andere Redner hielten Gemeinde und Politikern vor, bei der Ausweisung des ersten, kleinen Gewerbegebietes eine Erweiterung ausgeschlossen zu haben. Am Verbindungsweg gebe es einen Kindergarten, die Straße werde von vielen Kindern als Schulweg genutzt. Das sei mit dem bereits vorhandenen und künftigen Lkw-Verkehr nicht zu vereinbaren, argumentierten andere Redner.

Wiederum andere Bürger fragten provokant nach, wie denn die Gemeinde den erheblichen Wertverlust der Grundstückseigentümer ausgleichen wolle, wenn das Gewerbegebiet direkt an die Wohnbebauung heranrücke.

Besonders betroffen ist die Evangelische Kirchengemeinde, die am Haselweg ein generationenübergreifendes Wohnprojekt errichtet hat. Es soll Anfang September offiziell eingeweiht werden. Doch bereits auf der Info-Veranstaltung machte einer der Mieter klar, dass er und viele andere ausziehen werden, wenn die Lärmschutzwand kommt. "Das würde eine völlige Verschattung unseres Grundstücks bedeuten. Unter diesen Bedingungen ist es für uns unvorstellbar, dort wohnen zu bleiben."

Pastor Norbert Dierks, der Vorsitzende des Kirchenvorstands, warnte vor negativen Folgen für das Wohnprojekt. "Es werden Mieter ausziehen, und wir werden gezwungen sein, die Mietpreise um etwa 20 Prozent zu senken." Das wiederum würde die Finanzierung des Projektes und damit auch den Erhalt des Gemeindezentrums Arche Noah in Gefahr bringen.

Dierks: "Wir haben den hinteren Teil des Grundstücks bebaut, um Einnahmen zu erzielen, damit wir die Arche Noah retten können." Der Pastor machte deutlich, dass eine acht Meter hohe Lärmschutzwand, die etwa drei Meter von der Grundstücksgrenze des Wohnprojektes entfernt aufgestellt wird, ein "No-Go" ist. Dierks: "Diese Idee ist so schlecht, dass sie nicht weiter verfolgt werden sollte."

Ob die Kommunalpolitiker ein Einsehen haben, erfahren die Bürger frühestens am Dienstag, 20. August, wenn um 19 Uhr im Rathaus der gemeindliche Bauausschuss zusammentritt. Dann soll eigentlich der Aufstellungsbeschluss für die Gewerbegebietserweiterung gefasst werden.