Das Ensemble des Wedeler Theaterschiffs Batavia nimmt vom 1. Dezember an das erfolgreiche Stück “Der Gott des Gemetzels“ wieder auf.

Wedel. Manchmal kommen die Dinge bekanntlich anders als man denkt. "Eigentlich wollten wir diesen Winter das Stück 'Frau Müller muss weg' von Lutz Hübner aufführen", sagt Angelika Strub, Regisseurin des Wedeler Theaterschiff Batavia. "Allerdings haben wir die Rechte dafür nicht bekommen." So kommt es, dass das Batavia-Ensemble vom 1. Dezember an "Der Gott des Gemetzels" wieder aufnimmt. Für Strub und ihr Team alles andere als eine zweite Wahl.

Bereits vor zwei Jahren brachten die vier Batavia-Schauspieler Evi Albrecht, Stefani Beckmann, Tim Feindt und Lorenz Schmidt das Stück auf die Bühne des Theaterschiffs. "Wir wollten es damals unbedingt aufführen, weil wir das Skript so toll fanden", so Strub. Die Aufführung war ein Erfolg und lockte auch viele junge Besucher aufs Theaterschiff. Als Roman Polanski die Geschichte wenig später verfilmte, gingen Strub und das Ensemble gemeinsam ins Kino. "Ehrlich gesagt fanden wir uns im Vergleich mit dem Film ziemlich gut", sagt Angelika Strub. "Obwohl das ja super Schauspieler sind. Wir haben damals schon gesagt, dass wir das Stück irgendwann noch mal spielen wollen." Als klar war, dass eine Alternative zu "Frau Müller muss weg" her muss, war die Wahl deshalb schnell getroffen.

Die Handlung des gesellschaftskritischen Stücks ist einfach umrissen: Der elfjährige Ferdinand Reille hat den gleichaltrigen Bruno Houillé in der Schule mit einem Stock verprügelt und ihm dabei zwei Schneidezähne herausgeschlagen. Um das Geschehene zivilisiert zu diskutieren, kommen die Eltern der beiden zusammen. Was als harmloses Gespräch zwischen vier gebildeten Menschen beginnt, wird allerdings zunehmend aggressiver. Nach und nach kommen die Schwachpunkte der vier Charaktere ans Tageslicht, bis die Situation schließlich völlig eskaliert.

Das 2006 erstmals aufgeführte Stück stammt aus der Feder der französischen Schauspielerin und Schriftstellerin Yasmina Reza. Reza machte sich zuvor schon mit den Stücken "Kunst" und "Drei Mal Leben" einen Namen. "Der Gott des Gemetzels" wurde alleine in den zwei Jahren nach seiner Premiere an rund 60 deutschsprachigen Bühnen inszeniert, damit gehört es zu den erfolgreichsten Theaterstücken der vergangenen Jahrzehnte.

Für Astrid Strub sind es vor allem die pointierten Dialoge und der bitterböse Humor, die das Stück besonders machen. "Ich mag die intelligente Sprache, mit der Yasmina Reza die Dialoge auf die Spitze treibt", sagt Strub. "Sie sind nie platt, brutal oder unter der Gürtellinie und trotzdem voller Humor und Schärfe." Zwar sei es gruselig, was zwischen den Paaren passiert, aber durch die Sprache bekomme das Ganze eine Situationskomik. "Das Stück ist aber auch deshalb amüsant, weil man sich streckenweise darin wieder erkennt, zum Beispiel bei Situationen aus dem Beziehungsalltag", so Strub weiter. "Man kriegt den Spiegel vorgehalten."

Viel proben musste das Ensemble für die Wiederaufnahme nicht. "Es war erstaunlich, was alles noch da war", sagt Strub. Sämtliche Abläufe und Bewegungen hatten die Schauspieler im Nu wieder einstudiert. Mehr noch, Strub verspricht sogar, dass die Aufführungen dieses Mal besser werden. "Wir haben die Charaktere noch mehr ausgefeilt und kleine Gesten und Details eingebaut", sagt sie. Auch wer den Film schon kennt, hat keinen Grund zu Hause zu bleiben. "Da das Stück fürs Theater geschrieben wurde, funktioniert es auf der Bühne einfach am Besten", so Strub. "Die Dialoge sind live viel emotionaler und wirkungsvoller."

Alles in allem ist "Der Gott des Gemetzels" ein würdiger Abschluss für ein erfolgreiches "Batavia"-Jahr. Dieses Jahr feierte das von Strubs Ehemann Hannes Grabau gegründete Theater nämlich 40-jähriges Bestehen. "Das Jahr ist für uns wirklich gut gelaufen, wir sind sehr zufrieden", blickt Strub zurück. So waren zum Beispiel fast alle Veranstaltungen des gerade beendeten Kleinkunstfestivals ausverkauft. Für die Zukunft wünschen die beiden sich "dass wir unser Niveau halten können", sagt Angelika Strub. Nächstes Jahr würde Strub dann gerne "Frau Müller muss weg" inszenieren. Oder: "Yasmina Reza hat ein neues Stück geschrieben", so Strub. "Das hört sich interessant an."

"Der Gott des Gemetzels" wird am 1., 8., 14., 21. und 22. Dezember sowie am 5., 11., 12., 25. und 26. Januar von 20.30 Uhr an auf dem Theaterschiff am Brooksdamm aufgeführt. Karten kosten 15 Euro und sind im Internet unter www.batavia-wedel.de erhältlich. Für morgen, Freitag, 30. November, laden Angelika Strub und Hannes Grabau zur öffentlichen Generalprobe auf die "Batavia" ein. Los geht es um 20.30 Uhr. Der Eintritt zur Generalprobe ist frei.