Kulturverein beendet Engagement fürs Forum am 26. Mai. Hinter den Kulissen wird weiter kräftig gestritten. Die Stadtverwaltung wirft dem Verein vor, ohne Absprache Equipment weggeschafft zu haben.

Schenefeld. Es hat etwas Schicksalhaftes, dass ausgerechnet am 26. Mai, dem Tag der Kommunalwahl für den Kulturverein im Forum der letzte Vorhang fällt. Wenn um 18 Uhr die Wahlbüros in Schenefeld schließen und die Stimmen ausgezählt werden, dann stecken auch die Mitglieder des Kulturvereins mitten in der heißen Phase. Zum letzten Mal werden sie an der Abendkasse ehrenamtlich Tickets verteilen, den Türeinlass regulieren, die Technik besetzen, in der Pause Getränke an die Besucher ausschenken und nach der Vorstellung die Künstler der Kabarettgruppe Lalelu bewirtschaften. Anschließend ist Schluss mit der Kulturarbeit für und im Forum.

Damit fällt bereits das zweite Mal innerhalb von knapp einem Jahr der letzte Vorhang in der Schenefelder Spielstätte. Im Frühjahr 2012 beendeten die Profis vom Altonaer Theater/Hamburger Kammerspiele gezwungenermaßen ihre Schenefelder Gastauftritte unter dem Titel "Theater im Forum" (Tif) nach fünf Jahren. Die politische Mehrheit entschied sich gegen eine Vertragverlängerung aus Kostengründen. Die Lücke sollte der Kulturverein mit zusätzlichen Veranstaltungen füllen. Doch nach monatelangen Querelen mit den Politikern um Zuschüsse und Anerkennung ist dieser Plan gescheitert. Auch das Verhältnis zur Stadtverwaltung ist völlig zerrüttet. Man traut sich nicht mehr über den Weg, wie die Ereignisse der vergangenen Wochen zeigen. Am 27. April räumten Vorstandsmitglieder des Kulturvereins einen Lagerraum im Forum aus. Die Konsequenz: Die Stadtverwaltung deaktivierte umgehend die elektrischen Schlüssel.

Damit kommen die Mitglieder nicht mehr ins Forum hinein. Auch für die Vorbereitungen des letzten Theaterstückes sind die Helfer des Kulturvereins auf einen städtischen Mitarbeiter angewiesen, der auf- und abschließt.

Die Stadtverwaltung wirft dem Verein vor, ohne Absprache Equipment weggeschafft zu haben. Es geht um Regale, Teppiche, Tische. Auch Technik wie Scheinwerfer lagert in dem Raum. Das Problem: Es ist unklar, was der Stadt und was dem Verein gehört, zumindest aus Sicht der Verwaltung. Laut Kulturverein gehört alles in dem Raum entweder dem Verein oder Mitgliedern persönlich. Den Wirbel können die Vorstandsmitglieder deshalb nicht verstehen. "Wir haben doch nur Müll entsorgt", sagt die Vorsitzende Marita Peemöller. Über die Jahre habe sich viel angesammelt. Da jetzt die Arbeit im Forum zu Ende gehe, wollte man das Lager entrümpeln. Zwei Wagenladungen voll wurden laut Verein zur Tornescher Abfallentsorgung gebracht. "Wir haben kein Eigentum der Stadt entsorgt", versichert Peemöller. Ihr Vorstandskollege Heinz Dondera ergänzt: "Wir hatten kein Unrechtsbewusstsein und haben es deshalb auch nicht bei der Stadt angemeldet." Die wiederum erklärt die harsche Reaktion mit Hinweis auf ein unbeantwortet gebliebenes Schreiben vom März, in dem eben genau dieses Thema angesprochen und um Klärung der Eigentumsrechte gebeten wurde.

Zumindest das soll jetzt passieren. In den kommenden Wochen wird eine Liste erstellt, wem was gehört und was in Schenefeld bleibt. Der Kulturverein möchte einiges mitnehmen. Die Mitglieder wagen den Neuanfang - aber außerhalb der Stadt, wie die Mitglieder während einer Versammlung kürzlich beschlossen. Der Begriff Forum wurde dafür aus dem Vereinsnamen gestrichen. "Wir werden uns nach anderen Spielstätten umsehen, die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen ausbauen", so Peemöller. "Ideen, die es fürs Forum gab, wie ein Klassikfestival werden umgesetzt, aber eben nicht hier."

Im Sommer will man sich zusammensetzen, erste Veranstaltungen in der Umgebung planen. Premiere soll im Herbst sein. Der Vorstand hat bereits ein Aufgabenpaket geschnürt. Nach einigen Austritten der vergangenen Monate soll es jetzt an Mitgliederwerbung gehen. Derzeit zählt der Kulturverein noch 35 Mitglieder. Außerdem muss geklärt werden, wie es mit dem Förderverein weitergeht, der eng mit dem Kulturverein verknüpft ist. Deren Mitglieder, zu denen auch Peemöller und Vorstandskollege Reinhold Polka zählen, hatten in den vergangenen sieben Jahren 185.000 Euro für Ausstattung und Bau des Forums gesammelt. Peemöller geht davon aus, dass die beiden Vereine zusammengeführt werden. Damit ist weiterer Ärger mit der Stadt programmiert. Denn viel Equipment im Forum gehört dem Förderverein.

Trotz des traurigen Endes schließt Peemöller eine Rückkehr nicht aus. Erst einmal müsse sich der Ärger auf allen Seiten legen. Wenn nach der Wahl am 26. Mai ein neuer Wind in der Kulturarbeit der Stadt weht, dann kann sie sich ein Wiedersehen vorstellen.