Investor Hans-Werner Rathjens will drei Gebäude mit 40 geförderten Einheiten bauen. Doch Anwohner laufen Sturm gegen das Vorhaben.

Barmstedt. Seit er vor zehn Jahren die Spedition verkauft hat, die sein Großvater einst in Barmstedt aufbaute, widmet sich Hans-Werner Rathjens dem Wohnungsbau. Das ehemalige Firmengelände an der der Kleinen Gärtnerstraße hat er nach und nach bebaut. Auf 2,5 Hektar sind 60 moderne Loft-Wohnungen und Reihenhäuser entstanden. Die von ihm neu gebaute Mittelstraße erschließt die Grundstücke. Die alte Schmiede, die frühere Autowerkstatt und der Betriebshof, auf dem 30 Lkw Platz hatten, hat Rathjens in dieses Ensemble integriert. Alle Häuser und Wohnungen sind an eine gemeinsame Heizungsanlage angeschlossen, die mit Pellets befeuert wird. "Ich praktiziere hier Nahwärme", sagt Rathjens.

Jetzt will der Unternehmer am Ende der Norderstraße, dort wo die AKN-Bahnlinie vorbeiläuft, 40 Sozialwohnungen bauen. Doch die Anwohner laufen Sturm dagegen. Auf der jüngsten Stadtvertretersitzung kritisierten sie lautstark das Bauprojekt als zu groß und unpassend in ihrer Nachbarschaft. Gleichwohl entschied die Stadtvertretung, den Bebauungsplan für diesen Bereich der Norderstraße aufzustellen. Der Bauausschuss wird sich am 25. März damit beschäftigen.

Im Rathaus hatte Rathjens durch Zufall davon erfahren, dass das Land im Hamburger Umland den sozialen Wohnungsbau wieder fördern will. Da entschloss er sich, in Barmstedt ein Projekt anzubieten. "Wir alle müssen etwas tun, damit die Wohnungen bezahlbar bleiben." Die Bedenken der Anwohner kann er sogar nachvollziehen. "Ich verstehe die Leute. Sie wissen es ja nicht besser. Der Mensch ist egoistisch." Wenn sie erst über alle Aspekte informiert seien, werde sich ihre Meinung bestimmt ins Positive wenden, ist der Barmstedter überzeugt.

Er plant, seine 40 Sozialwohnungen in drei gleiche Gebäude mit drei Geschossen zu integrieren. Es sollen jeweils 14 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen in der Größe von 60 bis 85 Quadratmetern sein. Zur Bahnlinie soll ein Lärmschutzwall angelegt werden, wie dies bereits nebenan an der Mittelstraße der Fall ist, wo gerade ein Block mit elf Wohnungen fertigstellt wird.

Da das 11.000 Quadratmeter große Gelände an der Norderstraße etwa zwei Meter tiefer liege als die Umgebung, wären die zehn Meter hohen Gebäude kaum höher als die Einfamilienhäuser rundherum, sagt Rathjens. Zudem werde er die Sozialwohnungen selbst vermieten und darauf achten, dass die Mieter zahlen könnten und auch sonst ordentliche Leute seien. "Ich müsste einen Dachschaden haben, wenn ich Mieter aussuche würde, die da nicht reinpassen. Es muss harmonisch sein."

Für jede Wohnung werde es auf seinem Gelände einen Parkplatz geben. "Da parkt nicht ein Fahrzeug in der Norderstraße", verspricht Rathjens. Sozialwohnungsmieter verfügten in aller Regel höchstens über ein eigenes Auto.

Auch ein finanzielles Argument sollte für sein Projekt sprechen, ist Rathjens überzeugt. So plane die Stadt, in diesem Jahr die Norderstraße neu auszubauen. "Da werden auf alle Anwohner Ausbaubeiträge von einigen Tausend Euro zukommen", sagt Rathjens. Wenn sich sein Projekt realisieren lasse, würden sich die Beiträge der Anwohner nach seiner Berechnung um etwa 35.000 Euro reduzieren. Bei 35 Anwohnern würde also jeder etwa 1000 Euro sparen, wenn der Sozialwohnungsbau kommt. Sonst nicht, weil er das Grundstück nur kaufe, wenn er die Baugenehmigung erhalte.

Denn anders als mit Geschosswohnungsbau lasse sich diese Fläche nicht vermarkten, sagt Rathjens. Der ursprüngliche Plan, dort zwölf Doppelhäuser zu errichten, würde sich nicht rechnen. Auch er müsse sich ziemlich anstrengen, um bei diesem Fünf-Millionen-Euro-Projekt die 5,50 Euro Kaltmiete je Quadratmeter einhalten zu können.