Beschicker des Pinneberger Sonnabend-Marktes wollen nicht vor die Drostei. Verlassen Händler die Stadt gen Prisdorf?

Pinneberg. Durch den Abriss des alten Kreissparkassen-Gebäudes tun sich in der Pinneberger Innenstadt neue Blicke auf - vom Marktplatz über die Friedrich-Ebert-Straße bis zum Drosteivorplatz. Für die Beschicker des Sonnabend-Wochenmarktes ist das keine Perspektive. Wie der Sprecher der Höker, Hans-Günter Petersen sagt, will die große Mehrheit der Beschicker, die sonnabends ihre Stände auf dem Marktplatz aufbauen, nach wie vor nicht in die Fußgängerzone umziehen.

Die große politische Mehrheit von CDU und SPD hatte beschlossen, zwecks Belebung der Innenstadt den Sonnabend-Markt dorthin zu verlegen, wo es bereits dienstags und donnerstags einen, allerdings kleineren, Markt gibt. Die Beschicker um Petersen gehen jetzt auf die Barrikaden. Vor kurzem wurden auf dem Markt Protestplakate aufgehängt, auf denen von einer "Zwangsumsiedlung" die Rede war.

Und jetzt steht sogar im Raum, dass die Händler Pinneberg den Rücken kehren und kollektiv nach Prisdorf gehen könnten. Petersen bestätigte im Gespräch mit dem Abendblatt, dass es Kontakt mit dem Prisdorfer Bürgermeister Wilfried Hans gegeben hat: "Wir sind an dem Thema dran." Angedacht ist sinnigerweise ein Aufbau auf dem Prisdorfer "Marktkauf"-Areal . . .

In der kommenden Woche läuft die Bewerbungsfrist für die europaweite Ausschreibung der Privatisierung der Pinneberger Wochen- und Jahrmärkte aus. Wer sich darum bewerben könnte, weiß Hans-Günther Petersen auch nicht. Er sagt aber, dass die Beschicker die Sorge hätten, die Standgebühren könnten sich im Zuge der von SPD und CDU beschlossenen Privatisierung erhöhen. "Es geht doch hier um kleine Gewerbetreibende, die hart für ihr Geld arbeiten." Petersen, der sich in Pinneberg bei den Bürgernahen engagiert, macht keinen Hehl daraus, dass er den Streit um den Markt kurz vor der Kommunalwahl erneut zum politischen Thema machen möchte. Die Bürgernahen, die FDP und Grüne & Unabhängige hatten die Verlagerung des Sonnabend-Marktes vor die Drostei von Beginn an abgelehnt. Während SPD und CDU den Rathausvorplatz zwecks Steigerung der Attraktivität gerade auch als Marktplatz umbauen wollen, lehnen die kleinen Fraktionen dies aus Kostengründen ab.

Nach Meinung von Petersen agiert die politische Mehrheit an den Interessen von Händlern und Marktbesuchern vorbei: "Die Geschäftsleute sind zufrieden, die Kunden sind zufrieden. Warum soll also etwas geändert werden?" Die Marktbeschicker gehen davon aus, dass sie Umsatzeinbußen in der Innenstadt hinnehmen müssten. Weitere Argumente gegen die Verlagerung sind, dass eventuell nicht alle Beschicker auf dem Drosteivorplatz Platz hätten - und dass der Sonnabend-Markt regelmäßig von Großveranstaltungen wie Summer Jazz behindert werden könnte. Die Befürworter argumentieren, es habe sich im Dezember während der Zeit des Weihnachtsdorfes vor der Drostei gezeigt, dass eine komprimierte Aufstellung der Marktstände zwischen dem Kreiskulturzentrum und dem Rathaus sehr wohl während einer Großveranstaltung möglich sei.

Kritiker Petersen indes beruft sich auch auf einen Experten der Deutschen Marktgilde. Der habe während einer Ausschusssitzung in Pinneberg unmissverständlich gesagt, dass aus seiner Sicht eine Verlagerung weg vom Marktplatz schädlich wäre. "Es ist so: Der Markt hat sich gut entwickelt, die Innenstadt nicht. Für uns bedeutete der Umzug einen großen Schaden, für die Innenstadt bestenfalls eine kurzfristig Verbesserung", so Petersen. Er ist seit 1976 in der Region als Marktbeschicker aktiv. Auf dem Pinneberger Sonnabend-Markt und donnerstags in Barmstedt bauen er und seine Frau "Gerda`s Marktcafé" auf. Um und für den Pinneberger Markt kämpft Petersen schon seit den 80er-Jahren. "Jetzt hat sich die Situation verschärft. Die Verlagerung und die Privatisierung - das ist aus unserer Sicht der Doppel-Hammer."

Die Schausteller, die im Frühling und im Herbst einen Jahrmarkt auf dem Pinneberger Marktplatz aufbauen, übten zuletzt ebenfalls erhebliche Kritik an der von der Stadtverwaltung betriebenen Privatisierung. Insbesondere wurde bemängelt, die Stadt habe die Schausteller nicht ausreichend informiert. Dazu sagte Bürgermeisterin Urte Steinberg, man werde die Kommunikation verbessern.

"Es ist nichts entschieden. Aber Prisdorf wäre als Standort durchaus geeignet", sagt der Sprecher der Markt-Beschicker. "Wenn alle vom Marktplatz weg sind, gibt es nichts mehr zu privatisieren."