Stau im Stadtkern, Bahnverbindung und Kreisstraße 22 beschäftigen die Politiker. Doch auch andere Themen bestimmen den Wahlkampf

Tornesch. Torneschs Wachstum ist ungebrochen. Innerhalb von etwa 25 Jahren ist der Ort zu einer Stadt angewachsen. Die 13.000-Einwohner-Stadt steht gerade auch wegen dieses rasanten Wachstums vor der anstehenden Kommunalwahl vor wichtigen Richtungsentscheidungen. Es geht um die Frage, wie Tornesch sich weiter entwickeln soll und welches Verkehrsnetz die Stadt braucht, um gesund zu bleiben. Und es geht um die Frage, ob eine Städtefusion in diesem Zusammenhang auch sinnvoll ist.

Städtefusion

Seit Mitte April liegen die Gutachten für eine Fusion der beiden Nachbarstädte Tornesch und Uetersen vor. Die Gutachter empfahlen eine Fusion, auch wenn deutliche Vorteile aus dieser angedachten Städtehochzeit erst in etwa 15 Jahren zu erwarten sind. Parallel zur Bundestagswahl am 22. September sollen die Bürger in einem Entscheid für oder gegen eine Fusion votieren. Bis dahin wollen die Parteien versuchen, die Bürger von der Richtigkeit ihrer Position zu überzeugen. Und die sind teils konträr.

Die SPD sieht keinen Nutzen für Tornesch in einer Städtefusion. Sie befürchtet, dass Tornesch als kleinerer Partner der "Hochzeit" langfristig ins Hintertreffen bei der weiteren städtebaulichen Entwicklung geraten könnte. Auch politisch würde Tornesch schwächer in einem gemeinsamen Rat mit Uetersen vertreten sein. Die CDU und Bürgermeister Roland Krügel sind dagegen für eine Fusion. Diese biete der Stadt mehr Gestaltungsspielraum, auch bei räumlichen Fragen und Verkehrsprojekten. Zudem bekäme die Kommune über die Kreisgrenzen hinweg mehr politisches Gewicht. Auch die FDP erwartet mehr Vor- als Nachteile bei einer Fusion. Sie ist prinzipiell für das Vorhaben, will aber das Ergebnis des Bürgerentscheids abwarten.

Kreisstraße 22 und Bahninfrastruktur

Der Bau der mindestens 30 Millionen Euro teuren Umgehungsstraße wird von CDU und SPD einhellig gefordert. "Keine Frage ist es für uns, dass die Kreisstraße 22 endlich fertiggestellt werden muss. Der Schwerlastverkehr muss aus der Stadtmitte verschwinden und der immer belastender werdende Verkehr aus dem Ortszentrum heraus verlagert werden", sagt SPD-Fraktionschef Manfred Mörker. Die Liberalen sind gegen eine Zerschneidung Torneschs und befürworten stattdessen den Ausbau des Wischmöhlenwegs.

CDU, SPD und FDP fordern, dass Tornesch wegen des Wohngebietes Am See besser an die Bahninfrastruktur angeschlossen wird. Mehr Bahnhalte in Tornesch bedeuten aber auch höhere Wartezeiten an den Schranken entlang der ohnehin ausgelasteten Straßen. Daher fordern die Christdemokraten den Bau einer zusätzlichen Bahnunterführung in Richtung Prisdorf mit Anbindung an die Westumgehung Pinneberg. Die Liberalen wollen ein besseres Park-and-ride-Angebot sowie mehr Kreisverkehre und grüne Abbiegepfeile, damit der Verkehr sicherer und flüssiger läuft.

Stadtentwicklung

Das Abschiedshaus in Tornesch ist abgerissen worden. Damit ist das letzte historische Haus der Stadt Geschichte. Dennoch glauben die Parteien, dass der Ortskern nicht unattraktiver werden wird. Im Gegenteil: Die SPD erklärte, sie könne sich an anderer Stelle im Ort den Erhalt eines denkmalgeschützten, historischen "Dorfkerns" vorstellen. Und die Christdemokraten sehen ebenfalls nach vorne. Sie wollen das Tornescher Zentrum ohnehin attraktiver für die Bürger machen. Dafür soll die Infrastruktur verbessert werden, indem unter anderem auch ein regelmäßiger Wochenmarkt geschaffen werden soll. Letzterer könnte die Innenstadt nach Ansicht der CDU langfristig beleben. Zudem soll die Stadt bessere Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger schaffen. Die FDP streckt die Fühler auch nach Uetersen aus und würde es begrüßen, wenn beide Kommunen gemeinsam ein neues Schwimmbad bauen würden.

Finanzpolitik

Tornesch gilt als wirtschaftliche Wachstumszone. Die Rahmenbedingungen - Eisenbahnanbindung, Nähe zur Autobahn und zu Hamburg - sind ideal für weitere Gewerbeansiedlungen. Dennoch: Eine sinnvolle Konsolidierungspolitik fordert die SPD. "Leider haben wir uns vergeblich im Rat dafür eingesetzt, in den Jahren 2013 und 2014 keine neuen Schulden zu machen", sagt SPD-Chef Mörker. Die Stadt müsse ihre Neuverschuldungspolitik beenden, ohne dabei das wirtschaftliche Wachstum zu bremsen. Die CDU will trotz der jetzigen Schuldenaufnahmen auf lange Sicht nachhaltig wirtschaften. Das sei auch ohne Probleme zu bewerkstelligen. Die Fraktion will daher darauf achten, dass die laufenden Ausgaben die laufenden Einnahmen in den folgenden Jahren nicht überschreiten. Die Liberalen fordern, nicht nur zu sparen, sondern auch die Einnahmen zu steigern und eine Privatisierung von Leistungen zu prüfen.