Es ist das Prestige-Projekt für die Dorfentwicklung doch jetzt verliert die Gemeinde 63.000 Euro, weil sie für Zufahrtswege Preisnachlass gewährt.

Hasloh. Es ist das Prestige-Projekt für die Dorfentwicklung in Hasloh. Aber irgendwie scheint bei der Planung der Neuen Mitte der 3400 Einwohner zählenden Gemeinde der Wurm drin zu sein. Erst hakte es jahrelang mit der Kirchengemeinde, die hier zwischen Bahnhof, Schule und Mittelweg eine neue Kirche und eine Anlage für Altenbetreutes Wohnen bauen will. Dann musste der TuS Hasloh um seine Zukunft bangen, weil ein Sportplatz dem Kindergarten weichen und der Spielbetrieb zu laut für die Senioren werden sollte. Nun erhebt der Kommunalpolitiker Norbert Schadendorf schwere Vorwürfe gegen SPD und CDU, die beim Verkauf der 38 Baugrundstücke ohne Not auf 63.000 Euro verzichteten. Aus Protest gegen "diese Kungelpolitik" ist Schadendorf aus der SPD-Fraktion ausgetreten und hat den Vorsitz des Bauausschusses niedergelegt.

Darum geht's: Der Hasloher Gemeinderat hatte im vorigen Jahr beschlossen, die 38 Baugrundstücke auf der drei Hektar großen Fläche mitten im Dorf für 195 Euro je Quadratmeter anzubieten. Bis Anfang 2012 konnten sich die Interessenten melden. Es waren 140. Die ersten 50 wurden Ende Oktober in die Feuerwache eingeladen, wo sie ihr Kaufinteresse bestätigen sollten. Zwei weitere dieser Verkaufsveranstaltungen folgten im November.

Kurz vor Beginn der ersten kam es zu einem Gespräch zwischen Wolfgang Jendretzky, CDU, sowie Gunnar Schacht und Jürgen Hofmann, beide SPD. Man könne doch nicht die Zufahrtswege für die fünf sogenannten Pfeifengrundstücke, die auf Kosten der Bewohner eigene Stichstraßen brauchten, zum selben Preis verkaufen, wie die Grundstücke sagte Hofmann. Bei der Beratung, was für diese Zuwege stattdessen angemessen wäre, einigte sich das Trio aus den beiden Fraktionschefs und dem zweiten stellvertretenden Bürgermeister kurzerhand auf 50 Euro pro Quadratmeter. Dieser verminderte Kaufpreis für die fünf Zufahrtsstraßen wurde dann kurz darauf von Jendretzky öffentlich gemacht, der die Sitzung leitete, weil Bürgermeister Bernhard Brummund selbst als Kaufinteressent auftrat.

Bei 440 Quadratmetern, für die die Gemeinde somit auf 145 Euro je Quadratmeter verzichte, sei dies ein Gesamtverlust von 63 000 Euro für Hasloh, rechnete Schadendorf aus. Dieses Vorgehen widerspreche den Abmachungen im Arbeitskreis Dorfentwicklung. Zudem sei es auch nicht vom Gemeinderat legitimiert gewesen. Bei einer mehr als dreifachen Überzeichnung der Grundstücke sei dieser Spottpreis auch nicht als verkaufsfördernde Maßnahme nötig gewesen, so Schadendorf. Tatsächlich sind jetzt 34 Grundstücke zwischen 500 und 1000 Quadratmetern vergeben.

Jendretzky sagt, solche interfraktionellen Absprachen im kleinen Kreis seien üblich in Hasloh. "Der Dorfentwicklungsarbeitskreis hat keinerlei Entscheidungsbefugnis", betont Jendretzky. Der Finanzausschuss hatte die 50-Euro-Regelung Mitte November im Nachhinein abgesegnet. Am 17. Dezember muss der Gemeinderat darüber befinden. Wie sich die CDU dazu verhalte, sei unklar, sagt Parteichefin Dagmar Steiner. "Wir haben darüber noch keine Aussprache gehabt."

Anders bei der SPD. Die Sozialdemokraten fürchteten einen erheblichen Imageschaden und sogar Schadensersatzansprüche, wenn die Zufahrtswege jetzt doch zum vollen Preis verkauft werden sollten, argumentiert Fraktionschef Schacht. Dabei sind erst zwei der fünf Pfeifengrundstücke verkauft.

Bürgermeister Brummund bedauert diese Entwicklung. "Der Gemeinderat hatte 195 Euro beschlossen und dies nicht differenziert." Möglicherweise sei das ein Fehler gewesen. "Dass Norbert Schadendorf daraus gleich die persönliche Konsequenz gezogen hat, zurückzutreten, bedauere ich sehr. Wir haben immer sehr konstruktiv und vertrauensvoll zusammengearbeitet."