Landesweit einmalige Kooperation zwischen Regio Kliniken und Rettungsdienst bringt Patienten direkt in den OP-Saal

Kreis Pinneberg. Eine landesweit bislang einmalige Kooperation zwischen den Regio Kliniken und dem Rettungsdienst hilft Leben zu retten. Sie sorgt dafür, dass Herzinfarkt-Patienten erheblich schneller als bisher medizinisch versorgt werden. So hat das vor einem Jahr eingeführte sogenannte FITT-STEMI-Projekt die Wartezeit bis zur lebensrettenden Behandlung im Krankenhaus von zuvor zwei Stunden auf unter 90 Minuten verkürzt, zog jetzt Thomas Hofmann, Chefkardiologe bei den Regio Kliniken, eine erste positive Bilanz dieser für den Klinikablauf revolutionären Zusammenarbeit.

Denn sie beruht darauf, dass die bislang nur dem Arzt vorbehaltene Kompetenz der Diagnose auf das erste Urteil der Rettungsassistenten übertragen wird. Diese entscheiden noch im Rettungswagen, ob es sich bei dem

Notfallpatienten um einen akuten Herzinfarkt handelt, und alarmieren den Kardiologen, der sofort alles für die Operation der Herzkranzgefäße in der Klinik einleitet. Der Patient wird vom Rettungsdienst direkt in den OP-Saal gebracht. Die zeitverzögernde Notfall-Aufnahme in der Klinik fällt weg.

Den etwas umständlichen Begriff für dieses wegweisende Projekt haben die Regio Kliniken aus Hildesheim übernommen, wo FITT-STEMI bundesweit eingeführt wurde. Es steht für "Feedback-Intervention and Treatment Times" (FITT) in ST-Elevation Myocadial Infarction (STEMI), was soviel heißt wie: Untersuchung von Eingriffs- und Behandlungszeiten bei

Hebungsinfarkten des Herzens, erläutert Regio-Chefanästhesist und leitender Notarzt Ernst-Peter Horn, der diese Idee aus Niedersachsen in den Kreis Pinneberg geholt hat.

Möglich sei diese frühzeitige Diagnosestellung durch den Rettungsdienst bei jedem vierten der insgesamt 1000 Herzinfarkt-Patienten, die die Regio-Kliniken jedes Jahr in den beiden Krankenhäusern in Elmshorn und Pinneberg behandeln, wo es die dafür notwendigen Herzkatheterplätze gibt. Diese besonders schweren Infarkte zeigten schon beim Elektrokardiogramm (EKG) deutlich messbare Herzrhythmus-Störungen, die auf einen Infarkt hinwiesen.

Dieses erste EKG würden seine 250 Notfallsanitäter bereits im Rettungswagen am Patienten vornehmen, berichtet Michael Reis von der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH), die von Heide aus den Rettungs- und Krankentransport für die Landkreise Pinneberg, Steinburg, Dithmarschen und Rendsburg-Eckernförde organisiert. "Meine Mitarbeiter, die alle dafür geschult sind, lösen so für den Infarkt-Patienten einen Riesen-Apparat in der Klinik aus, was vorher undenkbar schien. Das ist wirklich revolutionär."

Entscheidend für die Gesundung des Patienten sei, dass er so schnell wie möglich behandelt und das verstopfte Blutgefäß am Herzen wieder freigelegt wird, erklärt Dr. Hofmann. Die jetzt durch FITT-STEMI erreichte Verkürzung um eine halbe Stunde erhöhe die Überlebenschance jedes Patienten um 7,5 Prozent. Etwa zehn Prozent der Infarktpatienten drohe der Tod. Damit nicht genug. Auch eine vollständige Regeneration des Herzens sei nach einem Infarkt nur dann möglich, wenn der Patient rasch behandelt wird. "Leben zu retten, ist unsere Königsdisziplin", so Dr. Hofmann. "Ihr gesundheitliches Befinden zu verbessern, ist die nächstwichtige Aufgabe."

Damit den Patienten nach einem Infarkt diese schnellere Behandlung auch zu Gute kommt, müssen sie über den Notruf 112 in die Klinik eingewiesen werden, betont Thorsten Wygold, ärztlicher Direktor der Regio-Kliniken. Wer ohne Rettungsdienst ins Krankenhaus kommt, müsse nach wie vor erst durch die Notaufnahme, was lebensrettende Zeit verstreichen lässt. Symptom eines Herzinfarkts sind heftige Schmerzen in der Brust, die länger als zehn Minuten anhalten. "Als ob ein Elefant auf einem steht", beschreibt Reis diesen unangenehmen Zustand.