Kreativer Bilderzyklus von Peter Fetthauer. Viele Museen eröffnen im April Ausstellungen

Pinneberg. Der König ist nackt. Der König ist ein Greis. Der König hat keine Krone. Der König ist eine Frau. Der Page ist ein Staubsauger. Manchmal auch ein Rollator. Und jedes dieser eigenwillig portraitierten Monarchen-Diener-Gespanne, die der Hamburger Maler und Bildhauer Peter Fetthauer vom 14. April an in der Pinneberger Drostei ausstellen wird, ist eine Cover-Version. Denn der Original-König heißt Ludwig und blickt mit seinem Pagen seit mehr als 400 Jahren von der Leinwand, auf die der spanische Maler El Greco (1541-1614) ihn einst in Öl malte.

2010 und 2011 schuf Fetthauer einen Zyklus von acht Großformaten und 14 Portraitstudien, mit denen er das Gemälde "Der Heilige Ludwig von Frankreich" modern paraphrasiert. Jetzt, in der Drostei, wird dieser Zyklus zum ersten Mal vollständig öffentlich gezeigt. Das Bild zählt zu den bedeutendsten Werken im Pariser Louvre.

Statt den Regenten nach der Mode der Zeit in einer Pose zwischen Selbstbewusstsein und Selbstgefälligkeit zu inszenieren, malte El Greco den Bourbonenkönig in einer eher zögerlichen, wenig entschlossenen Haltung. Melancholisch blickt Ludwig den Betrachter an, die Krone auf dem schief gelegten Kopf ist nach hinten gerutscht. Die Insignien seiner Macht - Bourbonenlilie und Hand als Symbol der Gerichtsbarkeit - hält er in den äußersten Spitzen seiner Finger. Es sieht fast so aus, als sei ihm die eigene Machtfülle fremd. Ungewöhnlich ist auch die vergleichsweise intime Situation. Der König ist nicht vollständig angezogen, der Page hilft ihm gerade in die Rüstung. In El Grecos Version eines Majestätsportraits liefert sich der Feudalherr seinem Betrachter überraschend schutzlos aus.

"Es hat mich schon lange gereizt, dieses Thema mal aufzunehmen", sagt Fetthauer, 69. Immer wieder reiste er nach Paris, studierte das Original. Jetzt lehnen seine Königsbilder an den Wänden seines Ateliers unter dem Dach einer Gründerzeitvilla in Winterhude. Seit den 70er-Jahren zeichnet, malt, radiert und schnitzt Fetthauer, der von 1963 bis 1967 an der Werkkunstschule Hamburg studierte und später viele der Radierungen von Horst Janssen und Paul Wunderlich für die Künstler druckte, in diesem Refugium, fünf Stockwerke hoch über den Lichtern der Großstadt. Dabei ist er kein Eremit, im Gegenteil: Mit seiner Frau bereist er die Welt, besucht viele Konzerte, liest, geht unter Menschen, findet seine Themen in der Welt. "Eigentlich interessiert mich alles", sagt Fetthauer. Ebenso vielseitig drückt er sich aus. In Skulpturen aus Holz und Stein, in Zeichnungen, Aquarellen, Ölbildern. Manchmal sind Nordsee und Alpen Thema. Aber meistens steht der Mensch im Fokus seiner Kunst.

Dass Francis Bacon zu den von Fetthauer geschätzten Kollegen zählt, sieht man den Königsbildern an. Mit einer gepfefferten Portion Ironie hat Fetthauer den König verfremdet. Der gebrechliche Greis, der eine Plastikschutzhaube statt der Krone trägt. Der Anzugträger mit Zigarre und Vertrag als Insignien der Macht. Ein Mann mit aus Zeitungspapier gefaltetem Hut, den Schlauch des Staubsaugers in den Fingerspitzen der rechten Hand. Das nackte Selbstbildnis mit Pinsel, bei dem ein Affe den Pagen ersetzt. Meist bleiben nur die Körperhaltung und der melancholische Blick des Originals erhalten. Die Bilder wecken Interesse, weil sie das Thema mit Witz und Humor behandeln.

In der Schau "Menschenbilder", die am Sonntag, 14. April, um 11 Uhr in der Pinneberger Drostei, Dingstätte 23, eröffnet werden wird, zeigt Fetthauer neben dem zentralen Ludwig-Zyklus Studien, Selbstbildnisse und Skulpturen. Thomas Gädecke, Kommissarischer Direktor des Landesmuseums Schloss Gottorf, hält eine Einführung. Die Ausstellung wird bis einschließlich 2. Juni jeweils mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen sein. Der Eintritt kostet drei, ermäßigt 1,50 Euro pro Person. Am Sonnabend, 4. Mai, von 12 Uhr an, und am Freitag, 10. Mai, von 19 Uhr an, bietet Fetthauer eine Führung an.