Wie die 700 Griechen im Kreis Pinneberg unter der Abschaltung des Rundfunks in ihrem Heimatland leiden. Seit einer Woche ist das Staatsfernsehen abgeschaltet.

Kreis Pinneberg. Es ist die wichtigste Verbindung für die 700 Griechen, die im Kreis Pinneberg leben, in ihre Heimat. Nun ist sie gekappt. Das griechische Staatsfernsehen ist seit einer Woche abgeschaltet. Obwohl ein Gericht den Schließungsbeschluss der griechischen Regierung am Montag für nichtig erklärt hatte, war es auch am Dienstagnachmittag noch nicht wieder auf Sendung. Für Panos Memetzidis, Stadtwerkeleiter in Quickborn und neuer Vorsitzender der griechischen Gemeinde Pinneberg, ist das eine Katastrophe. "Wir brauchen ein Fernsehsignal aus Griechenland. Das ist ganz wichtig für unsere Leute hier."

Dass der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras die Schließung von heute auf morgen beschloss, noch dazu, ohne seine Partner in der Regierung darüber zu informieren, habe viele griechische Emigranten vor den Kopf gestoßen, sagt Memetzidis. Mit einem Brief an das griechische Konsulat in Hamburg will der Vorsitzende der griechischen Gemeinde an seine Landsleute appellieren, diesen Beschluss dauerhaft wieder rückgängig zu machen.

Dabei hat Memetzidis, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und seit 25 Jahren in Deutschland lebt, durchaus Verständnis dafür, dass die Regierung in seinem Heimatland sparen müsse. Vermutlich habe es auch im Staatsrundfunk Missstände gegeben, die nun beseitigt werden sollen. Aber das dürfe nicht dazu führen, dass nun gar nicht mehr gesendet wird.

Vor allem gehe es um die staatlichen Sender ERT, NET und ERT 3, sagt Memetzidis. Diese würden in vielen Orten, zum Beispiel auch in Quickborn über den örtlichen Kabelnetzbetreiber in das Kabelnetz eingespeist und von vielen hier lebenden Griechen abonniert. So erführen sie aus erster Hand, was bei ihnen zu Hause los ist in diesen von der Schuldenkrise bestimmten Zeiten. Auch via Satellit waren die staatlichen Sender in der Regel gut zu empfangen, berichtet Memetzidis. Private griechische Sender seien dagegen im Ausland so gut wie gar nicht zu sehen. "Darum muss es wieder einen staatlichen Rundfunk geben", fordert der Sprecher der griechischen Gemeinde.

Offenbar steht Memetzidis nicht allein mit seinem Protest. So hat die Regierung Samaras nun nach einer internen Krisensitzung, bei der kontrovers über die eigenmächtige Entscheidung des Regierungschefs diskutiert wurde, angekündigt, im August wieder staatliche Kanäle zuzulassen - allerdings in kleinerem Umfang. Die Koalitionspartner von den Sozialdemokraten und der gemäßigten Linke hatten den konservativen Politiker Samaras zuvor aufgefordert, den Sendebetrieb sofort wieder aufzunehmen und erst dann die Anstalt umzubauen.

Diese aktuellen Planungen und der Gerichtsentscheid, dass die Abschaltung des staatlichen Rundfunks illegal war und zurückgenommen werden muss, haben Memetzidis in seinen Ärger etwas beruhigt. Notfalls müsse es mit kleinerem Budget gehen, zeigt er Verständnis für die Sparmaßnahmen, die insgesamt notwendig seien. "Hauptsache, wir werden wieder aus Griechenland umfassend informiert."

Zugleich will sich die griechische Gemeinde Pinneberg jetzt mit ihrem neuen Vorstand, neben Memetzidis sind dies Athanasios Vidakis und Panagiotis Misias, sich auch selbst öffnen und wieder verstärkt an die Öffentlichkeit gehen, kündigt Memetzidis an. So wird gerade das deutsch-griechische Freundschaftshaus in Bönningstedt mit vereinten Kräften renoviert. Es wird dort einen neuen Raum für kleine Kinder und ihre Mütter geben, in dem diese sich zurückziehen, malen, lesen oder Musik hören können. Dies soll künftig das Zentrum für alle Griechen werden, die jetzt wegen der Finanzkrise vermehrt in das Hamburger Umland auswanderten. "Wir wollen diesen Familien helfen und ihnen die Integration in die hiesige Gesellschaft erleichtern", kündigt Memetzidis an. Viele seien orientierungslos, wenn sie nach Deutschland kämen.

Hier könnten sie erfahren, wie sie die deutsche Sprache lernen, wo sie welche Behörden finden, welche Volkshochschulkurse es für sie gibt und was sie sonst noch in ihrer neuen Wahlheimat beachten müssen. Mit einem Fest und einem Tag der offenen Tür soll die dies in Bönningstedt am 24. August groß gefeiert werden. Dort wird dann ganz sicher auch über die neuesten Nachrichten aus Griechenland diskutiert werden. Die Informationen, so hofft Memetzidis, kommen bis dahin auch wieder übers heimische TV.