Die Ursachenermittlung nach den Großbränden gestaltet sich schwierig für die Kripo. Hoher Sachschaden in Pinneberg und Neuendeich.

Pinneberg/Neuendeich. Nach den beiden Großfeuern vom Wochenende war am Montag Großreinemachen angesagt. Während in der Kreisfeuerwehrzentrale in Tornesch-Ahrenlohe fast fünf Kilometer Schläuche gereinigt und 150 Atemschutzflaschen neu befüllt werden mussten, ging es den Bewohnern an den Brandorten um eine Schadensaufnahme und -begrenzung. In Neuendeich waren Sonnabendmorgen eine Scheune und ein reetgedecktes Wohnhaus abgebrannt, in Pinneberg ging Sonntagabend der Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses in Flammen auf. Der Gesamtschaden liegt im hohen sechsstelligen Bereich.

Die Ursachenermittlung gestaltet sich in beiden Fällen äußerst schwierig. An den Brandorten ist der Grad der Zerstörung derart groß, so dass kaum verwertbare Spuren übrig blieben. Zudem sind die Bereiche aufgrund des vereisten Löschwassers nur schwer zugänglich. "Wir ermitteln weiter in alle Richtungen", so Polizeisprecherin Sandra Mohr. In Pinneberg könnte eventuell ein technischer Defekt ursächlich sein, in Neuendeich hat die Polizei noch gar keinen Hinweis auf die Brandursache. "Das war für uns ein ganz schreckliches Erlebnis", sagt Peter Dittrich. Der 80-jährige Pinneberger und seine gleichaltrige Ehefrau stehen auch einen Tag nach dem Großfeuer noch unter Schock. "Wir wohnen seit mehr als 50 Jahren hier, diese Wohnung ist unser Leben", sagen beide. Die Eigentumswohnung des Ehepaares liegt direkt unterhalb des Brandherdes in der Endetage des Mehrfamilienhauses. "Wir haben von dem Feuer erst gar nichts bemerkt", so Dittrich weiter.

Erst als plötzlich eine große schwarze Rauchwolke vor dem Küchenfenster vorbeizog und es an der Wohnungstür Sturm klingelte, war dem Ehepaar klar, dass eine Katastrophe drohte. "Der Sohn unserer Nachbarn hat uns rausgeholt. Wir hatten nur unsere Papiere dabei und Angst, dass wir unsere Wohnung nicht mehr wieder sehen." So schlimm kam es dann nicht.

In den vier Wänden der Dittrichs ist bis jetzt lediglich ein geringer Wasserschaden entstanden. Allerdings kann sich das noch ändern, da die hölzerne Dachkonstruktion völlig zerstört ist und sich große Mengen Löschwasser in gefrorener Form auf dem Dach befinden. Dennoch kehrten die Dittrichs bereits am Sonntagabend aus dem Restaurant Scheune, in dem sie die Löscharbeiten beobachten konnten, in ihre Wohnung zurück und übernachteten trotz des Gestanks auch dort.

Ihre Nachbarn, die Familie Azar, kamen erst Montag wieder. "Meine Eltern haben bei mir übernachtet", sagt der Sohn der Familie, der im sechsten Stock des Gebäudes über eine weitere Wohnung verfügt. "Ich kam Sonntag gerade vom Essen, als ich den Rauch aus dem Dach quellen sah. Ich habe dann meine Eltern und die Nachbarn gewarnt." In den Räumen seiner Eltern seien mehrere Scheiben aufgrund der Hitze zersprungen, es stinke bestialisch nach Rauch und große Mengen Löschwasser seien die Wände herabgelaufen. "Am Dienstag kommt jemand von der Versicherung, der sich den Schaden anguckt." Auch der Wagen des Pinnebergers wurde beschädigt. "Teile des Daches sind auf meinem Mercedes gestürzt, die Frontscheibe ist eingeschlagen und der Lack beschädigt."

Pinnebergs Wehrführer Uwe Kuhlmann verweist darauf, dass der Schaden erheblich höher ausgefallen wäre, wenn seine Einsatzkräfte mit normalem Löschwasser gearbeitet hätten. "Wir haben stattdessen Druckluftschaum benutzt, der nur einen geringen Wasseranteil besitzt." Daher seien die Wasserschäden in den darunter liegenden Etagen minimal. Der Alarm bei der Wehr sei um 17.13 Uhr eingegangen, gegen 18.30 Uhr hätten die Kräfte das Feuer unter Kontrolle gehabt. "Die Nachlöscharbeiten dauerten dann bis 22.30 Uhr", so Kuhlmann weiter. Mehr als 250 Quadratmeter der hölzernen Dachkonstruktion seien zerstört worden. Insgesamt waren 61 Kräfte der Pinneberger Feuerwehr und 21 Kameraden aus Halstenbek, die mit einer zweiten Drehleiter zur Unterstützung anrückten, im Einsatz. Der Rettungsdienst beorderte 13 Sanitäter und Ärzte zur Einsatzstelle. Bis auf einen Bewohner, der von einem Garagendach sprang und sich am Fuß verletzte, kamen alle Hausbewohner mit dem Schrecken davon.

Fast zwei Wochen wird es dauern, bis die Feuerwehrschläuche gewaschen, geprüft und getrocknet sind. Das Neubefüllen der Atemschutzflaschen geht schneller. Sie sind nach einem Tag wieder einsetzbar.

Der Kreisfeuerwehrverband verfügt über genügend Reserveschläuche und Ersatzatemschutzflaschen, so dass es nicht zu Engpässen kommen kann. Trotz der beiden Großfeuer und einer materialaufwendigen Großübung, an der in Elmshorn am Wochenende acht Wehren beteiligt waren, bleiben die Feuerwehren im Kreis Pinneberg stets einsatzbereit.