Stars der Wakeboard-Szene kämpfen für Erhalt der insolventen Wasserski-Arena. Insolvenzverwalter hat sich für eine Sanierung aus dem laufenden Betrieb entschieden. Viele ehrenamtliche Helfer packen an.

Pinneberg. Am Eingang zur Pinneberger Wasserski-Arena weisen Holzpfeile in die Richtungen Beachclub, Umkleidekabinen und Biergarten. Aber weist auch ein Weg Richtung Zukunft? Für den Betreiber der Funsportanlage an der Burmeisterallee, den Pinneberger Peter Schattenfroh, soll es vorwärtsgehen; kann es nur vorwärtsgehen - obwohl die WPG Wasserski Pinneberg GmbH und Co. KG in der vorletzten Woche in die vorläufige Insolvenz gegangen ist. "Der Insolvenzverwalter hat alle Möglichkeiten abgeklopft und sich für eine Sanierung aus dem laufenden Betrieb entschieden", sagt Schattenfroh. Der Lift, der Wasserskifahrer und Wakeboarder über das Wasser schleppt, muss also laufen. Seit dieser Woche tut er es, vorher aber war zu lange buchstäblich Eiszeit am ehemaligen Freibadsee.

"Wir hatten nachweislich zwei unterdurchschnittliche Sommer und lange Winter", nennt Schattenfroh einen zentralen Grund dafür, warum sein Betrieb in die Krise geraten ist. "Bleibt das Wetter schlecht, funktioniert es nicht. Momentan ist es fürs breite Publikum noch einen Tick zu kalt." 2007 hatte er als Existenzgründer die Pinneberger Anlage eröffnet, nachdem er bereits ab 2003 eine Wasserski-Arena in Harburg betrieben hatte. An beiden Standorten soll der Unternehmer bis zu eine Million Euro investiert haben.

Der Pinneberger schiebt nicht alles aufs Wetter: "Ich muss zu meinen eigenen Fehlern als Unternehmer stehen. Da kann ich mich nicht wegducken." Es gelte, Demut zu zeigen. "Man bringt schließlich auch die Gläubiger in Schwierigkeiten." Und doch: Schattenfroh glaubt an die Existenzberechtigung der Funsportanlage: "Niemand bestreitet die Einzigartigkeit. Der Standort ist günstig, das Einzugsgebiet groß genug. Hier steckt zudem viel Herzblut drin."

"Unser Ziel ist es, möglichst viel Normalität zu vermitteln", sagt Simon Boe¨s, der vorläufige Insolvenzverwalter. Boe¨s vertritt die Interessen der Gläubiger und hat erkannt, dass nur ein laufender Betrieb Einnahmen garantiert. Das Verfahren der vorläufigen Insolvenz dient einerseits dazu, bis zur Entscheidung über den eigentlichen Insolvenzantrag im Sinne der Gläubiger Werte zu sichern. Andererseits sorgt die vorläufige Insolvenzverwaltung dafür, dass Sanierungschancen durch Fortführung des Betriebs gewahrt bleiben.

"Das Osterfeuer mit den vielen Gästen macht Hoffnung", sagt der Insolvenzverwalter. Es sei im Vorfeld gelungen, mit den Essen- und Getränkelieferanten Vereinbarungen zu schließen, so dass eine Belieferung sichergestellt werden konnte. "Es hat viel Unterstützung für Herrn Schattenfroh gegeben. Alle Personen, die beim Osterfeuer den Essen- und Getränkeverkauf übernommen und sich um die Sicherheit gekümmert haben, waren ohne Bezahlung im Einsatz", sagt Boe¨s. Die Aufnahme des Betriebes erfolge ebenfalls mit ehrenamtlichen Kräften, so der Insolvenzverwalter "Es gibt viele Personen, die ein Interesse am Weiterbetrieb der Anlage haben. Das stimmt mich hoffnungsfroh." Beim Insolvenzverwalter haben sich demnach inzwischen fünf potenzielle Investoren gemeldet. Entscheidungskriterium sei, wer das beste Konzept vorlege, um den dauerhaften Betrieb nachhaltig zu sichern.

Die zweite Anlage von Peter Schattenfroh in Harburg hat mit dem Pinneberger Insolvenzverfahren nichts zu tun, betont Boe¨s. "Dort ist bisher keine Insolvenz angemeldet." Sollte dieser Schritt erfolgen, werde das zuständige Hamburger Insolvenzgericht einen eigenen Verwalter benennen. Es handele sich um zwei rechtlich voneinander unabhängige Betriebsgesellschaften. Schattenfroh selbst hatte jüngst gesagt, eine Entscheidung über die Zukunft der Harburger Anlage falle in Kürze.

Die Stars der Wakeboard-Szene, von denen viele auf den Anlagen Schattenfrohs großgeworden sind, halten ihm jedenfalls die Stange. "Es wäre für unseren Sport todtraurig, wenn wir die Pinneberger Anlage nicht mehr hätten", sagte die amtierende Weltmeisterin Sophia Marie Reimers aus Schleswig. Die Profi-Fahrerin war zum Promotion-Tag von Board-Hersteller Liquid Force an die Burmeisterallee gekommen, wo sie regelmäßig trainiert. "Pinneberg darf nicht untergehen", sagt der frühere Weltmeister Bernhard Hinterberger. Die Wakeboard-Ikone war sportlicher Leiter bei den Telekom Playgrounds gewesen. Diese Funsport- und Musik-Großveranstaltung hatte mehrere Jahre lang bis 2011 im Hochsommer jeweils bis zu 20.000 Besucher auf die Pinneberger Anlage gelockt. Weltmeister Freddy von Osten verdankt Pinneberg und den Playgrounds seinen Status als Superstar der Trendsportart. Er will die Werbetrommel rühren. "Ich möchte alles dafür tun, dass Pinneberg erhalten bleibt - es ist einfach eine geile Location."