Die Bürgermeister schlagen als Ersatz für die Dorfsheriffs ein gemeinsames Revier für die Marsch- und Geestgemeinden vor.

Kreis Pinneberg. Das mögliche Aus für die Ein-Mann-Polizeistationen hat die Bürgermeister betroffener Orte aufgeschreckt. Die Bürgermeister der Marsch- und Geestgemeinden aus dem Kreis Pinneberg legen jetzt einen Kompromissvorschlag vor: Sie würden notgedrungen auf den Dorfsheriff verzichten, wenn als Ersatz ein kleineres Revier für die Gemeinden zwischen Wedel und Uetersen geschaffen wird.

Ausgangslage ist, dass die - bereits seit längerem unbesetzte - Polizeistation in Appen geschlossen wird. Der Außenposten in Haseldorf macht zum Jahresende dicht, wenn Dorfsheriff Michael Beutel in Pension geht. Die Station in Moorrege, in der vier Beamte Dienst tun, steht auf der Kippe. Lediglich der mit Torsten Ibs besetzte Außenposten in Holm gilt als gesichert. Allerdings steht und fällt er mit dem Stelleninhaber. "Wir haben das Glück, dass er noch nicht so bald in Pension gehen wird", sagt Holms Bürgermeister Walter Rißler, CDU.

Angesichts der unsicheren Lage, was die zukünftige polizeiliche Versorgung abseits der großen Städte angeht, gehen nun die Bürgermeister in die Offensive. Sie vertreten zusammengenommen etwa 25.000 Einwohner und wollen Druck machen. "Ziel ist es, zwischen Wedel und Uetersen ein gemeinsames Polizeirevier für die kleineren Gemeinden in Marsch und Geest zu schaffen", sagt Hetlingens Bürgermeisterin Barbara Ostmeier, CDU. Natürlich wäre es ihr und ihren Amtskollegen lieber, dass die Ein-Mann-Polizeistationen erhalten bleiben. "Aber wir müssen einfach akzeptieren, dass die Polizei ihre Organisationsstrukturen überprüft und die kleinen Stationen als erstes angeguckt werden", so die Landtagsabgeordnete. Es sei verständlich, dass die Ein-Mann-Posten nicht 365 Tage im Jahr rund um die Uhr besetzt sein können. "Aber ersatzlos geschlossen werden dürfen sie auch auf keinen Fall", so Ostmeier.

Die Vorteile eines Dorfsheriffs - für Walter Rißler liegen sie auf der Hand. "Er kennt die Bürger und sie kennen ihn. Dadurch ist die Aufklärungsquote viel höher als wenn ein Beamter aus der großen Stadt ermittelt." Und sein Haseldorfer Amtskollege Uwe Schölermann, CDU, ergänzt: "Es gibt unseren Bewohnern Sicherheit, wenn ein Polizist im Ort lebt, dort präsent und bekannt ist."

Eine (Mit-)Versorgung der Marsch- und Geestgemeinden durch die Reviere der Städte, speziell Wedel und Uetersen, lehnen die Bürgermeister ab. "Polizeipräsenz bedeutet nicht ausschließlich Verfügbarkeit im Einsatzfall, sondern auch Verfügbarkeit der Polizei als Ansprechpartner für den Einzelnen", sagt Ostmeier. Ein eigenes Revier für die Marsch- und Geestgemeinden, das über eine sachgerechte Personalausstattung verfügt, "gibt unseren Bürgern weiterhin das Gefühl, in Sicherheit zu leben".

Über einen möglichen Standort für eine derartige Dienststelle haben sich die Bürgermeister noch keine Gedanken gemacht. Rißler indes bringt eine Ansiedlung an der B 431 im Bereich Moorrege ins Spiel. "Von dort aus ist eine schnelle Erreichbarkeit aller Orte gewährleistet." Der Holmer Bürgermeister, der auch Vorsteher des Amtes Moorrege ist, sichert die Unterstützung des Amtes bei der Standortsuche zu. "Wenn die Polizei will, werden wir gemeinsam nach Lösungen suchen."

Den Vorschlag eines gemeinsamen Reviers für Marsch und Geest haben die Bürgermeister bereits auf einem Treffen mit Dirk Petersen, dem Vize-Chef der Polizeidirektion Bad Segeberg, vorgebracht. "Es war aus meiner Sicht ein sehr gutes, offenes Gespräch", sagt Rißler. Was ihn und seine Amtskollegen klammheimlich freute: Der Polizei-Vizechef musste bei der Anreise zum Gesprächstermin 15 Minuten vor der Drehbrücke in Moorrege-Klevendeich warten. Dass die Brücke im Fall einer Versorgung aus Uetersen zum Nadelöhr wird, ist ein Hauptargument der Bürgermeister.

Andreas Görs, neuer Leiter der Polizeidirektion Bad Segeberg, nennt den Vorstoß für ein gemeinsames Revier für Marsch und Geest "hochinteressant". Er freue sich über das Entgegenkommen der Bürgermeister und darüber, dass sie nicht starr an den Ein-Mann-Polizeistationen festhalten. "Aber noch befinden wir uns mitten in der Prüfung", so Görs weiter. Sie könne ergeben, dass eine neue Dienststelle für Marsch und Geest Sinn mache. "Aber es kann auch sein, dass wir eine Versorgung dieser Gemeinden durch die Reviere benachbarter Städte vornehmen."

Görs setzt auf ein zentralörtliches System der Polizei. Für ihn liegt die Minimalzahl für eine Station bei drei Beamten. Außerdem ist der neue Direktionsleiter ein Verfechter des Vier-Augen-Prinzips, das eine Zwei-Mann-Besetzung pro Streifenwagen voraussetzt. Auch aus Eigensicherungsgründen sei es nicht mehr vorgesehen, dass Polizisten alleine zu Einsätzen fahren, so Görs. Sein Ziel ist es, die Neuorganisation im Bereich Marsch und Geest 2014 in Angriff zu nehmen - und zwar im Dialog mit den Bürgermeistern. Mitentscheiden allerdings dürfen sie nicht.