Nach Razzia: Elmshorner Schulleiterin greift hart durch und erhält Beifall für ihre Krisenbewältigung. Prävention soll verstärkt werden.

Kreis Pinneberg. Zehn Tage nach der Drogen-Razzia ist an der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Elmshorn noch keine Ruhe eingekehrt. "Immer wenn ich durch die Klassen gehe, werde ich darauf angesprochen", sagt Schulleiterin Maren Schramm. Ihr ist es wichtig, dass die Problematik in den Köpfen der Schüler verankert bleibt. "Drogen haben an der Schule nichts zu suchen. Wir werden auch weiterhin ganz genau hinsehen." Und die Einrichtung will stärker präventiv tätig werden. Ein erstes Gespräch mit dem Diakonischen Werk und dem Sozialtherapeutischen Zentrum (STZ) als Projektpartner fand bereits statt.

Ein Drogenversteck, das auf dem Schulgelände entdeckt wurde. Und vier Schüler, die an der Grenze zum Schulgelände Rauschmittel konsumierten. Diese beiden, voneinander unabhängigen Vorfälle veranlassten die Schulleiterin, die Polizei zu bitten, mit Unterstützung von Rauschgiftspürhunden die Klassenräume der beiden Abschlussjahrgänge zu durchsuchen. Gefunden wurde nichts. "Ich habe für diese Entscheidung sehr viel Zuspruch und Anerkennung erhalten", sagt Schramm. Auch auf einer Schulelternbeiratssitzung sei das harte Durchgreifen begrüßt worden. Eine harte Haltung bewies die Schule auch im Umgang mit den auffälligen Schülern. Nur einer durfte bleiben, die drei anderen müssen die Einrichtung verlassen. "Für mich war das die schwerste Entscheidung meines Berufslebens."

Eine Entscheidung, die Kreis-Schulrat Michael Doppke nachvollziehen kann. "Wir können uns ein Wegschauen nicht erlauben, müssen den Schülern Grenzen setzen." Von den drei betroffenen Schülern ist nur einer noch schulpflichtig. Für ihn hat das Kreis-Schulamt zum 1. Februar eine andere Schule gefunden. Was mit den beiden anderen passiert, müssen ihre Eltern entscheiden.

Eltern sind für Doppke der Schlüssel, was die Suchtproblematik an den Schulen angeht. "Wir wissen heute kaum noch, was in den Familien alles vorgeht." Nur wenn die Lehrer die Lebenswirklichkeit in den Familien kennen, verstehen sie auch die Verhaltensweisen der Schüler, so Doppke. "Die Lehrer müssen einen Blick dafür bekommen, wie sie erkennen, ob jemand abhängig ist oder nicht." Schließlich sei nicht jeder Schüler, der schläfrig wirkt, zugekifft. "Und nicht jeder, der überdreht wirkt, hat Ecstasy genommen."

An der Elmshorner Bismarckschule, deren Präventionskonzept schon mehrfach ausgezeichnet wurde, ist das Thema Sucht bereits in den fünften Klassen präsent. "Unser Ansatz ist, die Persönlichkeit jedes Schülers zu stärken, damit er gar nicht in Versuchung kommt", sagt Schuleiter Peter Rosteck. Dennoch wäre es blauäugig, an eine drogenfreie Schule zu glauben. "Die Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Bei 1250 Schülern ist es wahrscheinlich, dass jemand dabei ist, der illegale Drogen nimmt."

Das Problem Sucht stelle sich an allen Schulen, sagt Andreas Kamin, Vorsitzender des Kreiselternbeirats an Gymnasien. Konkrete Fälle an den Oberschulen seien ihm aus der jüngsten Vergangenheit nicht bekannt, betont der Elternvertreter. Er sieht die Schulen in der Pflicht, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und vorbeugend tätig zu werden.

Dabei hilft der Kreis. "Wir stecken pro Jahr 400.000 Euro in die Suchtprävention an Schulen", sagt die zuständige Mitarbeiterin Silvia Stolze. Der Kreis sei auf diesem Gebiet sehr gut aufgestellt und investiere deutlich mehr in dieses Problemfeld als vergleichbare Gebietskörperschaften. "Uns ist es wichtig, dass ein flächendeckendes Angebot vorgehalten wird. Jeder Schüler soll in den Genuss der Prävention kommen. Optimal ist es, wenn die Schulen zusätzlich eigene Angebote machen."