Cargotec MacGregor-Gruppe übernimmt den Uetersener Schiffbau-Zulieferer. Mitarbeiter sind von dem Schritt völlig überrascht.

Uetersen. Am Montag wurden die Verträge beim Notar unterzeichnet, am Dienstag die Mitarbeiter informiert: Der Uetersener Schiffbau-Zulieferer Hatlapa ist verkauft. Die drei Gesellschafter des 1919 gegründeten Familienunternehmens haben ihre Anteile komplett an den finnischen Konzern Cargotec MacGregor abgegeben. Auf der Mitarbeiterversammlung verkündete Mikael Mäkinen, CEO von MacGregor, am Standort Uetersen deutlich wachsen zu wollen.

Der Unternehmenswert, der Basis für den Verkaufspreis war, wird auf 160 Millionen Euro beziffert. "Der Wert hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht", sagt Alexander Nürnberg, Geschäftsführer des Unternehmens. Nürnberg hielt seit 1998 25,1 Prozent der Anteile an Hatlapa, sein Mitgeschäftsführer Jörg Tollmien zehn Prozent. Mit 64,9 Prozent befand sich der Hauptanteil bei Hubertus Hatlapa, dem Enkel des Firmengründers Max Hatlapa. "Herr Hatlapa hat keine Nachfolge in der Familie, es war allen klar, dass etwas passieren würde", sagt Nürnberg.

Cargotec MacGregor sei bereits länger an einer Übernahme interessiert gewesen, entsprechende Gespräche habe es seit 2011 gegeben. "Cargotec ist ein börsennotiertes Unternehmen, das über größere Akquisitionen die Börse informieren muss." Daher sei es notwendig gewesen, über die Verhandlungen und die geglückte Übernahme Stillschweigen zu bewahren - auch gegenüber Betriebsrat und Mitarbeitern.

Nach Informationen unserer Zeitung war der Betriebrat erst unmittelbar vor Beginn der Mitarbeiterversammlung über den Verkauf informiert worden. "Es ist eine Unsicherheit unter den Mitarbeitern spürbar", sagt Kai Trulsson, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Unterelbe. Hatlapa hat mit der Gewerkschaft einen Anerkennungstraifvertrag abgeschlossen und übernimmt den jeweils gültigen Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. "Die Mitarbeiter wollen wissen, welche Auswirkungen der Verkauf auf ihren Arbeitsplatz und ihre Bezahlung hat", sagt Trulsson weiter.

Dass "Veränderungen auch immer mit Sorgen verbunden sind", räumt auch Geschäftsführer Nürnberg ein. Jedoch hätten die 565 Mitarbeiter, darunter etwa 360 am Uetersener Hauptsitz, nichts zu befürchten. Es ändere sich lediglich die Gesellschafterstruktur, nicht jedoch die Betriebs-GmbH, mit der die Arbeits- und Tarifverträge bestehen. "Für die Mitarbeiter ergibt sich eine größere Sicherheit, wenn sie Teil einer starken Gruppe sind" sagt Nürnberg. Cargotec MacGregor sehe für den Standort Uetersen eine hervorragende Perspektive und Wachstumsmöglichkeiten. "Wir werden deutlich mehr Fertigungsaufträge generieren können", sagt Nürnberg. Er und Jörg Tollmien würden auch unter dem neuen Eigentümer als Geschäftsführer weitermachen, sodass auch in diesen Positionen die Kontinuität gewahrt bleibt.

Hatlapa fertigt Bauteile für Schiffe wie etwa Ruderanlagen, Winden und Kompressoren. Das Uetersener Unternehmen, das auch über Standorte in Norwegen und Asien verfügt, ist im Handels- und Offshore-Schiffbaumarkt tätig und gibt einen Jahresumsatz von 120 Millionen Euro an. Im Herbst 2012 wurden allerdings im Zuge einer Umstrukturierung und Konsolidierung 70 Stellen gestrichen. Ein Großteil der betroffenen Mitarbeiter wechselte in eine Transfergesellschaft.

Verkauf soll Hatlapa eine langfristige Zukunftsperspektive bieten

"Der Offshore-Markt ist hart umkämpft. Nach dem Schritt im vergangenen Jahr haben die Banken mit Sicherheit bei Hatlapa genauer hingeschaut. Durch die Einbindung in den großen Konzern verschafft sich das Unternehmen deutlich mehr Spielraum", glaubt IG Metall-Bevollmächtiger Trulsson. Auch der bisherige Mehrheitsgesellschafter Hubertus Hatlapa hebt in einer Pressemitteilung hervor, dass die Integration der Hatlapa-Gruppe in den Cargotec MacGregor-Konzern "der entscheidende Schritt für die langfristige Sicherung des Unternehmens" darstellt.

"MacGregor gibt Zugang zu einer noch breiteren Kundenbasis, und das große Servicenetzwerk hilft, unsere Produkte noch attraktiver für die internationalen Kunden zu machen. Beide Unternehmen haben sehr verwandte kulturelle Grundlagen. Die Chancen aus dieser Fusion sind enorm", so Hatlapa. Das sieht auch Nürnberg so. "Beide Unternehmen ergänzen sich, was ihre Produktpalette angeht, sehr gut." So liefere MacGregor im Schiffsbereich Ludendeckel, Kräne, RoRo-Ausrüstung und Produkte zur Ladungssicherung.