Wedeler Ordnungshüter kämpfen mit Parksündern. Neue Stellfläche am Elbstrand soll Situation entspannen. Zahlreiche Menschen scheinen auf Begrenzungen wenig Wert zu legen.

Wedel. "Es tut mir leid, ich muss diese Diskussion hier beenden." Diesen Satz hat die Wedeler Knöllchenverteilerin einfach drauf. Ruhig, mit einer gewissen Bestimmtheit, dabei trotzdem freundlich lächelnd, kann sie diesen Satz rüberbringen. Seit zwei Jahren arbeitet die Hamburgerin, nennen wir sie Sabine Schmidt - denn ihren wirklichen Name möchte sie aus Furcht vor sehr nachtragenden Autofahrern lieber nicht preisgeben - für die Stadt als Verkehrsüberwacherin. 20 Stunden die Woche geht die Verwaltungsangestellte in Wedel auf die Jagd nach Parksündern. Dabei hört sie sich regelmäßig an, dass das Abzocke sei, wehrt Überredungskünste ab und weist uneinsichtige Autofahrer in die Schranken.

Überhaupt scheinen zahlreiche Menschen hinterm Steuer, derzeit vor allem an Wedels Elbstrand, auf Begrenzungen wenig Wert zu legen. Obwohl seit mehreren Wochen deutliche Hinweisschilder den Durchgangsverkehr aus dem Strandbaddamm ausschließen, herrscht hier reger Betrieb. Auch an diesem Abend lockt es viele nach Dienstschluss an den Strand, parken wollen sie trotz Verbots in der Zufahrtsstraße an der Elbe. Dabei machen sie am Bausstellenzaun am Hakendamm keinen Halt. Schon will ein Golffahrer an Sabine Schmidt vorbei in die gesperrte Kehre einbiegen. Mit ihr nicht!

Die Verkehrüberwacherin stellt ihn: "Sie wissen, dass Sie hier nicht reinfahren dürfen?" Er guckt genervt. "Ich will hier nur jemanden abholen", sagt der Mann, blickt Richtung Wasser und lässt das Auto weiterrollen. "Das geht trotzdem nicht. Bitte wenden Sie", sagt Schmidt. Am Ende des Abends wird der blaue Golf trotzdem im Halteverbot am Wendehammer des Hakendamms stehen und das obwohl auf einer neu geschaffen zusätzlichen Parkfläche an der Deichstraße noch ganz viel Platz ist. 60 Stellplätze gab's hier bereits als Ausgleich für die weggefallenen Parkplätze am Strandbaddamm. Weitere 80 sind durch die jetzt von der Stadt angepachtete Fläche hinzugekommen.

Das könnte die Situation am Hafen entspannen, wenn die Parkmöglichkeit denn genutzt würde. "Das Unrechtsbewusstsein ist einfach nicht da", sagt Schmidt. Die Ordnungshüterin stellt dafür die Quittung aus. 14 Autos auf einen Schlag schreibt sie im Wendehammer auf. Dort, wo der besagte Golf auch steht. In diesem Fall heftet sie allerdings nicht die städtischen Tickets an die Scheibe, sondern macht nur Fotos und notiert die Kennzeichen. Die Daten gibt sie an die örtliche Polizei weiter, die dann die teueren Strafzettel in Höhe von 35 Euro wegen vorsätzlichen Verstoßes gegen das Parkverbot ausstellt. Denn am Hakendamm verstehen Ordnungsamt und Polizei keinen Spaß mehr. Seit Einrichtung der Baustelle zur Sanierung des Hafens regiert an schönen Wochenenden das Chaos.

Bereits vier Mal musste das Schloss an der Schranke zum Strandbaddamm erneuert werden, dass uneinsichtige Autofahrer laut Anwohnern einfach aufbrachen. Andere nutzen den angrenzenden Fußweg, um an der Schranke vorbeizukommen. Dort stehen jetzt Pfähle, die die Bauhofmitarbeiter auch schon tiefer ins Erdreich rammen mussten, weil sie einfach entfernt wurden. "Der Autofahrer hat sich geändert. Er will heute eine Begründung haben, warum etwas gesperrt oder verboten ist", sagt Cornelia Wegner von der Verkehrsaufsicht der Stadt Wedel. Sie erinnert sich an einen ganz dreisten Sportwagenfahrer, der sein geliebtes schnittiges Fahrzeug tatsächlich einfach unter einem Lkw-Auflieger auf dem Gelände eines an der Elbe ansässigen Unternehmens abstellte. Jüngst habe ein Autofahrer sein auf dem Baustellengelände geparktes Fahrzeug damit erklärt, dass er es immer dort im Schatten abstelle.

Fünf Kilometer legt Schmidt während einer Schicht zurück. Manchmal ist sie zu Fuß, manchmal wie an diesem Tag mit dem Fahrrad unterwegs. Bei größeren Strecken steht den Mitarbeitern auch ein Fahrzeug zur Verfügung. Schmidts Ausrüstung umfasst eine städtische Uniform, eine kleine Digitalkamera, das Gerät zum Ausstellen der Tickets, ein Maßband. Wobei Letzteres hat sie fast nicht nötig. Gekonnt ermittelt sie per Augenmaß, dass der in der Einmündung zur Schlossstraße geparkte Wagen außerhalb Fünfmeterbereich steht. Kein Knöllchen.

Bis zu 30 Tickets verteilt Schmidt pro Schicht, während der sie zudem die Parksituation dokumentieren und den Zustand der Schilder oder die Sichtverhältnisse durch Hecken im Auge behalten soll. Zusammen mit ihren Kolleginnen sorgt sie dafür, dass von morgens um 8 bis im Sommer abends 20 Uhr jemand in der Stadt den Parksündern nachspürt. 2013 kamen durch die 2,5 Stellenkräfte bereits 4161 Straffzettel zusammen. Im vergangenen Jahr waren es 7048 ausgestellte Knöllchen. 80.679 Euro spülte die Überwachung des Verkehrs 2012 so in die Stadtkasse. Im Gegensatz zu Schenefeld, wo sich die Stadtverwaltung über die zunehmende Aggressivität der erwischten Autofahrer Sorgen macht, hat Schmidt bislang keine handgreiflichen Auseinandersetzungen erlebt. Aber sie weiß, dass eben nicht jeder ihre Aufgabe schätzt. Deshalb besuchen die Mitarbeiter auch Fortbildungen, lernen wie sie sich im Streitfall am besten verhalten. Vielleicht hat Schmidt dabei gelernt, wie sie so gekonnt Diskussionen über nur kurz auf Behindertenparkplätzen abgestellte Wagen und nicht gesehene Halteverbote mit einem Satz unterbindet.