Vor fünf Jahren schloss das Postgebäude am Heisterweg. Die Stadt kauft jetzt für 750.000 Euro das alte Amt zur Stadtkernentwicklung. Ein Blick hinter den Schalter.

Schenefeld . Wer in Schenefeld eine Marke brauchte, ging hierher. Wer zu Weihnachten ein Paket verschicken wollte, stand vor diesen Schaltern. Vor fünf Jahren schlossen sich dann die Türen des alten Postgebäudes am Heisterweg. Jetzt hat das Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schenefelder Rathaus einen neuen Besitzer: die Stadt. Seit kurzem hält Bürgermeisterin Christiane Küchenhof die Schlüssel zum zweigeschossigen Gebäude in den Händen. Zuvor hatte die Stadt lange mit dem Vorbesitzer gerungen.

Ein Immobilenfonds übernahm das 2500 Quadratmeter große Grundstück samt Post- und dem dazugehörigen Wohngebäude kurz nach der Schließung zusammen mit zahlreichen weiteren Gebäuden von der Deutschen Post. Eine Zeit lang war das Unternehmen noch Mieter. Das alte Amtshaus war eine Anlaufstelle für Postboten und auch die Schließfächer konnten noch von den Kunden wie einst genutzt werden. Als auch das endete, stand das Gebäude, dessen Nutzung allein auf Postgeschäfte festgelegt wurde, mindestens zwei Jahre leer. Im vergangenen Jahr entschieden die Kommunalpolitiker vom Vorkaufsrecht der Stadt für das zentral gelegene Grundstück Gebrauch zu machen. Nach einigen juristischen Auseinandersetzungen wechselte die Immobilie jetzt für 750.000 Euro auch endlich den Besitzer. Fürs Abendblatt öffnet die Bürgermeisterin die Türen, erlaubte einen Blick ins alte Postamt.

Die einst so rege genutzten Räume sind vereinsamt. Dass lange kein Besucher mehr hier war, kann man auch riechen. Es ist muffig. Die Wände könnten einen Anstrich dringend gebrauchen. An vielen Stellen lässt sich ablesen, wo Schränke und Kopierer einst gestanden haben. Doch in einem Raum sieht es fast so aus wie früher, als die Schlange zur Weihnachtszeit noch bis zur Tür reichte. Als wäre die Zeit einfach stehen geblieben. Die Schalter sind noch da. Ein Blick hinter die dicken Glasscheiben offenbart ein Holzkonstrukt, in dem die Postbeamten saßen und sich den Schenefelder Kunden annahmen. "Hier habe ich schon als Kind meine Briefmarken gekauft und dort war die Paketausgabe", erinnert sich Küchenhof bei der Wanderung durchs Gebäude.

Die Bürgermeisterin hat sich von Anfang an für den Kauf des Objekts ausgesprochen, weil sie in dem in die Jahre gekommenen, aus 1972 stammenden Gebäude mehr sieht als nur einen Sanierungsfall. Wenn es nach Küchenhof ginge, dann würde hier wieder richtig Leben einkehren. Sie würde die Dienstleistungen der Verwaltung gern hier bündeln. Auf den 450 Quadratmetern pro Etage, die auch mit einem funktionstüchtigen großen Fahrstuhl verbunden sind, wäre genug Platz für die Stadtbücherei, das Bürgerbüro, die Sozialberatung, den Schulpsychologen sowie die Gleichstellungsbeauftragte. Denkbar wäre auch ein barrierefreier Sitzungsraum. Durch die Umsiedlung in das alte Postgebäude entstünde anderswo Platz für Neues. Anderseits könnte man das Gebäude auch abreißen, Wohnungsraum schaffen und an anderer Stelle damit einen Neubau zum Beispiel für die Stadtbücherei und die Sozialberatung am Timmermannsweg finanzieren. Auch dafür gibt es schon Entwürfe. Ob Umbauen oder Abreißen und Neubauen, laut Küchenhof ist am Ende wichtig, dass es ein Gesamtkonzept gibt.

Über das Gesamtkonzept einer Stadtkernentwicklung rund um das Rathaus müssen die Kommunalpolitiker entscheiden. Seit Jahrzehnten gibt es Pläne für den Stadtkern Süd, die aber immer wieder auf Eis gelegt worden sind. Durch den Kauf des Postgebäudes ist neuer Schwung in die Diskussion gekommen. Für Küchenhof ist eines klar: "Wenn man das Gebäude nutzen will, muss man investieren." Wie teuer ein Umbau und die Sanierung für die Stadt werden, ist unklar. Laut Küchenhof gibt es auch kein Gutachten über den Zustand der Immobilie, den gerade Gegner der Kaufpläne als zu schlecht kritisierten.

Klar ist, dass es mindestens ein halbes Jahr Zeit kosten wird, die nötige B-Plan-Änderung auf den Weg zu bringen. Die ist nötig, damit auf dem Grundstück etwas anderes als eine Post möglich ist.