Polizei verzeichnete 2012 im Stadtgebiet 76 Unfälle, sieben Menschen wurden dabei schwer verletzt

Pinneberg . Die Politiker sind sich einig: Pinneberg soll zur fahrradfreundlichen Stadt werden. Einstimmig votierten die Mitglieder des Hauptausschusses am Mittwochabend für ein Konzept, dessen Umsetzung den Radverkehr in der Kreisstadt bequemer und vor allem auch sicherer machen soll. Letzteres erscheint dringend notwendig. Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern ist im Jahr 2012 in der Stadt Pinneberg, wie im ganzen Kreis Pinneberg, angestiegen. Kreisweit verzeichnete die Polizei 479 Unfälle (2011: 404) mit Radfahrern, davon 76 im Stadtbereich. Wie der örtliche Revierleiter Thorsten Buchwitz im Hauptausschuss sagte, wurden im Stadtgebiet sieben Zweiradfahrer schwer und 64 leicht verletzt.

Laut der Kreis-Statistik der Polizei gab es zwischen Westerhorn und Wedel im Vorjahr 47 Schwer- und 383 Leichtverletzte zu beklagen. Drei Radfahrer ließen bei Unfällen in Elmshorn und Halstenbek ihr Leben.

Die Pinneberger Gruppe im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) arbeitet, ebenso wie die Agenda-21-Gruppe, eng mit der Stadtverwaltung zusammen. Ein zentrales Ziel ist es laut dem ADFC, "dass die Radfahrer sicher auf Pinnebergs Straßen unterwegs sind". Bisher können sie es an bestimmten Stellen nicht, wie die Unfallstatistik des Polizeireviers zeigt. Als einen Unfallschwerpunkt nannte Revierleiter Buchwitz den Thesdorfer Weg, der von vielen Kindern und Jugendlichen als Schulweg benutzt wird. Entlang des Thesdorfer Wegs kam es 2012 zu zwölf Unfällen mit Radlern, drei davon an der Ecke Starenkamp. Brisant ist die Situation für Radfahrer, ebenso wie für Fußgänger, am Kreisverkehr an der Saarlandstraße. Dort verzeichnete die Polizei acht Unfälle, jeweils zwei, bei denen Radfahrer und Fußgänger von Autos erfasst wurden. "Das ist ein sehr wuseliger Kreisel", so Polizist Buchwitz. Besonders gefährlich wird es, wenn Radfahrer bergab mit viel Schwung aus Richtung der Heinrich-Christiansen-Straße auf die Fußgänger- und Radfurt rauschen.

Die meisten Radunfälle in Pinneberg passierten laut dem Revierleiter deshalb, weil Radfahrer die falsche Fahrbahnseite beziehungsweise den Radweg auf der falschen Straßenseite benutzten. Kontrollen des Radverkehrs seien ein Schwerpunktthema für die kommenden Monate. "Die vielen Geisterradfahrer, die wir haben, das ist kriminell", sagt auch Juliane Besendahl vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub. Andererseits beklagt sie im Namen der Radfahrer die an vielen Stellen in der Stadt unübersichtliche beziehungsweise gefährliche Verkehrsführung. Der besagte Kreisverkehr an der Saarlandstraße etwa sei "für alle Beteiligten unübersichtlich". Der ADFC hatte im vorigen Jahr gemeinsam mit dem Abendblatt aufgezeigt, dass Radfahrer in der Kreisstadt an vielen Stellen gefährlich leben. "Seitdem haben wir noch nichts Entscheidendes erreicht, was uns ungeduldig macht", sagt Juliane Besendahl. Nunmehr aber habe es ein Umdenken bei der Politik gegeben, so die ADFC-Sprecherin: "Die Politik hat jetzt begriffen, dass mit dem Einsatz von wenig Geld viel erreichen kann." Oft reiche es, an Gefahrenpunkten Bordsteine abzusenken oder Verkehrsschilder umzusetzen.

Die Ergotherapeutin selbst wurde vor kurzem Opfer eines Verkehrsunfalls. Als sie den Radweg entlang der Schauenburger Straße in Richtung Elmshorner Straße befahren hatte, nahm ihr eine aus einer Einfahrt kommende Autofahrerin die Vorfahrt, erfasste ihr Rad und drückte die 48-Jährige bis auf die Straße.

Im Hauptausschuss sagte eine Bürgerin, vor allem die Situation am Bahnhof sei für Radfahrer prekär. Dort seien viele Kinder Richtung Schwimmbad unterwegs. Aus Sicht von Manfred Bode, ehemaliger Schulleiter der THS und CDU-Kommunalpolitiker, ist die Lage für Radfahrer an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Bismarckstraße (vier Unfälle in 2012) dringend zu verbessern. "Diese Kreuzung muss man sich tatsächlich näher ansehen", sagte Polizist Thorsten Buchwitz.

Wie Bauamtschef Klaus Stieghorst sagt, könnten bis zum Sommer konkrete Maßnahmen zur Realisierung des Velorouten-Konzepts entwickelt werden. Diese Velorouten sollen, abseits der Hauptverkehrsstraßen sternförmig vom Stadtrand bis in die City führen.