Im Kreis Pinneberg sind sieben Lebensmittelkontrolleure für die Überprüfung von etwa 2800 Unternehmen zuständig.

Kreis Pinneberg. Der Skandal zieht immer weitere Kreise: In immer mehr Lebensmitteln wurde als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch verarbeitet, ergaben bundesweite Untersuchungen in den vergangenen Tagen. Nachgewiesen wurden Spuren von Pferdefleisch vor allem in Fertiggerichten wie Lasagne, Chilli con carne und Ravioli verschiedener Hersteller. Mittlerweile reagierten viele Handelsketten und nahmen die betroffenen Produkte aus den Regalen. Inzwischen gerieten auch Imbissbuden in den Fokus der Ermittler, nachdem die Prüfer Spuren von Pferdefleisch in einem Döner nachgewiesen hatten.

Auch die Lebensmittelkontrolleure des Landeslabors in Neumünster sind inzwischen aktiv. "Am Freitag wurden fünf Proben angesetzt. Mit der Auswertung der Ergebnisse rechnen wir frühestens Ende dieser Woche", sagt Kirsten Wegner, Sprecherin im schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministerium. Die Proben stammen sowohl aus dem Großhandel als auch aus der Gastronomie. Proben aus dem Kreis Pinneberg sind nicht darunter.

Auf den Arbeitsalltag der sieben Lebensmittelkontrolleure im Kreis Pinneberg hat der aktuelle Skandal derzeit keine Auswirkung. "Momentan liegt der Schwerpunkt bei der Überprüfung von Großhandelszentren", sagt Kreissprecher Marc Trampe. Sollten die Tests auf Pferdefleisch positiv ausfallen, könne die Auslieferung an Einzelhandelsketten sofort unterbunden werden. "Gäbe es jedoch konkrete Verdachtsmomente, würden wir dem nachgehen", sagt Dr. Antje Lange, die das Team der Lebensmittelkontrolleure im Kreis leitet.

Verantwortlich sind die Experten für etwa 2800 Betriebe und Unternehmen im Kreis. Dazu gehören neben landwirtschaftlichen Erzeugern wie Kartoffel- oder Milchbauern, Großbäckereien und Schlachthöfen auch Supermärkte, Kühlhäuser von Großhandelsketten, Tankstellen, Restaurants und Schulkantinen. "Wir überprüfen jeden, der mit Lebensmitteln zu tun hat", sagt Dr. Antje Lange. Darüber hinaus sind die Tester auch für Kosmetikprodukte, Tabak und Kleidung zuständig, also alle Gegenstände, die mit dem menschlichen Körper in Berührung kommen. Um Funktionstests geht es dabei nicht. "Wir prüfen nicht, ob etwas funktioniert. Wir analysieren aber, ob Kinderspielzeug gefährliche Weichmacher enthält, die ausdünsten können und damit eine Gefahr für die Kinder darstellen", sagt Dr. Jens Meyer, Leiter der Veterinär- und Lebensmittelaufsicht des Kreises.

Wie häufig die Unternehmen Besuch von den Kontrolleuren erhalten, hängt unter anderem von ihrem Tätigkeitsfeld ab. "Es gibt Vorschriften, die die sogenannte risikoorientierte Überwachung regelt", sagt Dr. Antje Lange. Unternehmen, die mit leicht verderblichen Waren wie frischer Wurst arbeiten, werden auf dieser Grundlage häufiger und umfangreicher untersucht als beispielsweise die Hersteller von Mineralwasser. Eine weitere Komponente ist der Kundenkreis. Wer mit Säuglingsnahrung zu tun hat, muss mit häufigeren Kontrollen rechnen. "Darüber hinaus schauen wir natürlich denen genauer auf die Finger, die in der Vergangenheit negativ aufgefallen sind", sagt die Teamleiterin der Lebensmittelüberwachung.

Etwa 2200 Routinekontrollen hätten die Prüfer im Jahr 2011 im Kreisgebiet absolvieren müssen. Tatsächlich geschafft haben die Tester 1740 Überprüfungen. "Der Grund dafür, dass wir unter dem Soll liegen ist, dass wir es nicht geschafft haben, alle Stellen zu besetzen. Es ist sehr schwer, genügend gut ausgebildeten Nachwuchs zu bekommen", sagt Dr. Jens Meyer. In immerhin 550 Fällen sind 2011 die Lebensmittelkontrolleure darüber hinaus konkreten Verdachtsfällen nachgegangen.

"Darunter sind Imbisse und Restaurants, auf die uns Verbraucher aufmerksam gemacht haben. Aber in diese Kategorie fallen auch Nachkontrollen, um festzustellen, ob ein zuvor dokumentierter Mangel abgestellt wurde", sagt Dr. Antje Lange. Manchmal bekommt die Behörde auch zufällig einen Tipp. "Die Kollegen vom Zoll haben mal die Arbeitserlaubnis unterschiedlicher Mitarbeiter eines Lieferservices überprüft und dabei auch einen Blick in die Küche geworfen. Der Zustand dort war verheerend. Dann kamen wir ins Spiel", sagt Dr. Antje Lange.

Grundsätzlich jedoch verlaufen die meisten Prüfungen zur Zufriedenheit der Kontrolleure. Fallen die Mängel geringer aus, wie zum Beispiel eine unvollständige Beschreibung auf Etiketten oder Speisekarten, erhalten die Unternehmen die Auflage, den Mangel zu beseitigen. Wiegen die Verstöße schwerer, kann ein Bußgeld fällig werden. "Die Anzahl der Firmen, die von uns ein Bußgeld auferlegt bekommen, liegt seit Jahren konstant etwa bei 70 bis 80 Fällen im Jahr", sagt Dr. Jens Meyer.