Grundschule Hörnerkirchen wird für ein neues Lernkonzept ausgezeichnet, das Unterricht in einigen Fächern lebensnaher machen soll.

Brande-Hörnerkirchen. Als erste Schule im Kreis Pinneberg ist die Grundschule Hörnerkirchen jetzt als Sinus-Schule ausgezeichnet worden. Die Schule, die 160 Grundschüler zählt, beteiligt sich seit zwei Jahren an diesem landesweiten Lernkonzept, das den Mathe- und Heimat- und Sachkunde-Unterricht (HSU) interessanter und lebensnaher für die Schüler machen soll.

"Wir wollen mit neuen Lernformen erreichen, dass unsere Schüler den Stoff besser behalten, indem sie sich die Lösungswege selber erarbeiten", erklärt Schulleiterin Ursula Harms. Wie das konkret aussieht, beschreibt ihre HSU-Lehrerin Birgit Dürr, die die Sinus-Beauftragte an der Grundschule Hörnerkirchen ist. Zunächst werde mit anderen Schulen der Region - bei HSU sind das die Grundschulen in Klein Nordende, Kölln-Reisieck sowie Timm Kröger und Hainholz in Elmshorn - besprochen, wie bestimmte Themen didaktisch so aufbereitet werden können, dass sie anschaulich sind, erklärt Dürr. Daraus werden dann Lernkisten erstellt mit Büchern, Arbeitsbögen und fertigen Experimenten.

Das Thema Fliegen wird auf diese Weise im HSU-Unterricht zu einem Forscherseminar. "Wir fragen die Kinder, welche Flugobjekte es gibt, und lassen sie herausfinden, wie das ideale Flugzeug beschaffen sein sollte." Dabei werden vom Papierflieger über Frisbee bis zu Spielzeug-Hubschraubern und Raketen die verschiedensten Modelle ausprobiert und analysiert. Wie fliegen diese Objekte? Was treibt sie an? Wie müssen Rumpf und Flügel aussehen? Ergeben sich daraus Schlussfolgerungen, was die beste Form und der ideale Antrieb für ein Flugobjekt wäre?

Die Schüler erarbeiten sich die kreativsten Lösungen. "Daraus entwickelte sich ein wahrer Wettbewerb", berichtet Lehrerin Dürr. "Am Schluss haben sie sich darüber gestritten, ob der Flieger der beste ist, der am längsten in der Luft bleibt oder der, der am weitesten fliegt."

Auch der Mathe-Unterricht lasse sich im Sinus-Verfahren vielseitiger gestalten, sagt Schulleiterin Harms. So lasse es sich auf das Zusammenzählen oder Abziehen anwenden, erzählt sie. Statt den Kindern wie bisher vorzugeben, jeweils die Einer-, Zehner- und Hunderterstellen zusammenzufassen, sollen diese selber ausprobieren, wie es am besten geht. Am Ende kämen sie meist auch auf dieses Ergebnis. Aber sie hätten sich selber ein ganzes Bündel an Möglichkeiten erarbeitet, die auch zur Lösung führten. Nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Harms: "Die Kinder erklären sich selbst die Aufgaben. Das ist viel praxis- und lebensnaher."

Die Grundschüler sind begeistert. "Man kann neue Rechenwege selbst entdecken", sagt Timon. "Ich kann von anderen neue Rechenwege kennen lernen", ergänzt Nele. "Andere Kinder können Ideen von mir übernehmen", sagt Siriyakon. Chiara sagt: "Wir können selbst forschen und lernen dabei immer Neues dazu."

Dieses Prinzip könnte auf alle möglichen Themenbereiche angewandt werden. "Wir gehen offener an die Fragestellungen heran, geben nichts vor und lassen der Fantasie der Kinder freien Lauf", sagt Birgit Dürr. "Das ist viel nachhaltiger als alle herkömmlichen Methoden." Was die Kinder sich selbst mühsam erarbeitet haben, behielten sie viel länger im Gedächtnis. Am Ende münde aber auch diese Lernmethode in einer Klassenarbeit, die das gelernte Wissen abfragt und benotet, betont Schulleiterin Harms. "An einer Lernkontrolle kommen wir nicht vorbei."