Erstmals präsentierten sich Heike Döpke, Jörg Dittmer, Stefan Haupt und Ortwin Schmidt den Barmstedter Wählern

Barmstedt. Das Interesse an der Bürgermeisterwahl in Barmstedt ist groß. Gut 400 Menschen strömten in die nagelneue Sporthalle, um sich die erste und einzige öffentliche Vorstellungsrunde aller vier Kandidaten anzusehen. Sie alle wollten wissen, was der mögliche Nachfolger von Nils Hammermann zu sagen hat und stellten auch reichlich Fragen. Bürgervorsteher Christian Kahns achtete als Moderator penibel auf die Einhaltung der Spielregeln. So hatte jeder Kandidat genau zwölf Minuten Zeit, seine Positionen und Visionen darzustellen. Die Mitbewerber durften nicht zuhören und mussten jeweils den Saal verlassen. Auch bei der anschließenden Fragerunde kam jeder abwechselnd zu Wort.

Als erster war Jörg Dittmer, 52, dran. Er brauchte nur elf Minuten. Der Jugendbeauftragte der Hamburger Polizei tritt als unabhängiger Kandidat an, auch wenn er bürgerliches Mitglied der FWB-Ratsfraktion ist. Dittmer will Barmstedt attraktiver, bürgerfreundlicher und sicherer machen. "Wir müssen die Stadt vom Marktplatz aus denken", forderte er einen gesünderen Branchen-Mix in der Innenstadt. Stadtmarketing und Tourismusbüro sollten zusammengelegt werden. Mehr Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung versprach Dittmer, für die Jugend, aber auch die Migranten. "Statt Vater Staat brauchen wir den Bürger-Staat." Ein Radwegekonzept solle erarbeitet und ein kriminalpräventiver Rat installiert werden. "Da habe ich als Polizeibeamter Kernkompetenzen."

Einzige auswärtige Kandidatin ist Heike Döpke, 52, aus Niedersachsen, die für die SPD ins Rennen geht. Die Leiterin des Gebäudemanagements der Stadtverwaltung Hannover kündigte an: "Ich will Ihre Bürger-Bürgermeisterin werden." Darum werde sie immer für jedermann ansprechbar sein und habe vor, auch als Verwaltungschefin die Bürger gezielt über die Presse oder an Infoständen über ihre Arbeit zu informieren. Sie habe Barmstedt seit Februar oft besucht, an Haustüren geklingelt und sich drei Dutzend Vereinen persönlich vorgestellt. "Diese Vereinsvielfalt ist ein Pfund, mit dem Barmstedt wuchern kann. Bei mir wird der Kontakt zu den Vereinen Chefsache sein." Sie werde entscheidungsfreudig sein und sich "nicht wegducken, wenn unangenehme Dinge zu kommunizieren sein sollten, sondern Verantwortung übernehmen."

Ortwin Schmidt, 51, ist Kandidat der CDU, deren Fraktionschef er auch ist. Wie Dittmer arbeitet er bei der Hamburger Polizei und ist in Barmstedt geboren. Schmidt will den rund 17 Millionen Euro hohen Schuldenberg abbauen, indem er die Kooperation mit dem Amt Rantzau forcieren und Aufgaben zusammenlegen will. Außerdem müsse das Straßennetz dringend saniert werden. "Einige Straßen sind so kaputt, dass wir sie eigentlich sperren müssten." Zur Entlastung der Meierei-Anwohner in der Mühlenstraße möchte Schmidt an der K 18 am Stadtrand zu Lutzhorn einen Lkw-Parkplatz einrichten. "Wir müssen den Lkw-Verkehr in der Stadt einschränken."

Stefan Haupt, 49 und parteilos, hielt eine ungewöhnliche Bewerbungsrede. Ausführlich stellte er die gesetzlichen Aufgaben des Bürgermeisters vor, der lediglich die Verwaltung zu leiten und die politischen Beschlüsse umzusetzen habe. "Das ist alles unspektakulär. Ich wundere mich, warum Sie alle hier sind. Der Bürgermeister ist kein Politiker und trifft keine politischen Entscheidungen. Die Macher und Entscheider sind die Stadtvertreter", sagte Haupt. Diese neutrale, zurückhaltende Art der Amtsführung sei Nils Hammermann in 19 Jahren gut gelungen. Daran würde er sich als Nachfolger orientieren, versprach der Verwaltungsfachwirt und Diplomjurist, der seit 13 Jahren in der Quickborner Stadtverwaltung arbeitet.

In der Fragerunde kamen natürlich die großen Aufreger zur Sprache, die in bestimmten Stadtteilen die Bürger umtreiben. So wollte Ingo Jepsen vom Nappenhorn wissen, ob er und seine Nachbarn Chancen hätten, die zu viel gezahlte Infrastrukturabgabe zurückzubekommen. Doch alle vier Kandidaten machten ihm wenig Hoffnung. Das Verfahren sei verjährt und die Finanzlage der Stadt so schlecht, dass dafür kein Spielraum wäre.

Auch beim Bürgerbegehren, dass Franz-Josef Sitta angestrengt hat, um die Bebauung der Lillschen Wiese am Rantzauer See zu verhindern, hielten sich alle vier zurück. Nur Dittmer bekante, dass es ihn doch sehr gewundert habe, dass 930 Bürger Sittas Anliegen unterstützten. "Offenbar sind viele Bürger nicht mitgenommen worden."

Die letzte Frage des Abends hatte sich Bürgervorsteher Kahns ausgedacht. Was sie denn mit 100.000 Euro fürs Gemeinwohl machen würden, wenn sie diese als Bürgermeister geschenkt bekämen. Heike Döpke würde einen Ideenwettbewerb ausrufen, wie Barmstedt vorangebracht werden könnte und die besten prämieren und umsetzen. Schmidt würde die ärgsten Lärmbelästigungen an den Straßen und Fenstern beheben. Haupt würde eine Stiftung gründen, die für die Betreuung benachteiligter Kinder und Jugendlicher eingesetzt wird. Und Dittmer würde ein leer stehendes Haus am Rathaus kaufen und dort ein Café einrichten.

Das Publikum schien zufrieden und klatschte bei jedem mehr oder weniger freundlich. Lutz Altenwerth sagte: "Wir brauchen einen Bürgermeister mit Visionen und ich habe heute einen gesehen." Rentnerin Ursula Romanski befand: "Die wollen alle das Beste für Barmstedt." Und Anke Kollberg urteilte: "Ein Wechselbad der Gefühle. Von Frau Döpke hätte ich als einziger weiblicher Kandidatin mehr erwartet. Sie hat mich enttäuscht. Überrascht hat mich Herr Haupt. Der hat gepunktet."

Gewählt wird am Tag der Kommunalwahl am 26. Mai. Amtsantritt für den neuen Bürgermeister ist der 7. August.