Regionalexpresszüge halten in Pinneberg nur noch zweimal pro Tag, Fahrgäste in Richtung Norden müssen künftig umsteigen.

Pinneberg. Wenn im Dezember 2014 eine neue Ära im schleswig-holsteinischen Bahnverkehr beginnt, sieht Pinneberg nur die Rücklichter der Züge. Zwar verdoppelt die Bahn die Verbindungen zwischen Hamburg und Kiel beziehungsweise Flensburg. Die Regionalexpresszüge halten jedoch - mit jeweils zwei Ausnahmen frühmorgens und spätabends - nicht mehr in Pinneberg. Und auch die bisherige Regionalbahnlinie zwischen der Kreisstadt und Neumünster wird ersatzlos gestrichen.

Das bedeutet: Wer von Pinneberg eine Bahnfahrt Richtung Norden plant, etwa Neumünster oder die Landeshauptstadt besuchen möchte, muss künftig in Elmshorn umsteigen.

"Dafür kann man häufiger fahren", so Dennis Fiedel, Sprecher der Landesverkehrsservicegesellschaft Schleswig-Holstein (LVS). Dass tagsüber der Halt in Pinneberg wegfällt, liege an Fahrplan- sowie Kapazitätsgründen. "Der Zug soll schneller in Kiel sein, um den Anschluss Richtung Preetz und Lübeck sicherzustellen. Und das können wir nur erreichen, wenn Zwischenhalte wegfallen", sagt der LVS-Sprecher weiter.

Zudem sei auf der Strecke zwischen Elmshorn und Hamburg die Kapazitätsgrenze der Regionalexpresszüge erreicht. Fiedel: "Ab Elmshorn sind die Züge sehr voll. Wir wollen die Situation dadurch entzerren, dass Pinneberg nicht mehr bedient wird."

"Für Pinneberg ist das eine Katastrophe. Andere verbessern sich auf unsere Kosten", sagt Natalina Boenigk, Bürgervorsteherin der Kreisstadt. Eine Anspielung vor allem auf die Konkurrentin Elmshorn. Die CDU-Politikerin will die aus Pinneberger Sicht drohenden Verschlechterungen auch politisch zu einem Thema machen. Das kündigt auch ihr Parteifreund Michael Lorenz, CDU-Fraktionschef im Pinneberger Rat, an. "Ich finde diese Planungen unmöglich. Für Pinneberg wäre das ein echter Standortnachteil." Man wolle nun die Landes- und Bundesabgeordneten im Sinne der Kreisstadt mobilisieren. "Wir werden das Thema Bahn und Bahnhof auch in unser Wahlprogramm aufnehmen", sagt Lorenz. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die Weichen noch in eine andere Richtung stellen zu können.

Laut dem LVS-Sprecher Fiedel sind die Pläne bereits vor längerem mit dem Kreis erörtert worden. Gespräche mit der Stadt selbst sollen noch folgen. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Fiedel: "Wir werden uns die Situation noch einmal genauer ansehen."

Darauf will auch Bürgermeisterin Urte Steinberg pochen. Die parteilose Verwaltungschefin sagte am Dienstag auf Anfrage des Abendblatts: "Wir brauchen eine direkte Verbindung in die Landeshauptstadt. Ich werde mit aller Kraft dafür kämpfen, dass sich die Verbindungen für Pinneberg nicht verschlechtern." Urte Steinberg hat sich bereits mit ihrem Bürgermeisterkollegen Roland Krügel kurzgeschlossen. "Wenn das alles so kommt, muss die Stadt reagieren. Sonst wird hier ein großer teil der Bevölkerung abgehängt", sagt SPD-Stadtpolitikerin Angela Traboldt. Der Tornescher Bürgermeister Krügel ist einer, der seit Langem für Regionalexpress-Halte kämpft. Tornesch ist auch bei den neuen Plänen der Bahn außen vor. "Wir würden auch Geld in die Hand nehmen", so der Verwaltungschef. Doch es soll dabei bleiben: Regionalexpress und Nordostseebahn rauschen durch Tornesch durch. "Elmshorn hat mehr als doppelt so viele Zughalte wie wir", so Krügel. Dass Pinneberg künftig, ebenso wie Tornesch, Bahn-Nirwana wird, bedauert Krügel. "Gerade hier am Rand der Metropole sitzen die Fahrgäste, da müssten die Züge häufiger halten. Stattdessen dünnt die Bahn das Angebot aus." Er freue sich, "dass die in Pinneberg jetzt endlich aufwachen", sagt der Verwaltungschef. Vielleicht könne man gemeinsam etwas bewegen. Krügel bemüht sich, Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, SPD, nach Tornesch zu holen, um ihn die brisante Situation zu verdeutlichen.

Sigrid Pohlmann vom Fahrgastverband Pro Bahn sieht die künftige Situation in Pinneberg deutlich entspannter. "Es steigen in Pinneberg schon viele Passagiere aus dem Regionalexpress aus. Aber es steigen auch sehr viele ein, obwohl es ab dort eine S-Bahn-Verbindung nach Hamburg gibt." Insofern sei, was die Fahrtrichtung Hamburg angeht, die Streichung des Haltes in Pinneberg nachvollziehbar. In Richtung Norden werde es jedoch durch das Umsteigen in Elmshorn eine deutliche Verschlechterung geben. Die Fahrzeiten verlängern sich nach ersten Berechnungen um zehn Minuten.

Für die Pinneberger gibt es zumindest einen kleinen Trost. Wenn sie künftig in die Regionalbahn umsteigen, werden sie mit einem Plus an Komfort entschädigt. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 übernimmt die Nordbahn, eine AKN-Tochter, den Regionalbahnverkehr auf den Strecken Hamburg-Itzehoe sowie Hamburg-Wrist. An Stelle der alten Züge der Deutschen Bahn treten fabrikneue Elektrotriebwagen vom Typ Flirt des Herstellers Stadler. "Die Vorbereitungen laufen und wir sind im Zeitplan", so Nordbahn-Sprecherin Christiane Lage. Die 15 Fahrzeuge seien bestellt und die Ausbildung der Triebfahrzeugführer habe bereits begonnen. "Die Ausbildung der 40 Personen erfolgt zusammen mit unserem Partner Adecco", so Lager weiter.