Die Leiter der vier Bildungseinrichtungen im Kreis sehen es gelassen, wenn sie 2014 zu Gemeinschaftsschulen werden. Schulrat: “Das neue Schulgesetz ist für uns im Kreis Pinneberg kein Grund zu Panik.“

Kreis Pinneberg. Das schleswig-holsteinische Schulsystem wird zweigliedrig. Zum Schuljahr 2014/15 werden alle Regionalschulen im Land zu Gemeinschaftsschulen, sofern sie mindestens 240 Schüler unterrichten. Das neue Schulgesetz, das voraussichtlich im Januar vom Landtag beschlossen wird, sieht nur noch die beiden Schulformen Gymnasium und Gemeinschaftsschule nach der Grundschule vor. Ziel ist ein längeres gemeinsames Lernen der Schüler an einer Schule, an deren Ende erst die Auslese in Haupt- und Realschulabschluss steht. Die vier Regionalschulen in Pinneberg, Quickborn, Uetersen und Moorrege sind auf diese Umwandlung gut vorbereitet. "Unsere Orientierungsstufe ist heute schon eine Gemeinschaftsschule", sagt Karen Frers, Leiterin der Regionalschule Himmelsbarg in Moorrege.

"Das neue Schulgesetz ist für uns im Kreis Pinneberg kein Grund zu Panik", wiegelt auch Schulrat Michael Doppke ab. Alle vier betroffenen Regionalschulen liegen mit 500 bis 800 Schülern weit über der erforderlichen Mindestzahl. Auch konzeptionell seien sie bereits heute so gut aufgestellt, dass die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule für alle vier kein Problem darstellen sollte. Zwar seien die Details der Umsetzung noch nicht geklärt, sagt Doppke. Das Schulgesetz liege erst im Entwurf vor. Bis zum 12. Juli hätten die Schulämter Zeit, es zu kommentieren und damit Einfluss auf den Erlass und alle Detailfragen zu nehmen.

Wichtigstes Kriterium ist dabei, wie die die Binnen-Differenzierung, die heute schon in den Regionalschulen in den fünften und sechsten Klassen praktiziert wird, auch im siebten und achten Jahrgang funktioniert. Die Comeniusschule in Quickborn, die 2007 zur Regionalschule mit jetzt 810 Schülern wurde, hat dieses Konzept heute schon auf den siebten Jahrgang ausgeweitet, sagt Schulleiter Andreas Kelber. "Schwache Kinder bekommen einfachere Aufgaben, andere Arten von Aufgaben und mehr Zeit, sie zu lösen", beschreibt er die Arbeit seiner 52 Lehrer. In der fünften bis siebten Klasse seien diese vor die Herausforderung gestellt, den verschiedenen Leistungsniveaus der Schüler in einer Klasse gerecht zu werden. "Unser Leitsatz dabei lautet: Wir arbeiten so, wie eine gute Gemeinschaftsschule arbeiten sollte."

Die Erfahrungen der ersten sechs Jahre zeigten, dass das Konzept aufgeht. Nur der anfängliche Ansatz, auch in der achten Klasse eine Binnen-Differenzierung der Schüler anzubieten, habe die Comeniusschule wieder verworfen. "Wir arbeiten gerade bei Hauptschülern stark mit dem Klassenlehrer-Prinzip." Das wäre nicht umsetzbar, wenn die Schulklassen ständig in unterschiedliche Lernkurse aufgeteilt wären. Aber Kelber ist überzeugt, diesen differenzierten Unterricht künftig in einer Gemeinschaftsschule den Kindern auch im achten Jahrgang gewährleisten zu können. "Da greift das neue Schulgesetz erst 2017. Also haben wir noch vier Jahre Zeit, uns darauf vorzubereiten."

So sieht es auch Wolfgang Balasus. Der Leiter der Rosenstadtschule in Uetersen gibt zwar zu, dass die Umwandlung der Regional- in Gemeinschaftsschulen nicht seine Wunschvorstellung war. "Aber wir nehmen jetzt diese Herausforderung an." Im September werde er seine 56 Lehrer zu einer schulinternen Fortbildung einladen, um gemeinsam die Frage zu klären: "Wie differenzieren wir noch intensiver."

Sehr weit in Richtung Gemeinschaftsschule ist das Schulzentrum-Nord in Pinneberg, sagt Leiter Holger Witt. "Wir sind mit unserer Struktur einer Gemeinschaftsschule schon sehr ähnlich." So würden an seiner Schule schon heute vierstündige Wahlpflichtkurse in Fremdsprachen angeboten, wie dies für Gemeinschaftsschulen vorgeschrieben sei. "So ist der organisatorische Aufwand für uns gering", sagt Witt.

Allerdings sollten diese Wahlpflichtkurse nicht von der sechsten Klasse an für vier Jahre gelten, plädieren Kelber und Balasus für mehr Wahlfreiheit für ihre Schüler. Auch die guten Kooperationen mit ihren benachbarten Gymnasien möchten die Schulleiter aus Quickborn und Uetersen gerne weiterführen. "Das wird alles kein Problem sein", beruhigt Schulrat Doppke. "Es werden künftig noch mehr Kooperationen möglich sein. Allerdings wird es keine Aufnahme-Garantie geben."

Letztlich entscheidend sei für eine Schule, wie gut sie angenommen wird, wie engagiert die Lehrer sind, wie ernst sie ihre Schüler nehmen, wie gut die Zusammenarbeit mit Eltern, den örtlichen Betrieben und auch den Jugendämtern klappt, betonen die vier Schulleiter. "Es kommt auf die Qualität der Schule an", sagt Karen Frers. "Nicht darauf, welches Schild an der Tür hängt."