16.951 Wähler können in Quickborn am Sonntag entscheiden, wie die täglich volle Bahnstraße entlastet und der Schuldenberg abgetragen werden soll

Quickborn. Alles neu macht der 26. Mai in Quickborn. Alle vier Parteien treten mit neuen Spitzenkandidaten an. Bei der CDU ist dies Klaus-Hermann Hensel, 66, pensionierter Werkleiter der stillgelegten Schokoladenfabrik. Die SPD schickt Astrid Huemke, 63, ins Rennen, die im Juni auch in Ruhestand geht. Die Grünen haben Diplominformatiker Heinrich F. Kut, 65, auf Platz 1 nominiert, der auch Kreissprecher der Grünen ist und das Wahlkampfbüro der Bundestagsabgeordneten Valerie Wilms leitet. Die FDP setzt auf Diplomkauffrau Annabell Krämer, 42, die bei Quickborns größtem Gewerbesteuerzahler, der Comdirectbank, arbeitet.

Noch nie gab es so viele Wähler in Quickborn. Da die Stadt seit 2007 um 430 Einwohner gewachsen und nun ein neuer Höchststand von 20.616 Bürgern erreicht ist, können am Sonntag erstmals 16.951 Quickborner wählen.

Die jahrzehntelange Vorherrschaft der CDU war zuletzt im Rat durch mehrere Fraktionsaustritte zu einem Patt zwischen den Lagern CDU/FDP sowie SPD/Grünen/WIR zusammengeschmolzen. Die WIR-Gruppe hat sich wieder aufgelöst. So wolle die CDU wieder stärkste Fraktion werden, sagt Parteisprecher Bernd Weiher. Die SPD möchte Quickborn zu einer "lebenswerten, gerechten, modernen und wirtschaftlich erfolgreichen Stadt" gestalten, sagt Astrid Huemke. Grüne und FDP eint das Vorhaben, absolute Mehrheiten einer Partei zu verhindern.

Programmatisch gibt es zwei große Themen in der Stadt, die die künftige Ratsversammlung kontrovers beschäftigen dürften. Dies sind die angespannte Finanzlage und das richtige Verkehrskonzept für die Zukunft. So hat sich im Vergleich zur vorherigen Kommunalwahl 2008 der Schuldenstand in Quickborn enorm erhöht: von 3,1 auf jetzt 41,2 Millionen Euro. Das hört sich dramatisch an. Aber diesen Krediten stehen Investitionen in gleicher Höhe gegenüber. So hat Quickborn in den vergangenen fünf Jahren bis auf das Elsenseegymnasium alle seine Schulen saniert und neu gebaut und zwei Sporthallen errichtet. Quickborn verfügt nun über die modernsten Schulen in der Region. Neben der ebenfalls herausragend guten Versorgung mit Kindergartenplätzen ist das einer der Hauptgründe des jüngsten Bevölkerungszuwachses.

Gleichwohl nennen alle vier Parteien die Haushaltskonsolidierung als zentrale Aufgabe. "Mit einer soliden Finanzpolitik werden wir uns vehement für den Schuldenabbau einsetzen", kündigt Weiher, CDU, an. Auch die SPD werde mit einer "soliden Finanzpolitik" versuchen, "die dauerhafte Leistungsfähigkeit der Stadt für alle Bürger zu gewährleisten", so Astrid Huemke. "Der desolate Haushalt muss unbedingt saniert werden", fordert der Grüne Kut. Und Annabell Krämer sieht die Liberalen sogar als "das finanzielle Gewissen der Politik" in Quickborn.

Wie das Defizit von 1,1 Millionen Euro und der 41-Millionen-Euro-Schuldenberg gesenkt werden können, sagen die Parteisprecher aber nicht. Zuletzt mussten die Bürger eine 50-prozentige Erhöhung der Grundsteuer B (2009) und die Betriebe erstmals seit 30 Jahren eine moderate Erhöhung der Gewerbesteuersätze hinnehmen.

Viel Zündstoff verspricht die Debatte um die Entlastung der Bahnstraße, die die Innenstadt mit der Autobahn 7 verbindet und wo der Verkehrsfluss bei Ellerau alle zehn Minuten durch eine geschlossene Bahnschranke jäh gestoppt wird. Wenn in den kommenden Jahren der sechsspurige Ausbau der A 7 beginnt, droht der Verkehrsinfarkt. Dies wollen CDU und FDP mit einer sogenannten Ortsteilverbindungsstraße verhindern, die vom Kreisel am Justus-von-Liebig-Ring zum Gewerbegebiet Halenberg durch das Gronautal führt. Dies sei die effektivste Lösung, sagt Weiher und beruft sich auf ein Verkehrsgutachten, das zu dem Ergebnis kommt, die neue Straße könnte die Hälfte der zurzeit 11.000 Fahrzeuge von der Bahnstraße aufnehmen. Allerdings hat dieses Gutachten nicht berechnet, wie sich die Autofahrer verhalten, die künftig bei Quickborn im Stau der A 7 stehen, die täglich 100.000 Fahrzeuge befahren. Darum fordert Huemke, "den Verkehr sinnvoll zu lenken und dabei auch die Natur zu schützen und nicht durch eine Gronauquerung zu zerstören". Das Alternativkonzept der SPD sieht einen Ausbau der Ulzburger Landstraße von der A 7 bis zur Kieler Straße (B 4) im Süden Quickborns vor. Nur so sei der Verkehr aus der Innenstadt herauszuhalten, der mit der Gronau-Querung diesen direkt in die City leite.

Die Grünen lehnen diese Straße nicht nur aus umweltpolitischer, sondern auch aus finanzieller Sicht ab. Den Eigenanteil von drei Millionen Euro könnte sich Quickborn gar nicht leisten, sagt Kut. "Der Bau würde den Haushalt in den nächsten 35 Jahren mit jährlich 90.000 Euro belasten und so das strukturelle Defizit weiter erhöhen." Die FDP sagt: "Wenn Gronauquerung, dann nur ohne Schwerlastverkehr."