Türkisch-islamische Gemeinde in der Gegend wächst stetig. Eine Moschee soll die Stadt bereichern. Für die neue Gebetsstätte sind zwei Areale in der engeren Auswahl.

Uetersen. Ümit Dogan sitzt im etwa 40 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal der Grünen Moschee in Uetersen. In dem rosé gestrichenen Raum stehen Stühle, ein Fernseher, eine Tafel und ein paar Tische. Wer von der Eingangstür bis nach vorne zur Tafel kommen will, muss einen Slalomkurs einschlagen, so voll gestellt ist der Raum. "Das ist unser Schul- und Kultursaal", sagt Dogan. Es klingt fast wie eine Entschuldigung. Wenige Schritte weiter ist die Holztür, die zum weißen Gebetsraum der Grünen Moschee führt. Ein weicher, roter Teppich, eine kleine Bibliothek, eine Minibar und ein großes Poster von Mekka zieren den Saal. Ümit Dogan, 27, ist Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde in Uetersen. Er führt gern Besucher durch die Moschee. Zum einen, um bei Teilen der Bevölkerung Berührungsängste gegenüber dem Islam abzubauen, zum anderen, um auf die angespannte Situation für die türkisch-islamische Gemeinde hinzuweisen: die andauernde Raumnot.

Das rote Backsteinhaus in der Katharinenstraße ist der regelmäßige Anlaufpunkt für die 185 Mitglieder türkisch-islamischen Gemeinde. Noch. Dogan und seine Gemeindemitglieder wollen eine neue, größere Moschee bauen. Weil die Zahl der Gemeindemitglieder stetig steige, wie er sagt. Während Kirchen seit Jahren über einen Rückgang der Mitgliederzahl klagen, steigt die Zahl der Gläubigen Muslime in der Region kontinuierlich an. Eigentlich sollte Dogan das freuen, doch angesichts der Raumnot zieht sich sein Lächeln dann doch etwas gequält über die Lippen. "Wir haben sehr viele Kinder, die inzwischen bei uns sind. Vor etwa 20 Jahren waren hier 30 Kinder, nun sind es bereits fast 160 Kinder und Jugendliche in vier Klassen, die für den Koranunterricht eingetragen sind", sagt Dogan. Die müssen alle in dem jetzigen Veranstaltungsraum unterrichtet werden, in dem Wirrwarr aus Stühlen und Tischen. Auch die Zahl der Gläubigen, die zum Freitagsgebet erschienen, steige stetig. Das stellt die Religionsgemeinde zusätzlich vor Probleme. Immer öfter heißt es: Die Moschee ist voll, bitte draußen warten. "Wir haben einfach das Ende unserer räumlichen Kapazitäten erreicht", sagt Dogan.

Der deshalb anvisierte Neubau, den Dogan Ende 2012 der Stadtverwaltung vorstellte, soll der Gemeinde für die kommenden 50 bis 100 Jahre Luft verschaffen. Am liebsten wollen die Muslime ihr neues Gotteshaus erneut im Herzen von Uetersen errichten, in der Nähe der Grünen Moschee, die seit 1988 ihre religiöse Heimat ist.

"Wir reden seit einigen Wochen intensiv mit der Gemeinde über die Möglichkeiten, die es für uns gibt. Wir sind froh, dass wir nach jahrelangem Nebeneinander endlich in einem konstruktiven Dialog sind", sagt Dogan. Die Kommune hatte dem jungen Gemeindevorsitzenden Anfang Februar zugesichert, bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück für den Neubau zu helfen. Bisher klappe der Informationsaustausch auch gut, sagt Dogan, Vorschläge seien der türkisch-islamischen Gemeinde vorgelegt worden, die diese wiederum geprüft habe. "Wir können nicht klagen, wir kommen voran", sagt er und lächelt - obgleich die Suche nach einem neuen Domizil, trotz der Unterstützung von Seiten der Stadt, alle andere als einfach ist. Die türkisch-islamische Gemeinde hat sich etliche mögliche Ausweichgrundstücke angeschaut. In der engeren Auswahl sind nun zwei Areale. Welche, das will Dogan nicht sagen. Nur soviel ist sicher: Eines der Grundstücke gehört der Stadt, das andere ist noch in Privatbesitz. "Wir wollen erst einmal hören, was die Stadt von unseren Vorschlägen hält, bevor wir voraussichtlich Mitte April mit Details an die Öffentlichkeit gehen können", sagt Dogan. Wenn sich die Politik zu den Vorschlägen der Muslime geäußert habe, gebe es ohnehin noch Vieles zu besprechen, vor allem mit Bürgern. "Wir wollen einen offenen Dialog mit allen Uetersenern führen. Schließlich sind sie genau wie wir ein Teil dieser Stadt. Sie sollten daher auch ein Mitspracherecht haben, wenn wir eine neue Moschee bauen wollen", sagt der Gemeindevorsitzende.

Trotz aller Euphorie, die unter den Muslimen herrscht: Die Rahmenbedingungen für den Moscheeneubau sind kompliziert. Rund 1.500 Quadratmeter werden für den Neubau benötigt, 700 bis 800 Quadratmeter alleine für die Moschee. Die weiteren Flächen werden für etwa für Gemeinderäume und Parkplätze gebraucht. "Im Zentrum von Uetersen gibt es kaum freie Grundstücke, die groß genug sind und auch erworben werden könnten", sagt Dogan. Die meisten dieser Grundstücke würden zudem bis zu 500.000 Euro kosten. Soviel Geld habe die Gemeinde nicht.

Die naheliegende Alternative wäre daher, am Rande von Uetersen zu bauen. Doch das, so erklärt der Gemeindevorsteher, komme nicht in Frage. "Nicht alle unsere Gemeindemitglieder haben ein Auto. Dazu zählen vor allem Ältere und Kinder. Eine Moschee am Stadtrand würde es vielen Gläubigen nicht mehr erlauben, zum Gottesdienst zu kommen. Wir brauchen ein relativ zentral gelegenes und bezahlbares Areal, dass zu Fuß gut erreicht werden kann", sagt Ümit Dogan.

Die Moschee soll die Stadt Uetersen bereichern. Wo immer sie gebaut wird

Außerdem, so meint der Gemeindevorsitzende, sende ein Neubau am Stadtrand ein falsches Signal. "Es würde wirken, als wenn Muslime in Uetersen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden sollen. Das ist sicherlich nicht im Interesse der Stadt", sagt Dogan. Auch daher hofft er, dass sich die Stadt dafür stark machen wird, dass die Muslime ihren Neubau relativ zentral planen können. Wann mit dem Bau begonnen werden kann, ist offen. "Wir haben uns extra kein Zeitlimit gesetzt, denn wir wollen nichts überstürzen", sagt Dogan. Schließlich müsse auch über eine mögliche Lärmentwicklung gesprochen werden. Das benötige Zeit. "Natürlich wird es, wie bei jeder Kirchengemeinde auch, mal lauter, wenn ein Gottesdienst oder ein Gemeindefest ansteht. Daher müssen wir auch alles in Ruhe planen und die Anwohner einbinden. Wir wollen ein konstruktives Miteinander, wir wollen wissen, was Uetersen von unseren Vorschlägen hält. Wir wollen eine Bereicherung für die Stadt sein", sagt Dogan. Und Letzteres, so ist er sich sicher, werde die neue Moschee sein. Wo immer sie später gebaut werde.