Der deutsche Militäreinsatz in Afghanistan, er muss nicht gutgeheißen werden. Es wäre aber falsch, jene Soldaten, die in das zentralasiatische Land zu lebensgefährlichen Einsätzen abkommandiert werden, für ihre Einsätze vor Ort zu verurteilen. Denn wo auf dieser Welt sie ihr Leben riskieren müssen, wird auf politischer Ebene entschieden, nicht von den Soldaten selbst.

Kritik muss also an die politischen Entscheidungsträger gerichtet werden. Nicht nur, weil die Einsätze von der Regierung, wie Marco Seliger in Appen darlegte, wohl fahrlässig verabschiedet und dilettantisch vorbereitet wurden, sondern auch, weil der Politik das Schicksal der Soldaten geraume Zeit relativ egal war. Es ist schwer zu glauben, dass die Absicherung von verkrüppelten und traumatisierten Soldaten, die nie wieder einer normalen Arbeit nachgehen können, lange Zeit nicht geregelt war. Immerhin: Inzwischen zählt das Versorgungssystem des Bundes zu den besten weltweit.

Dennoch hat sich das Land mit dem Krieg und seinen Folgen viel zu wenig beschäftigt. Das betrifft nicht nur die Bundespolitik, sondern auch die Kommunen, denn die Betroffenen und die Angehörigen von Betroffenen sind Teil der Gemeinden. Wenn eine Nachbarin ihren Mann in einem Kriegseinsatz verliert, wenn der einst fröhliche Arbeitskollege als psychisches Wrack zurückkehrt, dann darf uns das nicht kalt lassen. Dann sollten eigentlich alle Bürger von sich aus eine helfende Hand reichen.