Elmshornerin Maren Schramm tritt an der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule die Nachfolge des tödlich verunglückten Claus Carstens an.

Elmshorn. Ihr Beruf wurde Maren Schramm quasi in die Wiege gelegt. Schon ihre Eltern waren Lehrer. Das Licht der Welt erblickte die 53-Jährige in Costa Rica. "Meine Eltern haben damals dort unterrichtet", sagt die Elmshornerin. Sie ist mittlerweile selbst Mutter von drei Kindern und mit Herzblut Lehrerin.

In ihrer Heimatstadt, in der sie seit 1983 Zuhause ist, hat die 53-Jährige jetzt ein schweres Erbe angetreten. Sie ist die neue Schulleiterin der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule und damit Nachfolgerin von Claus-Timm Carstens, der am 1. Februar bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam. Auf dem Weg zu einer Schulausschusssitzung war der 58-Jährige, der mit dem Fahrrad unterwegs war, beim Überqueren des Steindamms von einem Auto erfasst worden. Seit 1981 hatte Carstens an der damaligen Hauptschule Langelohe unterrichtet, deren Leitung er 2005 übernahm. Er blieb auch Schulleiter, als die Hauptschule im Jahr 2009 mit der Realschule am Propstenfeld zur Gemeinschaftsschule zusammenfasst wurde.

"Ich kannte Herrn Carstens persönlich, auch über unsere Kinder, die in einer Klasse waren", sagt Maren Schramm. Sie habe lange überlegt, sich für die Nachfolge zu bewerben. "Ich habe es gemacht, weil ich die Aufgabe sehr reizvoll finde." Sie wolle sich jetzt mit voller Kraft dafür einsetzen, die Bildungseinrichtung fit für die Zukunft zu machen. "Ich weiß, dass die Erwartungshaltung der Stadt an mich sehr hoch ist." Am Montagabend erhielt die 53-Jährige ihre Ernennungsurkunde aus den Händen von Schulrat Michael Doppke.

Die neue Schulleiterin hat in Kiel Lehramt für Realschule mit den Fächern Französisch und Biologie studiert. Es folgte die erste Station an der Gustav-Heinemann-Realschule in Uetersen. Anschließend unterrichtete Maren Schramm in der Realschule in Glückstadt und der Realschule Ramskamp in Elmshorn, ehe sie wiederum elf Jahre nach Uetersen ging. Zuletzt war sie fünf Jahre im Schulzentrum Moorrege tätig, davon drei Jahre als Konrektorin. Zwischendurch wirkte Maren Schramm auch zwei Jahre im Bildungsministerium in Kiel, wo sie als Hauptpersonalrätin tätig war.

"Es war schon immer mein Traum, in Elmshorn eine Schule zu leiten", sagt sie. Mit der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule hat die 53-Jährige gleich mehrere Berührungspunkte. "Ich wohne in direkter Nachbarschaft, kann die Schulklingel praktisch bei mir im Garten hören." Zwei ihrer drei Kinder haben zudem die Einrichtung besucht. "Mein Sohn war dort, als es noch den Grundschulzweig gab und meine Tochter hat die Realschule am Propstenfeld besucht. Ich kenne die Schule also aus Elternsicht und ich kenne auch viele der Kollegen aus meiner gewerkschaftlichen Tätigkeit."

Seit dem 1. Februar 2012 trägt die Schule den Namen der Widerstandskämpferin Anne Frank. Viele Menschen in der Stadt würden diesen Namen noch nicht mit der Schule verbinden, bedauert Maren Schramm. "Ich habe mir vorgenommen, aus der Schule eine Marke zu machen. Unsere Einrichtung soll sich von anderen Gemeinschaftsschulen abheben." Als erstes will die neue Schulleiterin gemeinsam mit Lehrern, Eltern und Schülern ein Leitbild für die Schule entwickeln.

Die Berufsorientierung ist eine der Stärken der Elmshorner Schule

Eine Idee ist, die Berufsorientierung darin zu verankern. In diesem Bereich ist die Schule sehr stark. Sie verfügt über Kooperationen mit mehreren Unternehmen sowie mit der Berufsschule. "Mir ist es sehr wichtig, die Schüler auf ihre spätere Rolle als Erwachsene vorzubereiten, damit auch die nachfolgenden Generationen lebenswerte Bedingungen vorfinden", sagt Maren Schramm weiter. Die Heranwachsenden sollten dabei auch in die Entscheidungsprozesse innerhalb der Lehreinrichtung miteinbezogen werden - getreu dem Schulmotto "Füreinander - Miteinander".

Die Anne-Frank-Gemeinschaftsschule besuchen 510 Schüler, die von 40 Lehrern unterrichtet werden. Seit zehn Jahren ist die Einrichtung offene Ganztagsschule und gehört damit zu den Pionieren auf diesem Gebiet in Elmshorn. In diesem Bereich arbeitet die Schule mit den zwei Jugendzentren der Stadt zusammen. "Es herrscht eine große Aufbruchstimmung", sagt die neue Schulleiterin. Sie habe sehr engagierte Schüler, Lehrer und auch Eltern vorgefunden. "Alle haben mir den Start sehr leicht gemacht, ich bin sehr herzlich hier aufgenommen worden."

2014 soll die Schule einen Anbau mit Fach- und Klassenräumen erhalten

Einzig die räumliche Situation an der Lehreinrichtung könnte besser sein. Mehrere Klassen der auslaufenden Realschule sind in das ehemalige Gebäude der Leibnizschule auf Langelohe ausgelagert, weil am Binsenweg der Platz fehlt. Dringend benötigt werden dort auch zusätzliche Fachräume für Naturwissenschaften. "Es ist ein Anbau geplant, Baubeginn soll 2014 sein. Unsere Schüler fragen schon, wann es denn losgeht", so Maren Schramm.