Regionale Händler trotzen dem Druck der neuen Medien und setzen auf Kundenbindung. E-Book-Verkauf ist noch auf niedrigem Niveau.

Pinneberg. Die Buchhändler kämpfen um ihre Kunden. Schon jedes vierte Buch bestellen deutsche Leser im Internet. Die Läden bekommen das massive Online-Angebot zu spüren, genau wie das steigende Interesse am Lesen von E-Books. Doch der Handel kann sich offenbar auch unter zunehmend schwierigen Bedingungen behaupten, wie eine Umfrage des Abendblattes ergab. Regionale Buchhändler machen einfach mit beim Online-Verkauf.

"Bei uns sieht es gut aus", sagt Anke Marckmann vom Bücherwurm in Pinneberg. "Trotzdem merken wir einen Rückgang bei den Kunden." Die Gründe für die Entwicklung sehen sie und ihre Kollegin Antje Schirmer jedoch eher in der negativen Entwicklung der Pinneberger Innenstadt als im technischen Wandel. Auf den haben sie sich wie auch viele ihrer Kollegen eingestellt. "Seit einem Jahr haben wir einen richtigen Onlineshop", sagt Schirmer. Die Buchhändlerinnen bieten den Kunden auf der Internetseite nicht nur ein Shopping-Portal sondern auch weiterführende Informationen, Links und Trailer an. Der Umsatz im Netz liegt noch unter einem Prozent. Trotzdem sind die Geschäftsführerinnen der Buchhandlung in der Pinneberger Innenstadt zufrieden. Seit 2011 habe sich der Online-Umsatz verdreifacht.

Mit Diensten wie Amazon hat der Bücherwurm zwar eine harte Konkurrenz, der Service unterscheidet sich jedoch nicht. "Wer bei uns bestellt, kann sein Buch meist am nächsten Tag abholen oder bekommt es kostenfrei zugeschickt", sagt Marckmann. Auch wenn der Buchladen durch direkte Verkäufe im Geschäft mehr Gewinne macht als online, so ist den Geschäftsführerinnen das Angebot wichtig. "Das hat etwas mit Kundenbindung zu tun", sagt Schirmer. "Auch wenn Kunden online kaufen - was dahinter steht, ist immer noch der Bücherwurm." Wichtig ist den beiden, dass das Geld in Pinneberg bleibt. "Wir bilden hier aus und bieten Praktika an. Wir zahlen gerechte Gehälter und bieten familienfreundliche Arbeitsplätze." Dabei soll es auch bleiben, den Hauptfokus legen sie nicht auf das Geschäft im Netz.

E-Books gibt es trotzdem beim Bücherwurm zu kaufen und auch online zum Herunterladen. "Manche Kunden wollen das", sagt Anke Marckmann. Auch am Verkauf eines digitalen Buches verdient der Buchladen, jedoch nicht so viel, wie bei der Variante zum Anfassen. "Wenn die ganze Welt E-Books kauft, braucht man uns nicht mehr."

Auch die Buchhandlung Lavorenz in Uetersen bietet einen E-Book-Service an. Richtig nachgefragt werden die digitalen Varianten aber nicht. "Wir empfinden sie nicht als Bedrohung für unser Geschäft", sagt die Buchhandlungsteamleiterin Martina Löffler. Auch der Uetersener Buchladen hat einen Onlinestore. Die Kunden kommen aber trotzdem lieber ins Geschäft. Und ganz so schlecht kann es nicht laufen. Martina Löffler verweist auf den Branchenmonitor des Börsenvereins. Im Monat August kauften 49,7 Prozent der Kunden im Sortimentbuchhandel. Nur 14,8 Prozent shoppten online.

Michael Struppek von der Buchhandlung in Bönningstedt verkauft E-Books nur auf Kundenwunsch. Er setzt auf traditionelle Konzepte und individuelle Beratung, veranstaltet Lesestunden und Autorenabende. Das zeichnet sie aus. "Den Kunden ist bewusst, dass der Buchhandel vor Ort seinen Wert hat", sagt Struppek. Viele seiner Kunden suchen sich ihre Bücher online aus und kaufen sie dann bei ihm. Einen Online-Shop hat er nur für sein Antiquariat, das er nebenbei betreibt. Für aktuelle Bücher braucht er ihn nicht.

Die Wedeler Stadtbücherei hat hingegen ein großes Online-Angebot. Als eine der ersten Bibliotheken konnte man dort E-Books ausleihen - "Onleihe zwischen den Meeren" heißt das System, das bisher 14 Bibliotheken in Schleswig-Holstein nutzen. Von den etwa 5000 aktiven Kunden der Bücherei nutzen annährend 800 das Angebot. Andrea Köhn sieht die E-Medien nicht als Bedrohung. "Bücher gibt es schon seit vielen hundert Jahren. Die Speichermedien sind doch alle vergänglich", sagt die Bibliotheksleiterin. "E-Books werden die Bücher nicht ablösen."

Auf digitale Bücher umzusteigen, könnte sich Christiane Seifert nicht vorstellen. Die Deutschlehrerin an der Pinneberger Brahms-Schule ist ein Fan des konventionellen Lesens. "E-Books würde ich höchstens mit in den Urlaub nehmen, um Platz im Koffer zu sparen", sagt Seifert. Problematisch empfindet die Pädagogin den Zustand, dass Jugendliche überhaupt zu wenig Lesen. An ihrer Schule hat sie eine Bücherei eingerichtet, doch die wird nur wenig genutzt. "Das liegt aber auch an der Zeit, die Schüler heute zur Verfügung haben." Seifert will ihre Schützlinge mit spannender Lektüre zum Lesen animieren und setzt im Unterricht auf Buchvorstellungen, Leselisten und moderne Werke. Die kauft sie in den regionalen Buchhandlungen. Digitale Bücher im Unterricht könnte sich die Deutschlehrerin momentan nicht vorstellen. "Vielleicht in ferner Zukunft, aber die Vorstellung gefällt mir nicht", sagt sie. Irgendwann werde es aber so kommen, da ist sie sich sicher.

In der vergangen Woche hat ihr eine Schülerin von einem QR-Code auf der letzten Seite ihres aktuellen Buches erzählt. Damit könne man sich Tolstoi dann auch als E-Book herunterladen - für die Bahn zum Beispiel. Das findet die Pädagogin dann doch praktisch.