Pinneberger und ihre Gäste ließen sich beim Kleinkunstfestival Comedy & Arts von Artisten und Spaßvögeln verzaubern. Publikumsliebling war El Kote.

Pinneberg. Seit mittelalterlichen Tagen, als Till Eulenspiegel sich die Narrenkappe aufsetzte und seinen Schabernack trieb, hat es sich nicht geändert: Das Publikum liebt die Gaukler und die schrägen Vögel. So war es jetzt auch beim 11. Pinneberger Kleinkunstfestival Comedy & Arts, präsentiert vom Hamburger Abendblatt, dem Stadtmarketing, der Sparkasse Südholstein und der Wirtschaftsgemeinschaft Pinneberg. Sie spendierten den Pinnebergern und deren Gäste zwei Tage voller magischer Momente - und vor allem einen Riesenspaß. Apropos schräger Vogel: Der quirlige Akrobat, Clown und Einradfahrer El Kote war für die Festivalbesucher die Nummer eins. Er siegte im Wettstreit um die Publikumsgunst.

Und noch einer ulkigen Type flogen die Sympathien zu: Mr. Qwirk aus Neuseeland. Der gab den sympathischen Tollpatsch, wie er scheinbar völlig ungeschickt über die Köpfe dreier Helfer hinweg aufs Zwei-Meter-Hochrad kletterte. In Erinnerung wird auch sein außergewöhnlicher Kopfschmuck bleiben. Von der Festival-Jury gab es für Mr Qwirk den erstmals vergebenen Wolfgang Weiß Ehrenpreis. Der in diesem Jahr verstorbene Journalist, ehemaliger Redaktionsleiter des Abendblatts in Pinneberg, war der Erfinder von Comedy & Arts.

Das Publikum war erneut mitgerissen worden von der besonderen Stimmung bei Comedy & Arts in Pinnebergs Innenstadt. "Die leichte, spaßige Unterhaltung bei dem tollen Wetter, das ist ein schönes Sonntagsprogramm", sagte Familienvater Peter Heumann. Zusammen mit den Zwillingen Marie und Nico genoss die Rellinger Familie die Sonne und ließ sich von den Shows begeistern. Was ist besonders toll beim Kleinkunstfestival? "Die Kinder können sich frei bewegen und umgucken".

"Ich freue mich auf die sportlichen und akrobatischen Auftritte", sagte die neunjährige Marie Heumann. Für die sorgte zum Beispiel, im Turnanzug und mit Fliegerhaube - und Brille der Gast aus dem fernen Chile. El Kote war für viele der Kleinkunstfans der Größte, wie er einem Irrwisch gleich, immer wieder durchs Publikum wuselte und improvisierte Scherze mit und für die Zuschauer trieb. Völlig loco, also verrückt, wie El Kote plötzlich mitten in seiner Nummer am Lindenplatz auf den Turm mit den Werbebanner kletterte, sich zwei Basketbälle zuwerfen ließ und in gut fünf Metern Höhe freihändig jonglierte.

So flogen El Kote am Ende des Festivals nicht nur Sympathien, sondern auch die meisten der roten Pinnies zu, mit denen die Zuschauer ihren Favoriten wählen konnten. Die 13-Jährige Finnja Krebs war fleißig dabei, die Chips an den Künstlern zu verteilen. "Zusammen haben meine Schwester und ich zehn Pinnies. An The Bikerina Show haben wir den ersten Pinnie ausgeteilt, weil sie richtig gut war", sagte Finnja. Am meisten freute sich die Schülerin auf die Hundeshow mit Florin und Cato. Finnjas Vater, Erik Krebs, befürchtete lachend: "Ich glaube wir müssen mehr Pinnies kaufen".

Spaßmacher Klaus aus Berlin alias Arthur kommt vorbei brachte seinen Kletterturm gleich eigenhändig nach Pinneberg mit. Und die Menschen hatten ihre Freude daran, wie Arthur beim Erklimmen der 200-Kilo-Konstruktion buchstäblich in Schieflage geriet. Wie es sich für eine gelungene Gauklershow gehört, holte sich der Berliner jeweils einen Gehilfen aus dem Reihen der Zuschauer - als seinen schräg verkleideten Bruder Horst. Bereitwillig ließen sich die Pinneberger und ihre Gäste in die Auftritte einbauen, in diesem Fall zum Beispiel der Pinneberger Thorsten Loppenthien.

"Mir gefällt die besondere Atmosphäre bei Comedy & Arts, das ist mal was anderes", sagt der Pinneberger Rentner Jens Hessbarth. Der 71-Jährige war beide Tage beim Kleinkunstfestival dabei. "The Tightnex und Florin und Cato sind meine Favoriten." Überhaupt zeigte ein Blick in die Zuschauerreihen, dass nicht wenige Besucher am sowohl Sonnabend wie auch am Sonntag dabei waren.

Die Interaktion mit den Menschen im Publikum, das ist, was für viele Kleinkünstler das A und O ist, wie auch Ina Queiß sagt. Die 29-Jährige aus Winsen/Luhe trat mit ihrer Bikerina Show in Pinneberg auf. Einer der Höhepunkte dabei: ein Striptease auf dem Einrad. Für Ina Queiß, die die Zirkusschule in Rotterdam besucht und viele Jahre in den Niederlanden gelebt hat, sind die Norddeutschen viel spontaner als ihr Ruf es verheißt. Für die Kunstradfahrerin war das 11. Kleinkunstfestival ein Deja-vu: Vor zehn Jahren war die heutige Profi-Artistin, die bereits auf Festivals auf der ganzen Welt gespielt hat, bereits mit einer Amateurgruppe bei Comedy & Arts dabei gewesen. "Die Straße ist echt", sagt die Künstlerin. "Hart, aber ehrlich. Im Theater kann das Publikum nicht während der Show weggeben, hier schon."

Aber weglaufen wollte bei Comedy & Arts niemand. Vor allem am Sonntag, als zum Open-Air-Spektakel die Sonne vom Himmel schien, scharten sie große Menschentrauben um die Shows auf dem Lindenplatz und vor der Drostei.

"Die Qualität der Shows ist hoch", befand Jens Ohle aus Hamburg als alter Kleinkunst-Hase. "Ich freue mich, hier viele nette Kollegen zu treffen", sagte der Artist und Spaßmacher, der zum Beispiel auf einer hohen, wackligen Leiter stehend jonglierte und dabei noch flotte Sprüche machte.