Die Informationsveranstaltung in der Kleinen Stadthalle in Uetersen zum Zusammenschluss mit Tornesch war gut besucht. Doch viele Fragen bleiben noch offen.

Uetersen/Tornesch. Um der Mehrheit der Uetersener eine Fusion mit der Nachbarstadt Tornesch schmackhaft zu machen, scheint noch Überzeugungsarbeit nötig zu sein. Etwa 150 Bürger waren zur öffentlichen Vorstellung des Gutachtens in die Kleine Stadthalle gekommen, doch auch nach dem Vortrag von Angela Köllner aus dem Beratungsbüro der Firma Rambøll blieben viele Fragen offen.

Der ehemalige SPD-Ratsherr und Fusionsbefürworter Ulf Lüders findet, dass die Einwohner nicht ausreichend informiert werden. "Es müssten mehrere Veranstaltungen stattfinden, und die sollten auch nicht so komplex sein wie diese hier. Das versteht ja kein normaler Mensch." Ohne Fusion sieht er "keine Chance, unsere Zukunft so gestalten zu können, wie es nötig ist".

Die Vorteile des Zusammengehens beider Städte, so die Botschaft der Gutachterin nach ihrem rund 45-minütigen Vortrag, werden sich erst mittelfristig offenbaren. Kurzfristige Einspareffekte in den Verwaltungen werde es nicht geben, auch erhöhte Landeszuschüsse seien für die neue Stadt mit mehr als 30.000 Einwohnern nach Auskunft der Staatskanzlei in Kiel nicht zu erwarten. Unterm Strich blieben rund 330.000 Euro jährlich mehr im gemeinsamen Stadtsäckel.

Köllner empfahl dennoch eine Fusion, da sich die gemeinsame Wahrnehmung und Steuerung der beiden Städte als Einheit aufgrund der stärkeren Außenwahrnehmbarkeit vorteilhaft auf die Standortentwicklung auswirken könnten. Das werde auch von den großen Unternehmen in Uetersen und Tornesch so gesehen. Auch könne man stärker gemeinsam in politischen Fragen auftreten. Das ist manchen zu wenig. "Dafür bin ich als Uetersener nicht bereit, den Namen herzugeben", sagte eine Besucherin.

Hartmut Schwaag war bislang für die Fusion von Uetersen und Tornesch, ist nach der Vorstellung des Gutachtens aber dagegen. "Eine positive Entwicklung in vielleicht 15 Jahren, was soll denn das für eine Perspektive sein? Das ist mir zu wenig", sagte er. "Und auch bei der Verwaltung sollte es mehr Ersparnis geben." Angelika Mahn sieht keine Vorteile eines Zusammenschlusses. "Ich war vorher dagegen und bin jetzt auch noch dagegen. Die Ersparnis, die erreicht wird, finde ich zu wenig."

Sabine Plath hingegen steht der Fusion positiv gegenüber. "Zwar gibt es im Moment nur einen geringen Mehrwert, aber die beiden Städte haben dann größere wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten. Und sie werden ein stärkeres Gewicht gegenüber dem Land Schleswig-Holstein haben". Beim Namen der neuen Stadt würden die Wellen allerdings noch richtig hochschlagen, fürchtet Plath.

Ebenfalls für eine Fusion spricht sich Bernd Möbius aus. "Als Uetersener muss ich dafür sein. Unsere Stadt ist an ihre Grenzen gestoßen. Und das Kleinstädtische hat für mich keine Zukunft mehr, man muss schon angesichts knapper Kassen über den Tellerrand hinaussehen." Er findet allerdings auch, dass die Einwohner beim Fusionsprozess zu wenig involviert werden und vermisst die Kommunikation. "Warum sollte denn jemand dafür sein? Man muss doch Visionen aufzeigen, damit Menschen verstehen, worum es geht. Das ist hier nicht passiert". Sein Vorschlag: Ein Informationsstand auf dem Uetersener Wochenmarkt. Detlev Schwarzer findet, dass die Fusion kommen muss. "Es waren gute Argumente dabei." Und wenn eine größere Kommune mit einer Sprache spreche, habe das nur Vorteile. "Ich befürchte allerdings, viele Menschen werden sagen, sie wollen den Namen behalten."

Ein heikles Thema, das nur am Rande erwähnt wurde und dennoch allgegenwärtig scheint. Nach der Frage aus dem Publikum ("Auf keinen Fall will ich in einer Stadt mit dem Namen Westerstedt wohnen"), über welchen Namen denn nun abgestimmt werde, kam Ratlosigkeit auf. Gutachterin Köllner verwies an die Politiker des Fusionsausschusses - letztlich stellte sich heraus, dass mit dem Bürgerentscheid noch keine Namensfindung verbunden ist. Das werde dann wohl erst später geschehen. Ob das die Bürger mitmachen, bleibt abzuwarten.

Eine zweite Informationsveranstaltung zum Gutachten von Rambøll fand am Mittwochabend in der Tornescher Klaus-Groth-Schule statt. Fragen zum Thema Fusion Uetersen und Tornesch sind im Internet unter der Adresse www.staedtefusion.de einsehbar.

Sollten die beiden Stadtvertretungen grünes Licht für den Bürgerentscheid gegen, wird die Abstimmung parallel zur Bundestagswahl am 22. September in beiden Städten stattfinden.