Die Wedeler Batavia feiert Geburtstag. Der Kult-Käpt'n Hannes Grabau blickt wehmütig in die Vergangenheit - und in die Zukunft.

Wedel. Seit 40 Jahren ist sie ein Teil der Kulturlandschaft im Kreis Pinneberg. Kaum ein Kind, das nicht auf den aus der Hamburger Staatsoper stammenden roten Polstern gesessen und die Abenteuer von Pippi Langstrumpf oder Lolli Molli verfolgt hat: Das Wedeler Theaterschiff Batavia und Käpt'n Hannes Grabau sind weit über die Grenzen des Kreises hinaus bekannt. Dieses Jahr besteht das Theaterschiff seit 40 Jahren, in denen sowohl die Batavia als auch ihr Käpt'n viel erlebt haben.

Das erste Stück, das auf der Batavia aufgeführt wurde, war "Lolli Molli, Mamagei und die Piraten". War es 1968 noch ein Puppentheater, wird das Stück im Herbst dieses Jahres mit Schauspielern erneut aufgeführt. Der Protagonist der Geschichten, ein rosafarbener Hund, der keine Zähne hat, nur grüne Lollis isst und La Paloma rückwärts pfeifen kann, hat auf der Batavia das Licht der Welt erblickt. Mehr als 100 Theaterstücke wurden seit der Gründung 1972 auf der Batavia gespielt und mehr als 1000 Konzerte veranstaltet. "Alle Aufführungen waren toll", sagt Hannes Grabau. "Besonders natürlich die eigenen Stücke wie zum Beispiel Villa Rosa", sagt der gelernte Polsterer und Dekorateur. Fast alle Kindertheaterstücke stammen aus seiner Feder, natürlich auch die Figur Lolli Molli.

+++ Musik von Pohlmann bis zu den Prinzen +++

Als Hannes Grabau das 1892 gebaute Schiff 1972 kaufte, wolle er es zunächst als Hausboot nutzen. Mit der sogenannten Ölkrise zu Beginn der 1970er-Jahre verwarf er die Idee und überlegte sich einen Weg, das Schiff gewerblich zu nutzen. Grabau, der damals noch in der Hamburger Staatsoper arbeitete, entschloss sich für eine Nutzung als Theaterschiff.

"Ich dachte, ich mache einfach das, was ich kann", sagt er - frei nach dem Motto "Schuster bleib bei deinen Leisten". Aufgrund seiner Arbeit in der Oper und seinen Erfahrungen aus fünf Jahren Seefahrt verstand er sowohl etwas vom Theater als auch von Schiffen.

Viele Leute hätten ihn damals als Spinner bezeichnet. "Damals lagen wir im Sommer noch bei Haseldorf und im Winter im Schulauer Hafen", sagt der Käpt'n Grabau. Seit 1974 liegt die Batavia im Wedeler Auhafen vor Anker.

Hannes Grabau macht sich Sorgen um seine Batavia. "Es gibt immer etwas am Schiff zu tun, ständig müssen Reparaturarbeiten durchgeführt werden", sagt er. Das Schiff sei alt, die anfallenden Arbeiten allein kaum zu bewältigen. Das Theater, die Kneipe und das komplette Schiff haben dringend eine Generalsanierung nötig. "Es müssen Unterwasserarbeiten gemacht werden, aber das können wir nicht selber. Manchmal ist es zu viel Arbeit, und ich werde nicht jünger", sagt er und ein wenig Wehmut schwingt mit in seiner Stimme.

Seit 38 Jahren liegt die Batavia am Brooksdamm im Wasser, besonders im Winter birgt das Gefahren. "Wir sind jedes Jahr froh, den Winter heil überstanden zu haben", sagt Grabau. "Man weiß ja nie, ob das Eis Löcher ins Boot reißt, ob die Heizung funktioniert, wie teuer das Heizöl in diesem Jahr wieder sein wird." Viele Reparaturen könne er zwar selbst erledigen, mit zunehmendem Alter werde das aber immer schwieriger. Früher habe er sich um so etwas kaum Gedanken gemacht. "Wir haben damals nur von einem Tag zum nächsten geplant", sagt Hannes Grabau. Der Umbau zum Theaterschiff sei in kompletter Eigenregie erfolgt, die Bühne von Hand gebaut worden. Käpt'n Grabau ist stolz auf sein Theaterschiff.

In den vergangenen 40 Jahren hat der Mann, der aussieht wie ein echter Seebär, eine Menge auf die Beine gestellt, immer unterstützt durch seine Frau Angelika Strub. Kabarett, Theater, Musik, die Batavia hat den Kreis Pinneberg kulturell geprägt. "Wir haben hier viel in Gang gebracht und angeschoben", sagt Hannes Grabau. Ringelnatz-Revue, Pippi Langstrumpf, das Kabarett Alma Hoppe, Freiluftkino, Kleinkunstfestival, um nur einige Events zu nennen, die jedes Jahr wiederkehren. Dazu kommen unzählige Konzerte. Viele Künstler, die heute noch auf der Batavia auftreten, haben ihre Laufbahn dort begonnen, zum Beispiel das Kabarett Alma Hoppe. Auch der Kapitän selbst tritt immer noch gerne auf.

Solange er noch kann, will Hannes Grabau die Batavia weiter betreiben. "Das Schiff ist mein größtes Glück", sagt er. "Ich habe hier meinen Lebenstraum verwirklicht und hoffe, dass es möglichst lange erhalten bleibt." Aber angesichts seines fortgeschrittenen Alters mache er sich Gedanken darüber, wie es mit dem Schiff weitergehen könne. "Eine mögliche Lösung wäre ein Verein, der sich für den Erhalt der Batavia einsetzt", sagt Hannes Grabau. Wichtig sei ihm, dass sein Schiff in gute Hände komme. "Wer sich um die Batavia kümmern möchte, muss sie lieben." Für Vorschläge sei er jederzeit offen.

www.batavia-wedel.de