Greifvogel Pauli war verletzt, konnte nicht mehr jagen, als er entdeckt wurde. Jetzt päppelt ihn die Pinnebergerin Gudrun Preger auf.

Schenefeld. Mit wachsamen Augen und durchdringendem Blick sitzt die kleine Waldohreule Pauli in der Ecke eines Käfigs. Das ist an sich nichts Besonderes, Eulen gibt es schließlich in jedem Zoo. Doch Pauli ist ein Wildtier und seit vielen Jahren die erste Waldohreule in der Schenefelder Siedlung.

Eine Passantin hatte das Tier in Schenefeld auf einem Baum entdeckt, Pauli hatte bereits den ganzen Tag dort gesessen. Die Dame schlug bei Naturschützer Stefan Friedrich Alarm, weil sie eine Verletzung des Tieres vermutete. Friedrich, Gruppenleiter der Ortsgruppe Schenefeld/Halstenbek des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), machte sich sofort auf, um sich vor Ort ein Bild von der Lage des Vogels zu verschaffen. Weil Paulis rechter Flügel und, wie sich später herausstellte, auch sein rechtes Bein gebrochen waren, konnte er den Baum nicht aus eigener Kraft verlassen und deshalb auch nichts fressen.

In Rücksprache mit dem Tierschutzverein fing Friedrich die Eule deshalb ein. "Es war leicht, Pauli einzufangen, schließlich konnte er mit dem gebrochenen Flügel nicht wegfliegen", sagt Friedrich. Er brachte Pauli noch am selben Abend zum Tierarzt und nahm die Eule anschließend über Nacht mit nach Hause. Sehr zur Freude seiner Söhne, die dem Vogel den Namen Pauli gaben.

In Deutschland darf nicht jeder Mensch ein verletztes Wildtier einfach mit nach Hause nehmen. Dies ist im Bundesnaturschutzgesetz festgeschrieben. Laut diesem Gesetz ist es verboten, wild lebende Tiere, etwa Vögel, Eichhörnchen oder Igel, aus der Natur zu entnehmen. Es ist gestattet, kranke oder verletzte Tiere aufzunehmen, um sie zu pflegen, allerdings nur vorübergehend. Auch ein Besuch beim Tierarzt ist Pflicht. Dieser entscheidet nämlich, ob der Finder in der Lage ist, das Tier gesund zu pflegen und kann das Tier zudem auf Verletzungen und Erkrankungen untersuchen.

So handhabte es auch Stefan Friedrich. Nach dem Tierarztbesuch und der Übernachtung im Keller des Nabu-Gruppenchefs kam Pauli zu Gudrun Preger. Die Pinneberger Rentnerin hat die nötige Erfahrungen und Kenntnisse, was die Pflege von Wildtieren betrifft.

Bei ihr kann sich die Eule erholen. Preger kümmert sich um Futter und Wasser für Pauli und putzt den Käfig. "Wenn es ihm besser geht, werde ich auch mit ihm in den Garten gehen, damit er sich frei fühlt", sagt sie. "Zuerst dachten wir, wir könnten Pauli wieder auswildern, wenn er sich erholt hat", sagt Gudrun Preger. "Das geht leider nicht. Der Tierarzt sagt, der Bruch im Flügel ist so kompliziert, dass Pauli wohl nie wieder fliegen können wird."

Die tierliebe Rentnerin hat die kleine Waldohreule bereits ins Herz geschlossen, und auch Stefan Friedrichs Sohn Felix ist begeistert von Pauli. Er und sein Vater besuchen den Vogel regelmäßig bei Gudrun Preger. Für Felix ist es ein echtes Erlebnis, das Tier mit Küken oder Mäusen zu füttern. Aufgeregt sucht er im Käfig nach Gewölle. "Am liebsten hätte ich Pauli behalten", sagt der Sechsjährige. Bei Gudrun Preger sei Pauli aber in guten Händen. Das findet auch Stefan Friedrich. "Der Käfig steht geschützt vor Regen, Schnee und Wind und wenn es heiß wird, hat Pauli hier auch ein schattiges Plätzchen", sagt er. "Außerdem ist Gudrun Preger sehr erfahren im Umgang mit Wildtieren. Ich vertraue ihr auf jeden Fall, dass Pauli es hier gut hat."

Über die Ursache der schweren Verletzung des Vogels können Friedrich und Preger nur spekulieren. "Wahrscheinlich ist Pauli mit einem Auto zusammengestoßen oder gegen eine Fensterscheibe geflogen", sagt Friedrich. Weil das Tier wohl nie wieder ganz gesund wird, bleibt Pauli erst einmal bei Gudrun Preger. Sie hat bereits unterschiedliche Wildtiere betreut. "Für mich bedeutet die Tierpflege zwar Arbeit, gestresst bin ich deswegen aber nicht", sagt Gudrun Preger. "Ich helfe diesen Tieren schließlich sehr gern." Die Tierliebe sei ihre große Leidenschaft.

Wer Gudrun Preger und Pauli mit Futterspenden oder finanziell unterstützen möchte, kann über den Nabu Schenefeld und Stefan Friedrich Kontakt aufnehmen. Friedrich ist unter Telefon 040/85 32 28 51 und per E-Mail an Schenefeld@NABU-Hamburg.de zu erreichen.