Eine Pinnebergerin startet mit einem Mikrokredit der Investitionsbank in die Selbstständigkeit und verkauft Babymode im Internet.

Pinneberg. Seit knapp drei Monaten lebt Anika Geigenberger, 31, ihren Traum: Sie ist Unternehmerin. Über einen Online-Shop verkauft sie Babymode. "Hochwertige, handgestrickte Einzelstücke", heißt die Marktlücke, die sie für sich entdeckt hat. "Meine Schwägerin ließ sich immer für ihre Kinder Pullover, Mützen und sogar einen Schlafsack stricken. Da bin ich auf die Idee gekommen", sagt die Pinnebergerin. Recherchen in Magazinen und Internetforen gaben ihr Recht. Wenn es um ihre Kinder geht, sind Eltern bereit, viel Geld auszugeben.

"Ich kann zwar stricken, aber ich habe nicht viel Zeit. Auf der anderen Seite gibt es viele Frauen, die gern in ihrer Freizeit stricken. Also habe ich einen Aufruf in der Zeitung gestartet", sagt Anika Geigenberger. Mehr als 25 Frauen haben sich gemeldet und waren begeistert, nachdem ihnen die junge Mutter ihre Idee vorgestellt hatte: Für die Winterkollektion moderne Babymode aus Merinowolle und leichte Baumwollmodelle für den Sommer.

Bei ihrer Hausbank erntete die junge Frau mit ihrer Idee nur Kopfschütteln. Das Konzept sei zu ungewöhnlich und nicht Erfolg versprechend genug. "Auch der Fakt, dass ich Mutter bin, stellte für die Bank ein zusätzliches Risiko dar. Es wurde befürchtet, das Geschäft würde darunter leiden", sagt Anika Geigenberger. Noch schwerer ins Gewicht bei der Beurteilung ihrer Kreditwürdigkeit fiel die Tatsache, dass die Betriebswirtin über keine nennenswerte Rücklagen verfügte.

Über die Absage ärgerte sich Anika Geigenberger nur kurz. Sie ließ sich nicht beirren, testete weiter Wollsorten und dachte über Design und Größen nach. Dann wurde sie auf ein Förderprogramm der Investitionsbank Schleswig-Holstein aufmerksam. Mikrokredit heißt das Zauberwort für alle, die zwar eine gute Idee, aber keine Anschubfinanzierung haben. "Wir unterstützen Gründer, die sonst keine Möglichkeit haben", sagt Bank-Sprecher Matthias Günther. Arbeitslose oder Menschen wie Anika Geigenberger, die direkt nach dem Masterabschluss schwanger wurde und nicht lange genug in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hatte, um für den von der Agentur für Arbeit angebotenen Existenzgründerzuschuss infrage zu kommen, sind die Zielgruppe für Mikrokredite.

Anika Geigenberger hat die Höchstsumme beantragt. "Webdesign, Logistik und nicht zu vergessen meine Strickmuttis", sagt sie. Ein Drittel des Verkaufspreises geht an die Produzentinnen. Seit Mitte November liefern die Strickerinnen Anika Geigenberger alles von Söckchen bis Babydecken. "Ich habe einen stabilen Produzentenkreis, jede der Frauen hat langjährige Erfahrung und ihr Spezialgebiet." Angst vor dem Sprung in die Selbstständigkeit hatte sie nie. "Während meines Studiums habe ich nebenbei viel gearbeitet. Meine Chefs waren alle selbstständig, und mit welchem Elan die jeden Tag ins Büro kamen - das hat mir imponiert", sagt Anika Geigenberger. Ihr Fachwissen über Betriebsplanung, Kalkulation und Rechnungswesen konnte die 31-Jährige schon bei der Aufstellung ihres Businessplans einbringen. Punkt für Punkt ging sie mit einer Förderlotsin ihren Antrag durch. "Dann ging es ganz schnell, und ich konnte loslegen."

Ein Vorteil ist, dass die Tilgung erst nach sechs Monaten beginnt. Die monatlichen Kosten für die 6,5 Prozent Zinsen liegen unter 100 Euro. "Natürlich wissen wir, dass gerade zu Beginn der Selbstständigkeit viele Kosten entstehen, aber nicht sofort Geld verdient wird", sagt Birgit Rapior von der Investitionsbank. Insgesamt fünf Jahre haben die Gründer Zeit, den Kredit zurückzuzahlen. Anika Geigenbergers Fazit nach drei Monaten fällt positiv aus. "Die Nachfrage zeigt, ich lag richtig. Ohne den Mirokredit hätte ich das aber nie herausfinden können."