Die Ellerbeker Ingenieurin Carolina Schweig erhält einen Preis für ihre Idee einer umweltfreundlichen Verpackung.

Ellerbek. Ihre Neuentwicklung kann die Verpackungsindustrie revolutionieren. Die Verfahrensingenieurin Carolina Schweig aus Ellerbek hat für ein ehemals deutsches Tabakunternehmen die Silberfolie aus Aluminium in den Schachteln durch einfaches Papier ersetzt. Dafür ist sie jetzt von der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt mit dem zweiten Preis im Wettbewerb für umweltfreundliche Produkte ausgezeichnet worden.

Carolina Schweig ist überzeugt: "Diese Erfindung lässt sich auf andere Branchen übertragen." So könnten die Hersteller von Süßwaren, Kaugummis und Suppenwürfeln ebenfalls auf das Alu-Papier verzichten und damit die Umwelt schonen. "Wir wünschen uns, dass die Produkthersteller nachziehen und sich für verbesserte und nachhaltige Produktionswege einsetzen."

Allein die vier Milliarden Zigarettenschachteln, die die Raucher jedes Jahr in Deutschland kaufen, würden in Papier statt in Metall gewickelt 2300 Tonnen Kohlendioxid einsparen, rechnet die Ellerbeker Tüftlerin vor. "Das entspricht der jährlichen CO2-Emission von etwa 1900 Menschen in Deutschland oder 20.000 Interkontinentalflügen." Europaweit gingen jedes Jahr sogar 250 Milliarden Zigarettenschachteln in Rauch auf.

Dabei war es nicht leicht, diese Innovation zu entwickeln, sagt die Ingenieurin. Fast drei Jahre habe sie dafür gebraucht. Es galt, die gleiche Festigkeit und gute Verarbeitbarkeit des Aluminiums auf die Papiereigenschaften zu übertragen. So werden in der Zigarettenindustrie bis zu 770 Schachteln pro Minute maschinell gefaltet. "Dieser extrem schnelle Produktionsprozess in der Zigarettenindustrie war eine große Herausforderung, für die wir aber schließlich eine Lösung gefunden haben." In der Schweiz entdeckte sie das richtige Papier, das ähnlich gut maschinell zu verarbeiten war wie die Silberfolie. Es lasse sich genauso gut knicken und zeige ein ähnliches Reibungsverhalten wie die Alufolie, sagt sie.

"Als dieses Problem durch monatelanges Analysieren, Probieren und Prüfen theoretisch und technisch gelöst war, war der Durchbruch noch nicht geschafft", erzählt die Ingenieurin. "Jetzt musste ich die Mitarbeiter überzeugen, die die Maschinen bedienen." Das sei fast noch schwieriger gewesen als das richtige Papier zu finden. "Das funktioniert doch nie. Die Maschinen laufen nur mit Alu", lauteten die Standardantworten, die ihr skeptisch entgegengehalten wurden und das Projekt noch zum Scheitern hätten bringen können. Doch schließlich gelang es Carolina Schweig, auch diese konventionellen Denkweisen aufzubrechen und die Maschinenführer für ihre Papierlösung zu begeistern. Ihr Auftraggeber war das Unternehmen Santa Fe Natural Tobacco, das 1982 von Ex-Reemtsa-Managern gegründet wurde. Mit ihrer Marke Natural American Spirit sprechen sie nach eigenen Angaben ohnehin schon den ökologisch denkenden und gebildeten Verbraucher an, weil der verarbeitete Tabak keine Zusatzstoffe enthält. Das gilt allerdings nicht für das Zigarettenpapier und das Filtermaterial, die sehr wohl Additive und Farbstoffe aufweisen, wie das Bundesministerium für Verbraucherschutz herausfand.

Die Europa-Produktion dieses Unternehmens mit Sitz in der Hamburger Gasstraße, das die deutschen Gründer inzwischen an den Markenhersteller R.J. Reynolds (Camel) verkauft haben, sei bereits auf die neue, umweltschonende Papierfolie umgestellt worden, erklärt Schweig. Bis zum Herbst würde dort auch für den Asien-Markt die Silberfolie verschwinden. "Wenn ich mir vorstelle, wie hochgiftig der Abbau von Aluminium und des Ausgangsproduktes Bauxit zum Beispiel mit dem oberirdischen Rotschlamm in Osteuropa oder Südamerika für Natur und Menschen ist, könnte meine Erfindung die Aluminiumindustrie revolutionieren."