Fred Freyermuth lobt effektives Forderungsmanagement. Der Barmstedter Werkausschuss will die Vorwürfe der Vetternwirtschaft von Haus & Grund prüfen.

Barmstedt. Mauscheleien, Vetternwirtschaft und ein radikales Zahlungseintreiben - die Vorwürfe, die der Vorsitzende der Eigentümer-Schutzgemeinschaft Haus & Grund, Hans-Jürgen Schack, gegen die Barmstedter Stadtwerke erhebt, sind brisant. Und sie werden ein Nachspiel haben. Das ist seit Mittwoch klar. "Sie können sicher sein, dass wir das intensiv recherchieren", kündigte Dietrich Tetz (CDU), Vorsitzender des Werkausschusses, im Gespräch mit dem Abendblatt an. An den für die Stadtwerke zuständigen Ausschuss hatte sich Haus & Grund-Chef Schack in einem Schreiben mit der Forderung gewand, dem Gebaren des städtischen Unternehmens sofort Einhalt zu gebieten.

Darum geht es: Der Unternehmer Marc Hütter, der in Barmstedt eine Bäckerei und Konditorei betreibt, bekam laut eigenen Angaben keine Abschlussrechnung der Stadtwerke, stattdessen nur ein Erinnerungsschreiben. Er forderte eine Kopie der Rechnung an und überwies daraufhin den vollen Betrag von 3342,27 Euro - aus seiner Sicht auch fristgerecht. Kurz darauf habe er Post von einem Inkassounternehmen erhalten, das im Namen der Stadtwerke Zahlungen eintreibt. Auf den fälligen Betrag kamen fünf Euro Mahngebühren sowie 302,10 Euro für die Leistungen des Inkassounternehmens oben drauf. Laut Schack ist das unzulässig und die Gebühr sowieso zu hoch. Heikel ist aus Sicht des Haus & Grund-Chefs zudem, dass das beauftragte Inkassounternehmen ausgerechnet der Frau des Stadtwerkechefs Fred Freyermuth gehört. Schack: "Das dient nicht dem Wohl der Stadtwerke, der Stadt oder ihren Bürgern. Hier werden der Familienkasse Vorteile zugeschanzt."

Das sieht Stadtwerkechef Fred Freyermuth ganz anders. In einer Presseerklärung vom Mittwoch, erklärt er: "Ich habe mir weder persönlich noch in meiner Funktion als Werkleiter etwas vorzuwerfen, vielleicht nur, dass ich etwas früher auf ein derart effektives Forderungsmanagement hätte hinwirken können." Denn aus seiner Sicht haben die Barmstedter Stadtwerke mit dem im November 2012 eingesetzten Inkassounternehmen seiner Frau das schnellste, erfolgreichste und preiswerteste Forderungsmanagement, das es je bei den Stadtwerken gab. Das untermauert er auch mit Zahlen. Die Erfolgsquote des Forderungsmanagements Freyermuth: 74 Aufträge, die den Stadtwerken mehr als 50.000 Euro in die Kasse spülten. Die Stadtwerke bekommen dabei 100 Prozent der Summe, der Gläubiger zahlt die Leistungen des Inkassounternehmens.

Warum gerade Frau den Zuschlag für den Job bekam? Laut Freyermuth liege der wesentliche Grund darin, dass keine Provision zu zahlen sei, wie sonst in dieser Branche üblich. Er hält fest, dass das Forderungsmanagements Freyermuth Dutzende Kunden betreue. "Es besteht bei weitem keine Abhängigkeit zum Auftraggeber Stadtwerke."

Tetz wiederum erklärt zu der vom Werkausschuss genehmigten Beauftragung in 2012: "Wir haben die Leistungen an ein Inkassounternehmen outgesourct, weil es finanziell günstiger ist. Die Stadtwerke und damit die Bürger sparen so Geld." Er gibt zu: "Es ist vielleicht etwas unglücklich, dass das Inkassounternehmen auch Freyermuth heißt."

Der Auftrag für die Inkassoleistungen wurde nicht öffentlich ausgeschrieben

Ausgeschrieben wurde die Leistung laut Tetz nie. Das Forderungsmanagement Freyermuth habe den Zuschlag bekommen, weil die Inhaberin, also die Frau des Stadtwerke-Chefs, bereits in der zuvor beauftragten Elmshorner Anwaltskanzlei die Fälle der Barmstedter Stadtwerke bearbeitete. Als sie sich selbstständig machte, wanderten die Aufgaben mit. Daran sieht Tetz nichts Falsches: "Warum sollten wir Barmstedter nicht einer Barmstedterin bei ihrer Existenzgründung helfen?" Er halte es für grundsätzlich wichtig, dass man schnell und effektiv ausstehende Zahlungen eintreibe.