Immobilien-Eigentümer präsentiert Entwurf für Bauprojekt in Schenefeld. Mieter fühlen sich im Stich gelassen

Schenefeld. Nicht kleckern, sondern klotzen. Unter diesem Motto stehen wohl die Pläne von Max-Dieter Altmann. Jüngst präsentierte der Geschäftsmann, dem in Schenefeld diverse Immobilien gehören, seine Vorstellungen für das Areal neben dem Schenefelder Stadtzentrum. Auf dem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück im Herzen der Stadt sollen sechs Gebäude entstehen, die bis zu vier Geschosse haben. Etwa 90 neue Wohnungen und 3000 Quadratmeter Gewerbefläche will Altmann hier unterbringen. Ein Großprojekt, in das Millionen von Euro fließen werden.

Noch steht auf dem Altmann-Areal am Kiebitzweg zwischen Einkaufszentrum und Feuerwehrwache eine sanierungsbedürftige Gewerbehalle plus alter Bürotrakt. Noch gibt es Unternehmer, die in der Immobilie ansässig sind. Handwerker, ein Forschungsunternehmen, ein Verein und ein Druckerei-Inhaber haben Flächen angemietet und beobachten Altmanns Vorstoß mit Argusaugen. Denn während der Geschäftsmann den Politikern seine großen Baupläne unterbreitete, stehen sie immer noch ohne Strom da.

Anfang Oktober zog der Versorger, die E.on Hanse Vertrieb GmbH, nach jahrelangen Querelen mit dem Immobilieneigentümer den Stecker. Es geht um unbezahlte Rechnungen, um eine Summe im sechsstelligen Bereich. Altmann vertritt den Standpunkt, er habe nie einen Vertrag mit dem Energieriesen unterschrieben. E.on dagegen verweist darauf, dass seit Jahren Strom geliefert und abgenommen wurde. Das käme einem Vertrag gleich. Versuche, sich zu einigen, eine Ratenzahlung zu vereinbaren, scheiterten. Der Streit wird jetzt vor Gericht geklärt. E.on hat Klage eingereicht. Bis es zu einem Urteil kommt, kann es dauern.

Die Unternehmer fühlen sich im Stich gelassen, und das nicht nur von ihrem Vermieter Altmann, sondern auch von den Politikern und der Stadtvertretung. Keiner von ihnen sprach das Stromthema während der Vorstellung der Baupläne an, niemand machte somit Druck. Dabei haben die Kommunalpolitiker das letzte Wort, sie geben für die Baupläne grünes Licht. "Man hat das Gefühl, unser Schicksal interessiert niemanden. Die bekommen hier was Neues hin, dann ist der Schandfleck weg. Fertig", sagt Karsten Drebelow von der gleichnamigen Druckerei. Dass der Betrieb weiterarbeiten kann, liegt an einer Notstromversorgung, die sich ein Teil der Mieter in Eigeninitiative über den Stromverteiler besorgt hat.

Altmann sieht das etwas anders. Er sagte auf Abendblatt-Nachfrage gestern: "Den Mietern stand ständig Strom zur Verfügung. Das hat die von mir beauftragte Verwaltungsfirma möglich gemacht." Zudem verspricht er, dass die Gewerbetreibenden nicht morgen auf der Straße stehen. "Wir werden das vernünftig regeln. Es gibt keine Hetze."

Bevor die ersten Bagger rollen, wird es noch Monate dauern. Die Politiker müssen zustimmen, das Bebauungsverfahren auf den Weg bringen. Schenefelds Stadtplaner Günter Leimert rechnet nicht vor 2014 mit einem Baubeginn.

Das Investitionsvolumen schätzt Altmann auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Allerdings möchte der Unternehmer, der unter anderem einen Weinhandel und ein Bauunternehmen führt, das nicht ausschließlich in Eigenregie umsetzen. In den kommenden vier Wochen würde sich entscheiden, wer in das Projekt einsteige. Es gibt Verhandlungen mit einem Schenefelder Unternehmen, das eines der geplanten Gebäude parallel zur Straße Kiebitzweg mit 3000 Quadratmeter Gewerbefläche selbst umsetzen möchte. Auch die dahinter gelagerten Mehrfamilienhäuser und die dafür vorgesehenen Tiefgaragen will Unternehmer Altmann nicht komplett selbst bauen. Die Forderungen der SPD, die für das Neubaugebiet einen bis zu 30-prozentigen Anteil an Sozialwohnungen festlegen will, lehnt er ab. "Wenn wir das, was da geplant ist, umsetzen, dann ist das eine ideale Lösung", sagt Altmann.

Die CDU sieht das ähnlich. Während der Entwurfspräsentation erklärte Christdemokrat Holm Becker: "Ich finde die Pläne sehr gelungen, das ist so eine der letzten Stellen in Schenefeld, wo wir Mehrfamilienhäuser hinstellen können." Auch die anderen Parteimitglieder zeigten sich den Entwürfen gegenüber aufgeschlossen. Die Pläne werden jetzt in den Fraktionen diskutiert.

Andreas Drebelow, der angesichts weniger freier Gewerbeflächen in Schenefeld gehofft hatte, dass in den neuen Plänen auch Platz für die bisher hier ansässigen Firmen ist, will nicht länger warten. Er sucht nach einem neuen Mietobjekt. Seine ehemalige Nachbarin Margarete Grabowsky, Chefin des Ladens Stöberstübchen, hat dagegen hingeschmissen, das stromlose dunkle Geschäft vor einigen Tagen endgültig geräumt.