Baufirma Semmelhaack will 30 Millionen Euro in 226 Wohneinheiten an der Grenze zu Raa-Besenbek investieren

Elmshorn. Es ist ein Bauprojekt, das zur Veränderung des Stadtbildes beitragen wird. Am Hedwig-Kreutzfeldt-Weg in Elmshorn errichtet das Bauunternehmen Semmelhaack insgesamt 226 Wohneinheiten. Auf dem 25 000 Quadratmeter großen Areal entstehen überwiegend Mehrfamilien- sowie einige Reihenhäuser. Das Investitionsvolumen beträgt 30 Millionen Euro, Elmshorn erhält damit auf einen Schlag 500 neue Bewohner und dürfte die magische Grenze von 50 000 Einwohnern überschreiten.

Kleiner Wermutstropfen: Dem gigantischen Projekt fällt das historische Haus Elbmarsch am Sandberg zum Opfer. Der Backsteinbau aus dem Jahr 1925 mit dem historischen Glockenturm wurde jahrzehntelang von der Stadt als Alten- und Pflegeheim betrieben. Ende 2006 übernahmen die Regio-Kliniken die Trägerschaft und ließen die Einrichtung im März 2008 in einen Neubau auf dem Klinikgelände an der Agnes-Karll-Allee umziehen. Den Altbau am Sandberg verkaufte die Stadt für 400 000 Euro an den damaligen DRK-Ortsverein, der dort nach einer 1,1 Millionen Euro teuren Renovierung von März 2009 an ein Alten- und Pflegeheim unter dem Namen Haus Elveshörn betrieb.

Mit diesem Projekt jedoch verhob sich das DRK. Ortsverein und die Altenheim-Betriebsgesellschaft meldeten im April 2010 Insolvenz an, Ende März 2011 wurde die Einrichtung geschlossen. Seitdem steht das Gebäude, das als einfaches Kulturdenkmal eingetragen ist, leer und wurde nicht mehr beheizt.

Der harte Winter, Vandalismus und Diebstähle von Leitungen haben dafür gesorgt, dass der Backsteinbau mit zumutbaren Aufwand nicht mehr zu erhalten ist. Um das Gebäude wieder als Alten- und Pflegeheim betrieben zu können, müsste es für etwa fünf Millionen Euro saniert werden. "Eine wirtschaftliche Verwertung der Immobilie war nicht mehr möglich", sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung der Semmelhaack-Gruppe. Das Bauunternehmen verfügt selbst bundesweit über 37 Pflegeeinrichtungen und hat eine Revitalisierung der Altsubstanz geprüft. Weil diese unwirtschaftlich ist, kann trotz des Denkmalstatus' der Abriss erfolgen. Noch erhält das Gebäude eine kleine Gnadenfrist. "Wir werden zunächst gemeinsam mit der Stadt die Bauleitplanung für das Gelände vorantreiben", sagt Thede.

Für das Bauprojekt hat Semmelhaack städtische Flächen am Sandberg erworben. Auch die Altimmobilie, die sich noch in der Insolvenzmasse des DRK-Ortsvereins befand, gehört nun dem Bauunternehmen. Thede: "Die Verträge sind unter Dach und Fach." Semmelhaack hat mit seinem Bebauungskonzept einen städtebaulichen Wettbewerb gewonnen.

Am Hedwig-Kreutzfeldt-Weg entstehen 185 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau. Zielgruppe sind Singles, Familien mit Kindern und Senioren. Alle Wohnungen mit Ausnahme der Staffelgeschosse sind barrierefrei. Neben den Mehrfamilienhäusern sind 17 Reihenhäuser sowie 25 Wohnungen für Menschen mit Behinderung geplant. Hierfür arbeitet Semmelhaack mit dem Verein für selbstbestimmtes Wohnen am Sandberg zusammen. Die Wohn- und Nutzfläche für Menschen mit Behinderungen wird 1500 Quadratmeter betragen.

Auch öffentlich geförderter Wohnungsbau ist in Zusammenarbeit mit der Investitionsbank Schleswig-Holstein geplant. Das betrifft 40 Prozent der Einheiten. Wer unter die Förderrichtlinien fällt, kommt in den Genuss von einer Nettokaltmiete in Höhe von 5,25 Euro je Quadratmeter. Die Normalmiete liegt, je nach Lage im Quartier, zwischen 8,50 und 10 Euro pro Quadratmeter. Die Bauweise entspricht der neuesten Energieeinsparverordnung, die Wärme für das Quartier wird von einem Biogas-Blockheizkraftwerk erzeugt. Thede: "Alle Objekte werden durch unser Unternehmen selbst verwaltet und werden langfristig in unserem Bestand bleiben."

Semmelhaack werde zudem ein rund um die Uhr erreichbares Quartiersmanagement einrichten, das neben den Hausmeistertätigkeiten auch Dienstleistungen für die Bewohner wie etwa Kinderbetreuung, Blumengießen im Urlaub oder die Begleitung älterer Bewohner organisieren soll. Für Senioren seien barrierefreie Wohnungen sowie ergänzende Service- und Pflegeangebote vorgesehen.

Umfangreiche Grünanlagen sollen die Bebauung auflockern. Der Investor will einen großen Kinderspielplatz errichten, aber auch Fitnessgeräte für Senioren aufstellen, um auf diese Weise Treff- und Begegnungspunkte für die unterschiedlichen Generationen zu schaffen. "Wir planen, das Quartier gemeinsam mit Firmen aus der Region zu erstellen", sagt Thede weiter. Er hofft, dass Semmelhaack in einem Jahr das Baurecht für das Gelände erhalte. Die Bauzeit für das Quartier betrage dann zwölf bis 15 Monate. Thede: "Die Fertigstellung erfolgt im Frühjahr 2015."

Der Abriss des historischen Backsteingebäudes soll beginnen, sobald Semmelhaack das Baurecht für das Nachfolgeprojekt erlangt hat. Ein kleiner Teil des Altgebäudes soll jedoch überleben. Thede: "Wir planen, den Uhrenturm von Haus Elbmarsch zu retten und ihn später an exponierter Stelle im neuen Quartier aufzustellen."