Elmshorner Schlickteufel sind Experten für Apnoe-Tauchen, Unterwasser-Rugby und -Hockey - sowie Tauchgänge mit Robben vor Helgoland

Die Robben auf Helgoland", antwortet Steffen Heuser sofort. "Sie schnorchelten mit uns, stupsten mit ihren Näschen sogar an unsere Tauchermasken. Das war phänomenal." Heuser, 49, Vorsitzender des Tauchsportvereins Elmshorner Schlickteufel, erinnert sich an viele schöne Erlebnisse während seiner Tauchgänge. "Aber dieses ragt heraus. Wir alle haben eine unglaubliche Freude empfunden." Diese Freude passt zur Beschreibung, die sich der Vereinschef auf der Internetseite der Schlickteufel gegeben hat. Er sei zuständig "für alles, was Spaß macht", ist dort nachzulesen.

Spaß haben die Elmshorner Unterwasserhelden eine ganze Menge. Sagt nicht nur Heuser. Sagt auch Curt Teichgräber, 50. Teichgräber ist seit 1988 Vereinsmitglied. "So gut wie alles, was im Tauchsport möglich ist, machen wir auch", sagt Teichgräber. Er selbst ist ein Beispiel dafür. Der topfite Mann mit dem jugendlichen Gesicht eines 30-Jährigen ist Apnoe-Taucher. Nur mit Anzug, Flossen, Schnorchel, Maske und Bleigurt, jedoch ohne Pressluftflasche, wagt er sich in die Tiefen der Unterwasserwelt.

Teichgräber kann bis zu sieben Minuten und 15 Sekunden lang die Luft anhalten. Gespensterkrabben liebt er, die aufrecht stehend mit ihren kleinen Ruderarmen das Plankton aus dem Meer fischen. Im türkischen Kas ist er mit seinen Schlickteufeln nach einer DC-3 getaucht. Eine Tauchbasis hatte dem örtlichen Militär das Flugzeug abgekauft und es 20 Meter tief im Meer versenkt. Sogar ins Innere des Flugzeugs konnte die Gruppe vordringen. Teichgräbers schönstes Erlebnis ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden, sondern ständig wiederholbar: das Meeresleuchten. "Wenn sich das Wasser bewegt und alles beginnt grün aufzuleuchten", schwärmt Teichgräber, "ist das ein herrliches Gefühl."

Allerdings dreht sich das Vereinsleben nicht nur um wunderbare Tauchgänge und Ausfahrten, auch wenn das Fackelschwimmen beim Hafenfest Elmshorn oder das Nachmessen der Tiefe des Kreidesees Hemmoor mit einem Echolot (58 Meter) ihren Reiz haben. Vielmehr wird bei den Schlickteufeln Eigeninitiative sowie umfassende Betreuung und gutes Training durch insgesamt 20 Trainer großgeschrieben.

Das zeigt sich auch im Unterwasserhockey, das neben dem Unterwasserrugby als weitere exotische Sportart ihren Platz bei den Schlickteufeln gefunden hat. "Leider gibt es nur drei deutsche Teams. Eines in München, eines in Gießen und uns", sagt Christian Reukauff, seit 2005 mit Leidenschaft dabei. Trotzdem trainiert das gemischte zwölfköpfige Team mit großer Leidenschaft. Kraft, Wendigkeit und die Fähigkeit, lange den Atem anzuhalten, sind Voraussetzungen, um den kleinen Puck mit einem Mini-Schläger über die Kacheln des Beckens in eine Rinne zu bugsieren, die das Tor darstellt. Regelverstöße ahndet die Jury, die als einzige mit Pressluftflache unter Wasser ist.

So groß war die Freude am Spiel, dass die Elmshorner Schlickteufel 2007 sogar eine Meisterschaft im Unterwasserhockey ausrichteten. "Wir traten mit zwei Mannschaften an, wurden Zweiter und Vierter", sagt Reukauff. Er will weiter für seinen Sport werben, auch wenn dieser sich in Deutschland noch nicht hat durchsetzen können.

Bereits in vielfacher Hinsicht durchgesetzt haben sich die Schlickteufel im Flossenschwimmen. Bei den Landesmeisterschaften in Kiel holten sie erneut viele Medaillen in verschiedenen Disziplinen, brachen einige Landesrekorde. Auch hier geht der Verein mit den exotischen Sportarten oft ungewöhnliche Wege.

Schlickteufel Jan Schopper, schnellster Streckentaucher in Schleswig-Holstein, wandte sich im November 2011 an Apnoe-Taucher Teichgräber. Er brauche einfach mal wieder neuen Trainingsinput. Teichgräber setzte alle Hebel in Bewegung und organisierte einen Besuch von Bundestrainer Lutz Riemann. Dieser brachte mit Max Lauschus und Jan Maltkowski die bundesweiten Champions zu einer intensiven Trainingseinheit mit. "Jan hat sehr davon profitiert. Er verbesserte den 25 Jahre alten Rekord im 50-Meter-Streckentauchen von 18,9 auf 17,9 Sekunden. Das freut mich sehr", sagt Teichgräber.

Seine Aktivitäten will er jedoch, genau wie Heuser, gar nicht so sehr in den Vordergrund spielen. Eben weil sich alle im Verein gegenseitig helfen - und ab und an auch Ängste abbauen müssen, wenn sie sich mit interessierten Menschen über Geräte-, Höhlen-, Zeit- oder Streckentauchen unterhalten. Oft schaffen es Anfänger schon nach zwei Wochen, drei Minuten unter Wasser die Luft anzuhalten. "Wer sich und seinen Körper kennenlernen will, ist bei uns genau richtig", sagt Teichgräber - und als Belohnung warten in der Unterwasserwelt nicht nur die verschmusten Robben auf Helgoland.