Die Fassade und das Dach des Theaters müssen dringend saniert werden. Zwei Stützen bewahren die Foyerdecke vor dem Einsturz.

Elmshorn. Die großflächigen Risse in der Außenfassade des Elmshorner Stadttheaters sind nicht zu übersehen. Das im Jahr 1900 errichtete und später mehrfach erweiterte Gebäude muss dringend saniert werden. Die Decke im Foyer ist sogar einsturzgefährdet und wird derzeit mit zwei provisorischen Pfeilern abgestützt.

"Das Theater hat seinen Charme, das sagen die Besucher und auch die Künstler. Unser Ziel ist es, die Spielstätte an diesem Ort zu erhalten", sagt der Erste Stadtrat Volker Hatje, der auch Vorsitzender der Theatergemeinschaft ist. Der Verein betreibt die Bühne und ist Mieter in dem städtischen Gebäude, das einst als Astoria-Kino Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt war. 1950 startete die Theaternutzung.

Gedankenspiele, die Bühne in das geplante Kulturzentrum in den Knechtschen Hallen zu integrieren, sind laut Hatje utopisch. "Da sind wir jenseits der 20 Millionen Euro, das ist nicht machbar." Die Spielstätte am bisherigen Ort zu erhalten, ist dagegen billiger. Günstig wird die Sanierung jedoch auch nicht. Die Fassade des Gebäudes muss inklusive Fenster und Türen komplett erneuert werden - ebenso wie der Dachstuhl.

Immerhin haben Untersuchungen ergeben, dass das Fundament in Ordnung ist. Hatje: "Wenn auch das Fundament angegriffen gewesen wäre, hätten wir das Haus nicht erhalten können."

Derzeit erstellt das verwaltungseigene Gebäudemanagement ein Gutachten, das die genauen Schäden, die Sanierungsmöglichkeiten und die Kosten aufzeigt. "Die Expertise wird noch in diesem Jahr vorliegen", sagt Hatje weiter. Im Anschluss solle ein Finanzierungskonzept erstellt werden. Hatje: "Meine Idee ist, die Sanierung auf mehrere Bauabschnitte zu verteilen, die in den spielfreien Zeiten erfolgen sollen."

Die Decke im Foyer, die aus dem Jahr 1970 stammt und nur durch zwei zusätzliche Stützpfeiler gehalten wird, kann nicht so lange warten. Sie wird zwischen dem 4. und dem 22. Oktober demontiert und durch eine neue Decke ersetzt.

Peter Thomsen, Geschäftsführer des Theaters, ist erleichtert über diese Lösung. "Es gab auch die Variante einer europaweiten Ausschreibung. Das hätte drei bis vier Monate gedauert und wäre mitten in die Spielzeit gefallen." Eine Absage von Veranstaltungen hätte für die Theatergemeinschaft einen erheblichen Verlust bedeutet.

Thomsen sagt, dass das Innenleben des Theaters, abgesehen von der Foyerdecke, sowie die Technik völlig intakt seien. "Der Spielbetrieb ist in keiner Weise gefährdet." Durchschnittlich 120 Veranstaltungen aus den Bereichen Schauspiel, Kabarett/Comedy, Musik und Lesungen gehen pro Spielzeit in dem 435 Plätze fassenden Saal über die Bühne. Auch national bekannte Künstler sowie bundesweit gefeierte Produktionen finden den Weg in die Spielstätte am Klostersande.

"Die Künstler kommen immer wieder gerne zu uns und loben die Atmosphäre im Saal", sagt Thomsen. Das gelte auch für den überwiegenden Teil der Besucher. "Unsere Durchschnittsbelegung liegt bei 80 Prozent", so Thomsen weiter. Das sei, verglichen mit anderen Spielstätten gleicher Größenordnung, ein überdurchschnittlich guter Wert. Dazu tragen auch die vielen Gäste bei, die Theaterabonnements in Anspruch nehmen. Die Theatergemeinschaft kommt mit einem städtischen Zuschuss von durchschnittlich 265 000 Euro pro Jahr aus, sie erwirtschaftet 75 Prozent der Mittel für den Spielbetrieb selbst. Thomsen: "Itzehoe gibt jährlich für den Spielbetrieb seines Theaters 1,2 Millionen Euro dazu."

An den Sanierungskosten, die möglicherweise im siebenstelligen Bereich liegen werden, kann sich die Theatergemeinschaft nicht beteiligen. "Es dürfte auch schwierig werden, das Projekt nur mit öffentlichen Mitteln zu stemmen", so Hatje. Der Erste Stadtrat und Vorsitzende der Theatergemeinschaft hofft darauf, dass mehrere größere Sponsoren gewonnen werden können. Um deren Rekrutierung soll sich der vor vier Monaten neu gegründete Förderverein des Stadttheaters kümmern. "Unser klares Ziel ist es, gezielt Spenden einzuwerben, um die Sanierung zu unterstützen", sagt der Elmshorner Rechtsanwalt Klaus Pannen, der Vorsitzende des Fördervereins.

Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt 25 Euro. Der neue Verein, dessen Vorstand außerdem Iwer Matzen und Dierk Wulf angehören, verfügt derzeit über 40 Mitglieder. "Wir wollen künftig bei den Veranstaltungen und unter den Abonnenten gezielt nach weiteren Personen werben, die unserem Verein beitreten wollen", kündigt Pannen an. Der Jurist ist seit fast vier Jahrzehnten Dauer-Gast im Theater und der Spielstätte eng verbunden. Er hält es für realistisch, dass die Mitgliederzahl bis Jahresende auf 100 anwächst. Pannen: "Wir wollen gezielt Einfluss auf die Politik nehmen und mit ihr zusammen die Sanierung des Theaters angehen."